Tag 2: Adios, Outlook

Das Windows-8-Tagebuch

04.03.2012
Von 
Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.
Nach der Installation ist vor der Nutzung: Am zweiten Tag kämpft unser Autor mit den neuen Apps für E-Mails, Termin- und Kontaktverwaltung. Und ärgert sich, dass Outlook zwar überflüssiger wird, Microsoft aber praktische Funktionen vergisst.
Foto: Microsoft

Jahrelang galt in der Microsoft-Welt: Kontakte, E-Mails und Termine, das regelt Outlook. Windows 8 rüttelt bereits in der Consumer Preview ordentlich an diesem Mantra, die wichtigsten Outlook-Funktionen sind bereits integriert. Die etwas größere "Live-Tile" für E-Mail begrüßt mich nach dem Anmelden bereits mit den aktuellen E-Mails, die in meinem Hotmail-Postfach eingegangen sind.

Das Microsoft-Konto fungiert dabei als zentrale Steuerkonsole: Hier werden alle Einkäufe aus dem App Store hinterlegt und alle Verknüpfungen zu Diensten gesichert. Da aber die wenigsten Unternehmen Hotmail im Business verwenden, kann Windows 8 die Nachrichten auch von Exchange und Google abrufen - neben dem normalen Googlemail werden die Google Apps for your Domain unterstützt. Verwunderlich: Damit endet die Liste der unterstützten Systeme, wer also POP3 oder SMTP nutzt, der sieht beim aktuellen Preview-Version in die Röhre.

Die Konfiguration erfolgt über die "Charms"-Seitenleiste, die über das Tastenkürzel Windows + C erscheint. Alternativ kann man den Mauszeiger am linken unteren Bildschirmrand parken, nach kurzer Zeit tauchen die Symbole auf.

In der Mail-App dominiert Grau als Farbe. Sie ist in drei Bereiche unterteilt. Ganz links sind die Konten zu sehen, in der Mitte die einzelnen E-Mails samt Betreff, rechts ist der Inhalt. E-Mails im HTML-Format werden standardmäßig angezeigt, wohl ein Überbleibsel der mobilen Entwicklung. Outlook zeigt bereits seit mehreren Generationen HTML nur auf Anfrage an, was Nutzer vor Bilderspam und bösartigen Attacken schützt. Ändern lässt sich die Ansicht nicht, die Einstellungen beschränken sich auf neue Konten und den Zugriff auf Mikrofon und Kamera.

Nachrichtenzentrale: Die E-Mail-App.
Nachrichtenzentrale: Die E-Mail-App.

E-Mail-Nachrichten lassen sich mit der App dagegen gut schreiben. Minimiert auf drei Schaltflächen sind mit "Neu", "Antworten" und "Löschen" alle für den Basiseinsatz notwendigen Funktionen enthalten. Kontakte schlägt die App automatisch vor, den nervigen "Gesendet von meinem Windows 8 PC"-Kommentar kann man aber scheinbar nicht abschalten (sollte einem Leser dies gelungen sein, wäre ich für eine kurze Anleitung sehr dankbar).

Ein riesiges Manko fällt aber nach kurzer Nutzung auf: Microsoft hat scheinbar vergessen, in seine allgemeine Suchfunktion E-Mails zu integrieren. Kann man sonst in Windows 8 überall zu tippen beginnen und das Betriebssystem zeigt die passenden Daten, muss man in den E-Mails zunächst per Windows + C die Charms-Leiste hervorholen und den Sucheintrag wählen. Das sollte es in der nächsten Version direkt geben (es geht bei den Kontakten schließlich auch).

Kontakte aus verschiedenen Quellen im Griff

Bei den Kontakten machen sich die Lehren aus Windows Phone 7 angenehm bemerkbar. Egal ob die Informationen bei Hotmail, LinkedIn, Twitter, Google, Exchange oder Facebook lagern, Windows 8 führt alle diese Quellen in einer zentralen Kontakte-App zusammen. Interessant ist dabei, dass Facebook, Twitter und LinkedIn über das Hotmail-Konto gesteuert werden, also nicht direkt mit Windows 8 verbunden sind.

Ansehnlich: Windows 8 verknüpft die Kontakte (hier anonymisiert) mit Daten aus sozialen Netzen.
Ansehnlich: Windows 8 verknüpft die Kontakte (hier anonymisiert) mit Daten aus sozialen Netzen.

Duplikate finden sich kaum, jeder Eintrag erhält ein Kontaktbild. Das ist optisch enorm ansehnlich. Ein Suchfenstern muss man hier nicht aufrufen, es reicht den Namen des Kontaktes direkt einzutippen. Wer einzelne Kontakte bearbeiten will, muss übrigens per Windows + Z oder Rechtsklick das Kontextmenü vom unteren Bildschirmrand hervorziehen.

Allerdings wünsche ich mir hier eine bessere Integration in den E-Mail-Client. Die Profilseite eines Kontaktes besteht zum größten Teil aus weißer Fläche, hier wäre es durchaus möglich, die letzten E-Mails oder als wichtig markierte Nachrichten unterhalb des Kontaktbildes einzublenden. Das klappt schließlich auch mit Facebook-Neuheiten, wenn die Konten verknüpft sind.