Thunderbolt 4, USB 4 und Thunderbolt 3:

Das sind die Unterschiede, das bietet Apple

16.04.2023
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Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.

Thunderbolt 4 bei Intel-Notebooks

Thunderbolt 4 gab es anfangs nur für Windows-Notebooks wie das LG Gram und erst Mainboards, die auf Intels neuester elfter Core-i-Generation Tiger Lake basieren. Eigenständige Thunderbolt-4-Controller gibt es ebenfalls nur von Intel, Mainboard mit Thunderbolt 4 sind noch selten. Erstmals sollen übrigens Chromebooks von Thunderbolt profitieren. Der große Unterschied zu Thunderbolt 3: Damals mussten die Notebookhersteller noch eine Gebühr zahlen und einen zusätzlichen Controller verbauen - bei Tiger Lake ist dieser bereits integriert und verursacht keine zusätzlichen Kosten. Für die Windows-Welt ist dies aber diese neue Thunderbolt-Unterstützung aber eher ein Randthema und in der Berichterstattung zu den neuen Geräten wird Thunderbolt 4 allenfalls am Rande erwähnt.

Thunderbolt-4-Docks

Anders als bei Thunderbolt 1 und 2 können Sie aber Thunderbolt-4-Geräte auch an einem M1-Mac mit Thunderbolt-3-Anschluss betreiben. Sie ärgern sich, dass ihr neues Macbook Pro nur noch zwei Thunderbolt-Schnittstellen hat? Thunderbolt-4-Zubehör ist noch rar, die drei ersten Thunderbolt-4-Docks sind aber schon erhältlich. Bei Alternate gibt es etwa zwei OWC-Docks, auch ein Modell von Kensington ist bestellbar, das TBT200 von Corsair haben wir kürzlich getestet.

Das neue OWC Hub (OWCTB4HUB5P) bietet eine moderne USB-Schnittstelle (USB-C 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) und üppige vier Thunderbolt-4-Schnittstellen. Bis zu 60 Watt bei der Aufladung werden unterstützt. Insgesamt 11 Standardschnittstellen liefert das größere Modell für knapp 250 Euro. Hier erhält man zusätzlich Kartenleser, Ethernet, USB-A und Kopfhörer-Buchse. Außerdem stehen bis zu 90 Watt zur Verfügung. Üppiger ausgestattet ist das TBT200 von Corsair: Insgesamt vier Thunderbolt-4-Anschlüsse bietet das Thunderbolt-4-Dock, einer auf der Vorderseite für den Anschluss des Macbook Air oder Pro und drei auf der Rückseite.

Die neuen Docks bieten mehrere Thunderbolt-Schnittstellen
Die neuen Docks bieten mehrere Thunderbolt-Schnittstellen
Foto: OWC

Größter Vorteil ist die Unterstützung mehrerer Thunderbolt-Geräte ohne eigene Stromversorgung. Man kann beispielsweise drei externe Thunderbolt-SSDs anschließen, M1-Macbooks können allerdings per Dock weiterhin nur einen externen Monitor ansteuern.

Für 295 Euro ist auch das Kensington SD5700T Thunderbolt zu haben. Geboten werden Kopfhörer/Mikrofon-Kombi-Anschluss, Ethernet, vier Thunderbolt 4-Schnittstellen und vier USB-A-Ports. Interessant: Auch hier wird bei M1-Macbooks nur ein Display unterstützt. Stattdessen empfiehlt Kensington seine DisplayLink-Dockingstation auf USB-C- oder USB-A-Basis. Eine weitere Dockingstation hat neben Lenovo außerdem Razer angekündigt, das Thunderbolt-4-Dock Chroma, das sich aber wohl vorrangig an Windows-Nutzer richtet.

Thunderbolt-4-Monitore

Auch einen Handvoll Thunderbolt 4-Monitore sind schon auf dem Markt, eines der neuen Modelle ist etwa der Lenovo ThinkVision P40w. Der 40-Zoll-Monitor bietet ein integriertes Thunderbolt-4-Dock und kann mit einem Thunderbolt-Kabel zusätzliche USB- und eine Ethernet-Schnittstelle bereitstellen. Über die Mac-Kompatibilität ist aber bisher nichts bekannt, der 5K-Monitor soll aber laut Berichten recht problemlos funktionieren. Von LG gibt es zwei 5K-Monitore, den LG 40WP95X-W (und den fast identischen LG 40WP95C-W). Weitere Thunderbolt-Monitore sind ein 4K-Monitor von Lenovo mit 27-Zoll-Bildschirm, ein 27-Zöller von Philips und jeweils ein Modell von HP und Samsung.

Ein Blick zurück: Thunderbolt 1 und Thunderbolt 2: Besser als USB, aber viel teurer

Das von Intel und Apple gemeinsam entwickelte Thunderbolt war vor allem eine schnellere Alternative zu USB 3.0, das zeitgleich auf der Windows-Plattform längst Standard war. Allerdings verzichtete Apple selbst 2011 bei seinen Macs noch auf USB-Schnittstellen mit USB-3.0-Standard. Mac-Anwender mussten bei USB-3.0-Festplatten mit lahmen Datentransferraten leben, was erst in den folgenden Jahren endete. Die Steckerverbindung von Thunderbolt 1 und 2 basiert auf dem Monitorstandard Displayport und ermöglicht mit Adaptern oder einem Dock auch den direkten Anschluss von Displayport-Monitoren.

Die Vorteile von Thunderbolt waren vor allem die Verbindung einer Monitor- und Datenschnittstelle in einem Kabel. Der Anschluss eines Monitors nur per USB war dagegen nur mit zusätzlicher Hardware möglich. Angesichts eines kleinen Mac-Markatanteils war Thunderbolt-Peripherie aber oft fast schon lächerlich teuer. Höhere Datenraten von bis zu 20 Gbit/s statt 10 Gbit/s brachte dann Thunderbolt 2, das erstmals mit dem Mac Pro 2013 vorgestellt wurde.

Thunderbolt 3: Besser als USB?

Ab 2015 kam dann Thunderbolt 3 und der Wechsel zur USB-C-Buchse. Das war praktisch aber auch verwirrend, da erstmals USB- und Thunderbolt-Geräte die gleiche Schnittstelle aufwiesen. Thunderbolt-Kabel sind sofort an einem kleinen Blitz-Symbol zu erkennen, das gilt auch für Thunderbolt-Peripherie. Die Datenrate verdoppelte sich auf 40 Gbit/s, hier wurde der neue Standard PCI-Express 3.0 unterstützt. Per Thunderbolt 3 kann ein 5K-Monitor wie der LG Ultrafine oder Apples neues Studio Display angesteuert werden. Als Displays können außerdem bis zu zwei 4K oder - mit Kanalbündelung - ein 5K-Monitor mit Displayport genutzt werden. Möglich machen dies sogenannte Display-Port 1.2-Kanäle: Thunderbolt 3 unterstützt bis zu acht Kanäle, was genügend Bandbreite für 5K oder gar 6K liefert.

Ein Nachteil war bei den ersten Thunderbolt-3-Festplatten die fehlende Abwärtskompatibilität. Eine Thunderbolt-SSD wie die Samsung Portable SSD X5 kann man dadurch nicht an einem Windows-PC nutzen, der USB-C aber keine Thunderbolt-Unterstützung bietet. Dies ermöglichen erst neuere Chips (JHL7440), wie sie die Lacie Rugged SSD Pro nutzt.

Unsere Meinung

Aktuell ist Apple offenbar der Ansicht, bei den Einstiegsmodellen auf Thunderbolt 4 verzichten zu können. Ein Problem für die meisten Anwender ist schließlich weniger das Protokoll als die fehlende Grafikleistung. Bei den Pro-Modellen setzt Apple deutlich leistungsfähigere Grafikkarten ein - die auch mit mehreren 6K-Displays klarkommen. Offenbar sind einfach leistungsfähigere Grafikkarten notwendig, um diese Bandbreite bereitstellen zu können.

(Macwelt)