techconsult-Umfrage

Der digitale Arbeitsplatz für alle ist in weiter Ferne

09.02.2022
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Mitarbeiter im Lager oder mit persönlichem Kundenkontakt bleiben oftmals außen vor, wenn es um die Gestaltung des digitalen Arbeitsplatzes geht. Größte Hürden sind hohe Kosten, veraltete IT-Infrastruktur und untaugliche Software.
Nach wie vor sind die Produktionsmitarbeiter in vielen Unternehmen von digitalen Kommunikationskanälen abgeschnitten.
Nach wie vor sind die Produktionsmitarbeiter in vielen Unternehmen von digitalen Kommunikationskanälen abgeschnitten.
Foto: Nordroden - shutterstock.com

Home-Office-Pflicht und hybrides Arbeiten sorgen zwar für die Digitalisierung der Kommunikation, allerdings hauptsächlich bei den Büromitarbeitern. Somit sind weltweit 80 Prozent der Belegschaft an Frontline Workern, die in persönlichem Kundenkontakt stehen oder in der Produktion arbeiten, von digitalen Unternehmenskanälen abgeschnitten.

Unternehmen haben dieses Problem erkannt, doch die Umsetzung liegt deutlich hinter dem Anspruch. Das belegt eine Umfrage, die im Dezember 2021 von techconsult im Auftrag von Campana & Schott unter 300 Führungskräften in Deutschland, Frankreich und der Schweiz durchgeführt wurde.

Klassische Kommunikationskanäle dominieren

Demnach kommen in der Kommunikation nach wie vor klassische Kanäle zum Einsatz. So nutzen 68 Prozent der Führungskräfte E-Mails und 60 Prozent das Telefon, um Frontline Worker zu erreichen. Erst mit deutlichem Abstand folgen Intranet (41,3 Prozent), Collaboration Tools (29,7 Prozent) oder Mitarbeiter-Apps (24,7 Prozent). Vor allem Deutschland zeigt sich hier traditionell (E-Mail: 76 Prozent, Telefon: 65 Prozent) im Vergleich zur Schweiz (E-Mail: 62 Prozent, Telefon: 54 Prozent) oder Frankreich (E-Mail: 66 Prozent, Telefon: 61 Prozent).

"Unternehmen müssen - insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel - in den digitalen Arbeitsplatz auch für Frontline Worker investieren. So können sie nicht nur ihrem wichtigsten Ziel, der schnellen Informationsvermittlung, näherkommen", ist Marco Heid, Advisor Modern Frontline Workplace bei Campana & Schott, überzeugt. Wenn Frontline Worker die Vorteile von digitaler Kommunikation und Prozessen erlebten, verbessere sich auch die Produktivität und die Mitarbeiterzufriedenheit.

Kosten wichtigstes Thema

Die wichtigsten Gründe, warum Unternehmen die Integration aller Mitarbeiter in den digitalen Arbeitsplatz noch nicht realisiert haben, sind laut der Umfrage zu hohe Kosten (33,7 Prozent), unzureichende IT-Infrastruktur (29,7 Prozent), ungeeignete Software (28,7 Prozent) und geringe Kenntnisse der Mitarbeiter (26 Prozent).

Die gute Nachricht sei indes, so Heid, dass sich viele dieser Hürden mit aktuellen Lösungen überwinden ließen. "Zunächst können die Kosten für Hardware und Software durchaus signifikant sein", gibt Christian Koch, Advisor Endpoint Management & Telefonie bei Campana & Schott, zu bedenken. Um diese Anfangsinvestitionen zu reduzieren, sei es möglich, Hardware und IT-Infrastruktur ebenso wie Anwendungen als Managed Services zu betreiben. Experten mit dem nötigen spezifisches Wissen könnten sehr wohl Lösungen gut an die Bedürfnisse von Frontline Workern anpassen.

Nutzung privater Geräte hilft bei Digitalisierung

Ein Ansatzpunkt können auch die Nutzung von privaten Geräten sein, empfehlen die Experten von Campana & Schott. Erfahrungsgemäß möchten viele Mitarbeiter ihre privaten Smartphones oder Tablets für dienstliche Zwecke verwenden. Diese entsprechen nämlich den persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen. Außerdem müssen sie dann nur ein Gerät einsetzen. Allerdings sei diese Option in Deutschland bislang wenig verbreitet: Nur jeder fünfte Frontline Worker nutzt sein privates Endgerät am Arbeitsplatz (BYOD). In der Schweiz hingegen ist es jeder vierte, in Frankreich sogar jeder dritte.

Unternehmensdaten auf mobilen Endgeräten abzusichern, darin sehen 57 Prozent der Unternehmen in Frankreich den größten Verbesserungsbedarf. In Deutschland möchten 45 Prozent der Führungskräfte den Zugriff auf Unternehmensdaten mit privaten Geräten verbessern. In der Schweiz sind das nur 32 Prozent. Das Thema Sicherheit wird in der Schweiz (40 Prozent) derzeit kritischer betrachtet als in Deutschland (32 Prozent).

Riesiges ungenutztes Potenzial

Der Status quo ergibt im Länderüberblick ein differenziertes Bild vom digitalen Arbeitsplatz für alle. Gemäß der Umfrage haben erst 10,7 Prozent der Unternehmen ihre Frontline Worker vollständig mit digitalen Tools und Endgeräten ausgestattet. Mitten im Rollout befinden sich acht Prozent, erste Use Cases und Pilotprojekte haben 16,7 Prozent umgesetzt. Die meisten Unternehmen sind erst in der Konzeptions- (26 Prozent) oder Planungsphase (29,7 Prozent). Und neun Prozent beschäftigen sich noch gar nicht mit dem Thema.

Sind Lösungen installiert, nutzen in 88,8 Prozent der Unternehmen Frontline Worker die gleichen Collaboration-Lösungen und internen Tools wie Mitarbeiter mit Büroarbeitsplätzen. Dies mache das Potenzial für gemeinsam genutzte Anwendungen deutlich, betonen die Campana & Schott Experten.