Schutz vs. Entmündigung

Datenschutz im Digitalisierungs-Zeitalter

Kommentar  31.01.2017
Von 


Andreas Weiss ist seit der Gründung (2009) als Direktor des Cloud Fachverbandes EuroCloud Deutschland_eco e.V. und seit 2013 aktiv bei Initiativen der EuroCloud Europe tätig. Er hat maßgeblich die Entwicklung des Star Audit durchgeführt und ist zudem bei diversen Initiativen zur Förderung der Sicherheit und Transparenz von digitalen Plattformen und Diensten eingebunden. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

Welche Weichen müssen wir stellen?

Wir müssen genauer und differenzierter hinschauen, welche Datenanalysen einen Mehrwert erbringen können und dabei auch den davon möglicherweise betroffenen Personen ein Selbstbestimmungsrecht einräumen. Wer erklärt einem Krebs-Patienten, dass eine Studie oder Therapie an den Fallstricken einer komplexen Datenschutzregelung scheitert? Wie wollen wir weniger Verkehrstote erreichen, ohne dass Daten und Algorithmen zum Einsatz kommen, die natürlich auch temporär eine individuelle Zuordnung von Personen, Orten und weiteren Informationen ermöglichen? Die Prinzipien "Privacy by Design" und Datensparsamkeit werden hier keine ausreichenden Lösungen liefern. Dazu braucht es mehr Gestaltungsspielraum und einen intensiveren Blick auf die Gewährung von Datensouveränität, statt auf Datenschutz als Verschlusssache.

Wir leben in einer Informationsgesellschaft und benötigen dazu auch eine passende Informationssicherheit. Viele der heute gerne genutzten Services sind Teil einer vernetzten Infrastruktur und vernetzter Anwendungen. Das ist Profiarbeit und muss auch von Profis geschützt werden. Mit dem Star Audit wurde ein angemessener Rahmen zur Prüfung der Gegebenheiten bei Cloud-Anbietern hinsichtlich der wichtigen Fragen zu Recht, Datenschutz und Sicherheit erarbeitet, der auch als Vorlage für das Trusted Cloud Label diente.

Europa bietet sich eine große Chance, die positiven Effekte einer digitalen Gesellschaft zu fördern und die negativen Begleiterscheinungen handhabbar zu halten. Dazu bedarf es aber auch einheitlicher Regeln in einem digitalen europäischen Binnenmarkt. Für den einen mag der Wohnzimmersprachassistent der Inbegriff der Orwellschen Big-Brother-Welt sein - für die alleinlebende Großmutter auf dem Land ist es vielleicht der Lebensretter.

Smart Cities, autonomer Verkehr, Industrie X.0, Künstliche Intelligenz, Virtuelle Realität, digitales Lernen - wir sehen viele Chancen und Herausforderungen, unser Leben besser zu gestalten. Eine althergebrachte, den Überlegungen der 1980er Jahre verhaftete Datenschutzauffassung darf nicht das Nadelöhr sein! Ein moderner Datenschutz kann hingegen gerade den Ausgleich zwischen Selbstbestimmung und digitalem Fortschritt schaffen. (fm)