Dividende zur Schuldentilgung

Dell spaltet VMware ab

16.04.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Trennung von VMware könnte Dell knapp zehn Milliarden Dollar Sonderdividende einbringen. Damit soll ein Teil des Schuldenbergs abgetragen werden.
Dell und VMware trennen sich. Aber es soll auch künftig enge Verbindungen zwischen beiden Unternehmen geben.
Dell und VMware trennen sich. Aber es soll auch künftig enge Verbindungen zwischen beiden Unternehmen geben.
Foto: Miha Creative - shutterstock.com

Dell Technologies trennt sich von VMware. Aktuell halten die Texaner knapp 81 Prozent an dem Virtualisierungsspezialisten. VMware war 2016 mit der Übernahme von EMC zu Dell gekommen. Der Storage-Anbieter EMC hatte VMware 2004 übernommen und 2007 als selbständiges Unternehmen an die Börse gebracht - blieb aber mit einem Anteil von rund 85 Prozent Mehrheitsanteileigner. Die Aufspaltung soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Vorausgesetzt die Steuerbehörden spielen mit und winken den Spin-off als steuerfrei durch.

"Erheblicher Mehrwert für alle Beteiligten"

Am Ende sollen Dell und VMware als voneinander unabhängige Unternehmen am Markt agieren. Allerdings werde es weiterhin gemeinsame Aktivitäten geben. So will man offensichtlich in Sachen Entwicklung auch künftig zusammenarbeiten. Auch in den Bereichen Marketing und Vertrieb wollen Dell und VMware kooperieren. Darüber hinaus werde VMware in Zukunft weiterhin Dell Financial Services nutzen, um seine Kunden bei der Finanzierung ihrer digitalen Transformation zu unterstützen, hieß es.

"Durch die Ausgliederung von VMware erwarten wir zusätzliche Wachstumschancen sowohl für Dell Technologies als auch für VMware und einen erheblichen Mehrwert für alle Beteiligten", sagte Michael Dell, Chairman und Chief Executive Officer von Dell Technologies. Beide Unternehmen blieben Partner. Der Dell-Chef kündigte an, dass Dell Technologies sein Kerngeschäft in den Bereichen Infrastruktur und PC ausbauen wolle. Es gehe darum, neue Möglichkeiten durch ein offenes Ökosystem zu nutzen, um in den Bereichen Hybrid und Private Cloud, Edge und Telekommunikation zu wachsen.

Michael Dell hält auch nach dem Spin-off die Fäden in der Hand. Er bleibt Chairman und CEO von Dell Technologies sowie Vorsitzender des VMware-Aufsichtsrats.
Michael Dell hält auch nach dem Spin-off die Fäden in der Hand. Er bleibt Chairman und CEO von Dell Technologies sowie Vorsitzender des VMware-Aufsichtsrats.

Nach Abschluss des Spin-off werde Michael Dell Chairman und Chief Executive Officer von Dell Technologies sowie Chairman des VMware-Boards bleiben, kündigte der Konzern an. Zane Rowe bleibe vorerst Interims-CEO von VMware bleiben, und auch im VMware-Vorstand werde es keine Veränderungen geben.

Sonderdividende zur Schuldentilgung

Im Zuge der Transaktion will VMware eine Sonderdividende in Höhe von 11,5 bis 12 Milliarden Dollar an alle VMware-Aktionäre ausschütten. Basierend auf der derzeitigen 80,6-prozentigen Beteiligung an VMware würde Dell Technologies damit etwa 9,3 bis 9,7 Milliarden Dollar erhalten. Dieses Geld soll in erster Linie zur Schuldentilgung verwendet werden. Der Konzern schiebt seit der über 60 Milliarden Dollar schweren Übernahme von EMC einen gewaltigen Schuldenberg vor sich her.

Dell will damit seine Kapitalstruktur stärken, wohl auch um Investitionen in die Weiterentwicklung des eigenen Portfolios besser stemmen zu können. Die Aussichten scheinen derzeit nicht schlecht. Im Zuge der Coronakrise und dem Ausbau der Homeoffice-Aktivitäten in vielen Unternehmen hat der PC-Markt in den zurückliegenden Quartalen massiv an Fahrt aufgenommen. Darüber hinaus forcieren die Betriebe ihre Digitalisierung und investieren in ihre IT-Infrastruktur. Das reicht vom eigenen Rechenzentrum über die Cloud - private wie public - bis hin in die Ränder des Netzwerks in Fabriken und Produktionsanlagen, den sogenannten Edge. Dell will sich in allen Bereichen positionieren und hatte erst kürzlich angekündigt, seine Produktpalette in einem as-a-Service-Modell anbieten zu wollen. Eine Strategie, die auch Wettbewerber wie beispielsweise Hewlett Packard Enterprise verfolgen.