Umbau im Vertrieb

Dell will tausende Stellen streichen

07.08.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der PC-Hersteller Dell baut offenbar seinen Vertrieb um. Etwa 12.500 Jobs könnten im Zuge der Restrukturierung wegfallen.
Tausende Dell-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter werden sich wohl bald einen neuen Job suchen müssen.
Tausende Dell-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter werden sich wohl bald einen neuen Job suchen müssen.
Foto: Visuals6x - shutterstock.com

Dell plant offenbar eine tiefgreifende Restrukturierung und will in diesem Zuge tausende Mitarbeitende entlassen. Das berichten verschiedene US-Medien. Demzufolge gehe es dem Computerbauer vor allem darum, seinen Geschäftsbetrieb zu optimieren und den Fokus auf Zukunftsthemen wie KI zu schärfen.

Der Konzern habe seine Angestellten in einem Memo am 6. August 2024 über die anstehenden Maßnahmen informiert, berichteten beispielsweise Bloomberg und Business Insider. Die Pläne der Dell-Verantwortlichen zielten darauf ab, die Vertriebsorganisation zu straffen und eine neue KI-orientierte Sales-Abteilung aufzubauen.

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Wie viele Menschen ihren Job bei Dell verlieren werden, steht nicht genau fest. In den Berichten wird eine Zahl von 12.500 Stellen kolportiert, die gestrichen werden sollen. Das entspräche etwa zehn Prozent der Gesamtbelegschaft. Eine offizielle Bestätigung des Herstellers steht noch aus.

Dell will Organisation verschlanken

Die US-Medien beziehen sich auf ein Memo mit dem Titel "Global Sales Modernization Update" von John Byrne, President für das weltweite Partnergeschäft, und Bill Scannell, President für den Bereich Global Sales und Customer Operations. "Wir werden schlanker. Wir verschlanken die Managementebenen und setzen neue Prioritäten bei unseren Investitionen", heißt es darin.

Dell-internen Quellen zufolge betreffen die Entlassungen vor allem Manager und leitende Angestellte. Die Maßnahmen würden auch das Marketing und den Betrieb treffen, hieß es. Organisationen würden zusammengelegt, die Quote auf mindestens 15 Mitarbeitende pro Manager erhöht. Es spiele keine Rolle, wie viel Mühe man in seinen Job bei Dell stecke, zitiert Business Insider eine Vertriebsmitarbeiter. "Sobald es dem Unternehmen nützt, ist man weg."

Entlassungswelle folgt auf Entlassungswelle

Es sind nicht ersten Massenentlassungen bei Dell in der jüngeren Vergangenheit. Bereits im Fiskaljahr 2024, das am 2. Februar 2024 endete, strich der Konzern seine Belegschaft um 13.000 Stellen von 133.000 auf 120.000 Mitarbeitende zusammen. Damit fiel der Stellenabbau umfangreicher aus als geplant. Ursprünglich war man Anfang des Geschäftsjahrs 2024 noch von fünf Prozent der Belegschaft oder rund 6500 zu streichenden Jobs ausgegangen.

Mit den jetzt avisierten Entlassungen nähert sich Dell der 100.000er Marke bei seinen Beschäftigten an. Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Hersteller über kurz oder lang seinen Headcount auf eine fünfstellige Zahl drücken möchte.

Schächere Geschäfte bei Dell

Nach dem Boom der Corona-Jahre laufen die Geschäfte bei Dell nicht mehr so rund. Verbuchte der Konzern in den Geschäftsjahren 2022 und 2023 noch Einnahmen über 100 Milliarden Dollar, brach der Umsatz 2024 um 14 Prozent auf 88,4 Milliarden Dollar ein. Besonders stark erwischte es das PC-Geschäft im Consumer-Segment, das um 28 Prozent von 12,7 auf 9,1 Milliarden Dollar schrumpfte. Insgesamt verlor die Client Solutions Group (CSG) 16 Prozent von 58,2 auf 48,9 Milliarden Dollar. Im Data-Center-Geschäft mit Servern, Storage und Netzwerk-Equipment (Infrastructure Solutions Group - ISG) verbuchte Dell einen Rückgang um 12 Prozent 38,4 auf 33,9 Milliarden Dollar.

Die Nachrichten rund um den Stellenabbau bei Dell sind die zweite Hiobsbotschaft innerhalb weniger Tage. Anfang August hatte Intel nach einer schwachen Bilanz für das zweite Quartal 2024 angekündigt, 15 Prozent seiner Stellen zu streichen. Damit werden wohl 17.500 Menschen ihren Job bei dem weltgrößten Halbleiterhersteller verlieren.