DSGVO: Der Mehrwert für Unternehmen

Datenlust statt Datenfrust

04.09.2018
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Burkhard Heihoff ist Geschäftsführer von Pitney Bowes und Vertriebsdirektor. Er verantwortet das Geschäft der Pitney Bowes Deutschland GmbH und den gesamten Vertrieb der Postbearbeitungs- und Versandlösungen in Mitteleuropa. Vor seinem Einstieg bei Pitney Bowes verantwortete Herr Heihoff als Country Manager D/A/CH das B2B Geschäft von Panasonic und war in verschiedenen Managementpositionen für Canon tätig.
Die DSGVO bringt Unternehmen vor allem zusätzliche Pflichten und Anforderungen. Gleichzeitig bedeutet DSGVO-Compliance allerdings neue Chancen und echten Mehrwert.
Völlig ratlos ob der DSGVO? Dabei bietet sie Unternehmen durchaus einige Chancen - gewusst wie.
Völlig ratlos ob der DSGVO? Dabei bietet sie Unternehmen durchaus einige Chancen - gewusst wie.
Foto: Kaspars Grinvalds - shutterstock.com

Unternehmen und Organisationen, die Daten von EU-Bürgern in der EU verarbeiten, arbeiten im Bestfall seit Monaten daran, die Auflagen der DSGVO zu erfüllen. Vor etwa einem halben Jahr war der Weg zur DSGVO-Compliance für viele Unternehmen allerdings noch weit. So ergab eine IDC Studie beispielsweise, dass 44 Prozent der befragten Unternehmen noch keine konkreten technologischen oder organisatorischen Maßnahmen zur Vorbereitung auf die DSGVO getroffen hatten. Gartner prognostizierte zudem vor einem Jahr, dass mehr als 50 Prozent der Unternehmen nicht in der Lage seien, bis Ende 2018 die Compliance-Vorschriften rechtzeitig zu erfüllen.

Die Nichteinhaltung der DSGVO kann Unternehmen nun teuer zu stehen kommen. Noch teurer als die Strafen selbst können jedoch die Konsequenzen sein. Eine Datenschutzverletzung beschädigt die Reputation eines Unternehmens und bedeutet einen Verlust des Vertrauens von Kunden, Partnern und Mitarbeitern - und folglich auch den Verlust von Aufträgen und Umsatz. In der Tat fand das Centre for Economic and Policy Research heraus, dass die negativen Auswirkungen auf den Aktienkurs eines Unternehmens neun Mal so hoch sind wie die von den Aufsichtsbehörden auferlegten finanziellen Sanktionen.

Viele der von der DSGVO geforderten Prozesse sind bereits Teil einer guten Geschäftspraxis, welche die meisten Unternehmen schon umsetzen. Jene Teile der Verordnung, die mehr Aufwand und zusätzliche Ressourcen erfordern, sollten Unternehmen nicht als lästige Pflicht, sondern als eine Chance begreifen. Es gibt tatsächlich viele gute Gründe für Unternehmen, die DSGVO-Auflagen zu erfüllen und schließlich einen Mehrwert daraus zu generieren:

1. Beschleunigte digitale Transformation: Daten sind die treibende Kraft der digitalen Transformation. Das größte Hindernis besteht jedoch in der anfänglichen Datenerfassung. Welche Daten sind wo gespeichert und warum? Sind es strukturierte oder unstrukturierte Daten? Wie kann deren Genauigkeit und Verwaltung verbessert werden? Wenn Unternehmen den internen Datenfluss verstehen, können sie die digitale Transformation beschleunigen und die Möglichkeiten digitaler Technologien optimal nutzen.

2. Effizientere Geschäftsprozesse und gesteigerte Produktivität: Im Zuge der DSGVO müssen Unternehmen alle personenbezogenen Daten, die sie gespeichert haben, auf Anfrage zügig bereitstellen und löschen können. Dieser sofortige Zugriff auf präzise und sichere Daten wird die Unternehmensprozesse effizienter gestalten.
Aktuell können die vorgehaltenen Daten in Hunderten von Silos gespeichert sein, in strukturierter oder unstrukturierter Form und in großen Mengen. Durch das Zusammenstellen, Ordnen und Verwalten dieser Daten erreichen Unternehmen einen Mehrwert, der über die einfache Compliance hinausgeht. So wird sich die Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens verbessern, die Prozesse werden gestrafft und die Produktivität erhöht, da Mitarbeiter weniger Zeit für die Suche nach Informationen aufwenden müssen.

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3. Minimierung von Fehlern: Oftmals gibt es unterschiedliche Daten von einer Person, wie zum Beispiel Namen, Adresse etc. Unternehmen müssen nun in der Lage sein, zwischen unterschiedlichen Entitäten einer Person Zusammenhänge zu erkennen. Fehlende Daten, Abkürzungen oder auch Rechtschreibfehler stellen Unternehmen vor große Herausforderungen in der Zusammenführung und Erkennung ihrer Kunden.
In Deutschland beispielsweise ist Thomas Müller einer der am häufigsten verwendeten Namen. Thomas Müller wird möglicherweise in unterschiedlichen Datensätzen als T. Müller oder Tom Müller aufgeführt oder es gibt mehrere Kunden mit diesem Namen. Wenn Unternehmen dieselbe Person unterschiedlich bezeichnen, kann dies zu doppelten Aufzeichnungen und falschen Informationen führen - und das beeinträchtigt das Erlebnis für den Kunden negativ. DSGVO-Compliance wird diese Art von Fehlern reduzieren, sodass die Kundendaten zu einem der größten unternehmerischen Vermögenswerte werden.

4. Verbessertes Kundenerlebnis: Kunden erwarten im gesamten Unternehmen eine einheitliche Anwendererfahrung. Wenn die Mitarbeiter mit Kundenkontakt schnell auf die richtigen Daten zugreifen können, verbessert sich dadurch automatisch das Kundenerlebnis. Die Mitarbeiter haben sofort die richtigen Informationen zur Hand und die Kunden müssen ihre Daten nicht mehrfach an verschiedenen Stellen angeben

5. Einheitliche Kundensicht: Wenn wichtige Informationen nicht miteinander verknüpft sind, verpassen Unternehmen womöglich gute Gelegenheiten. Wenn Kundendaten jedoch abteilungsübergreifend miteinander verbunden sind, erzeugt das eine umfassende 360-Grad-Sicht, die Zusammenhänge aufzeigt und versteckte Chancen aufdeckt. Unternehmen können ihre Kunden so verstehen und deren Reaktionen vorhersagen.

6. Gesteigertes Kundenvertrauen: 84 Prozent der Verbraucher befinden, dass Unternehmen ihre Vertrauenswürdigkeit beweisen müssen. Unternehmen sollten also alles tun, um das auch zu gewährleisten. Investiert ein Unternehmen in den Schutz und die Sicherheit seiner Kundendaten baut es Vertrauen auf, sodass die Kunden länger treu bleiben. DSGVO-Konformität ist damit ein Zeichen der Vertrauenswürdigkeit eines Unternehmens.

7. Datengetriebene Erkenntnisse: Die Kombination verschiedener Datensätze zeigt Verbindungen zwischen Personen, Orten und Dingen auf und hilft so, die Kunden besser zu verstehen. Die so gewonnenen Einblicke bieten wertvolle Erkenntnisse und ermöglichen praxisnahe Handlungsempfehlungen.

8. Kundenbindung steigern: Anhand von standardisierten, validierten und verifizierten Daten können Unternehmen genaue, aktuelle Kundenprofile erstellen. Das ermöglicht ihnen sowohl im digitalen als auch im physischen Bereich relevante und personalisierte Interaktionen anzubieten und somit zielgerichtete, erfolgreichere Kampagnen umzusetzen. Und die sind dringend nötig, denn Konsumenten entscheiden innerhalb von nur 5 Sekunden über die Relevanz einer erhaltenen Information.

9. Schneller reagieren: Durch den sofortigen Zugriff auf akkurate Daten können Unternehmen schnell auf interne Anfragen, Kundenanforderungen, regulatorische Bestimmungen oder auch Änderungen der Marktbedingungen reagieren. Das bietet ihnen eine neue Flexibilität und einen möglichen Wettbewerbsvorteil.

10. Prognose- und Risikomanagement verbessern: Mithilfe genauer, aktueller Daten können Unternehmen umfangreiche Tests in den Bereichen Data-Mining und Predictive Analytics durchführen. Basierend auf diesen Daten haben sie die Möglichkeit, präzise, datengetriebene Entscheidungen und Prognosen über zukünftiges Verhalten und Szenarien zu treffen, um die strategische Ausrichtung Ihres Geschäfts zu planen und Risiken zu minimieren

Lesetipp: Personalisiertes Marketing ohne Facebook, Google & Co.

Bislang dreht sich die öffentliche Wahrnehmung hauptsächlich um den Mehraufwand und die Verunsicherung durch die DSGVO. Die positiven Aspekte bleiben oft dahinter zurück - und das sollten wir dringend ändern. Unternehmen sollten die Möglichkeiten erkennen, mit denen sie von dieser neuen Regelung profitieren können. Die Auswertung und Bündelung der gespeicherten Informationen ermöglichen eine individualisierte Ansprache ihrer Kunden im jeweils richtigen Kontext und so die Erschließung neuer Einnahmequellen.