Nur wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg verdiente sich der Bulli - angeblich eine Wortbildung aus Bus und Lieferwagen - als Lastenesel beim Aufbau der jungen Republik seine ersten Sporen. In den 60er und 70er Jahren verkörperte der VW Bus dann das Lebensgefühl einer ganzen Generation: den Aufbruch in die Freiheit. Egal, ob Marokko, Südspanien, Nordkap oder Woodstock-Festival - der Bulli war mit dabei. Und der VW Bus wurde zur mobilen Ikone der Hippie-Bewegung.
Digitaler Zeitgeist statt Hippie-Romantik
Vor diesem Hintergrund stellt die Weltpremiere des elektrischen ID. Buzz (Bus) und des ID. Buzz Cargo (Transporter) nicht nur in Sachen Antriebskonzept eine Zäsur dar: Der ID. Buzz spiegelt ganz den digitalen Zeitgeist der Generation iPhone wider und ist mehr denn je ein Computer auf vier Rädern. Dazu zählen etwa Touchslider für das Infotainment-System oder je nach Modell bis zu acht verbaute USB-C-Schnittstellen sowie eine Ablage für das Smartphone mit induktiver Ladefunktion. Für die Verbindung mit dem Smartphone gibt es "App-Connect" inklusive "App-Connect Wireless" für Apple CarPlay und Android Auto. Und natürlich darf das obligatorische Ambiente Licht mit maximal bis zu 30 Farben nicht fehlen.
Digitale Assistenten
Auch beim Fahren setzt der ID. Buzz ganz auf Digitalisierung. In der höchsten Ausbaustufe soll der VW Bus mehr als 30 Assistenzsysteme an Bord haben. Das Spektrum der Assistenzsysteme beinhaltet vernetzte Technologien wie die "Memory Funktion" für das automatisierte Einparken auf einer zuvor abgespeicherten Strecke, "Car2X" (Warn- und Gefahrenmeldungen im lokalen Nahbereich) und eine neue Version des "Travel Assist" mit Schwarmdatennutzung. Der "Travel Assist mit Schwarmdaten" ermöglicht laut VW im Rahmen der Systemgrenzen über den gesamten Geschwindigkeitsbereich die teilautomatisierte Quer- und Längsführung und erstmals den assistierten Spurwechsel auf Autobahnen (ab 90 km/h). Stehen Schwarmdaten zur Verfügung, soll der "Travel Assist mit Schwarmdaten" lediglich auf eine erkannte Fahrbahnbegrenzung angewiesen sein, um die Spur zu halten - zum Beispiel auf Landstraßen ohne mittlere Fahrbahnmarkierung. Mit an Bord ist zudem der Notbremsassistent "Front Assist" mit Fußgänger- und Radfahrererkennung. Per Over-the-Air-Updates sollen im ID. Buzz künftig bis zu 35 Steuergeräte auf dem neuesten Software-Stand gehalten werden.
Der Bulli als Open Space
Zudem erleben Fahrer und Passagier, wie es im schönsten VW-Marketing-Sprech heißt, "ein neuesBulli-Feeling in einem als Open Space konzipierten Innenraum… mit einem loungeartigen, freundlichen Ambiente…". Der Bus bietet Platz für bis zu 1.121 Liter Gepäck. Wird die zweite Sitzreihe umgeklappt, steigt das Ladevolumen auf bis zu 2.205 Liter. In den Laderaum sollen des Transporters soll zwei Europaletten passen. Eher enttäuschend ist die maximale Zuladung des ID. Buzz Cargo mit 650 kg. Dagegen hatte der T1 schon 1950 als Lastenesel des deutschen Wirtschaftswunders eine Aufnahmekapazität von zunächst 760 kg. Mit Quer- und Längsprofilen verstärkt, betrug die Zuladung später eine Tonne.
Aufgeladen in 30 Minuten
Technisch basieren der neue ID. Buzz und ID. Buzz Cargo wie alle Modelle der ID.-Familie auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) des Konzerns. Die Europaversionen werden zur Markteinführung mit einer 77-kWh-Batterie starten (Bruttoenergiegehalt: 82 kWh). Sie versorgt einen 150 kW starken Elektromotor mit Strom, der die Hinterachse antreibt. Die Ladeleistung bei der Nutzung von Wechselstrom (AC) beträgt 11 kW. Per CCS-Stecker an einer DC-Schnellladesäule (Gleichstrom) steigt die Ladeleistung auf bis zu 170 kW; die Batterie ist so laut Volkswagen nach rund 30 Minuten von 5 auf 80 Prozent geladen. Bezüglich der Reichweite mit einer Batterieladung machte der Konzern bei der Vorstellung keine Angaben.
Der Vorverkauf soll in Europa im Mai 2022 beginnen. Die Auslieferung erster Fahrzeuge ist für den Herbst 2022 in Europa geplant. Preise hat Volkswagen bislang noch nicht veröffentlicht.