Thunderbolt 4 bei Intel-Notebooks
Thunderbolt 4 gab es anfangs nur für Windows-Notebooks wie das LG Gram und erst Mainboards, die auf Intels neuester elfter Core-i-Generation Tiger Lake basieren. Eigenständige Thunderbolt-4-Controller gibt es ebenfalls nur von Intel, Mainboard mit Thunderbolt 4 sind noch selten. Erstmals sollen übrigens Chromebooks von Thunderbolt profitieren. Der große Unterschied zu Thunderbolt 3: Damals mussten die Notebookhersteller noch eine Gebühr zahlen und einen zusätzlichen Controller verbauen - bei Tiger Lake ist dieser bereits integriert und verursacht keine zusätzlichen Kosten. Für die Windows-Welt ist dies aber diese neue Thunderbolt-Unterstützung aber eher ein Randthema und in der Berichterstattung zu den neuen Geräten wird Thunderbolt 4 allenfalls am Rande erwähnt.
Thunderbolt-4-Docks
Anders als bei Thunderbolt 1 und 2 können Sie aber Thunderbolt-4-Geräte auch an einem M1-Mac mit Thunderbolt-3-Anschluss betreiben. Sie ärgern sich, dass ihr neues Macbook Pro nur noch zwei Thunderbolt-Schnittstellen hat? Thunderbolt-4-Zubehör ist noch rar, die drei ersten Thunderbolt-4-Docks sind aber schon erhältlich. Bei Alternate gibt es etwa zwei OWC-Docks, auch ein Modell von Kensington ist bestellbar, das TBT200 von Corsair haben wir kürzlich getestet.
Das neue OWC Hub (OWCTB4HUB5P) bietet eine moderne USB-Schnittstelle (USB-C 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) und üppige vier Thunderbolt-4-Schnittstellen. Bis zu 60 Watt bei der Aufladung werden unterstützt. Insgesamt 11 Standardschnittstellen liefert das größere Modell für knapp 250 Euro. Hier erhält man zusätzlich Kartenleser, Ethernet, USB-A und Kopfhörer-Buchse. Außerdem stehen bis zu 90 Watt zur Verfügung. Üppiger ausgestattet ist das TBT200 von Corsair: Insgesamt vier Thunderbolt-4-Anschlüsse bietet das Thunderbolt-4-Dock, einer auf der Vorderseite für den Anschluss des Macbook Air oder Pro und drei auf der Rückseite.
Größter Vorteil ist die Unterstützung mehrerer Thunderbolt-Geräte ohne eigene Stromversorgung. Man kann beispielsweise drei externe Thunderbolt-SSDs anschließen, M1-Macbooks können allerdings per Dock weiterhin nur einen externen Monitor ansteuern.
Für 295 Euro ist auch das Kensington SD5700T Thunderbolt zu haben. Geboten werden Kopfhörer/Mikrofon-Kombi-Anschluss, Ethernet, vier Thunderbolt 4-Schnittstellen und vier USB-A-Ports. Interessant: Auch hier wird bei M1-Macbooks nur ein Display unterstützt. Stattdessen empfiehlt Kensington seine DisplayLink-Dockingstation auf USB-C- oder USB-A-Basis. Eine weitere Dockingstation hat neben Lenovo außerdem Razer angekündigt, das Thunderbolt-4-Dock Chroma, das sich aber wohl vorrangig an Windows-Nutzer richtet.
Thunderbolt-4-Monitore
Auch einen Handvoll Thunderbolt 4-Monitore sind schon auf dem Markt, eines der neuen Modelle ist etwa der Lenovo ThinkVision P40w. Der 40-Zoll-Monitor bietet ein integriertes Thunderbolt-4-Dock und kann mit einem Thunderbolt-Kabel zusätzliche USB- und eine Ethernet-Schnittstelle bereitstellen. Über die Mac-Kompatibilität ist aber bisher nichts bekannt, der 5K-Monitor soll aber laut Berichten recht problemlos funktionieren. Von LG gibt es zwei 5K-Monitore, den LG 40WP95X-W (und den fast identischen LG 40WP95C-W). Weitere Thunderbolt-Monitore sind ein 4K-Monitor von Lenovo mit 27-Zoll-Bildschirm, ein 27-Zöller von Philips und jeweils ein Modell von HP und Samsung.
Ein Blick zurück: Thunderbolt 1 und Thunderbolt 2: Besser als USB, aber viel teurer
Das von Intel und Apple gemeinsam entwickelte Thunderbolt war vor allem eine schnellere Alternative zu USB 3.0, das zeitgleich auf der Windows-Plattform längst Standard war. Allerdings verzichtete Apple selbst 2011 bei seinen Macs noch auf USB-Schnittstellen mit USB-3.0-Standard. Mac-Anwender mussten bei USB-3.0-Festplatten mit lahmen Datentransferraten leben, was erst in den folgenden Jahren endete. Die Steckerverbindung von Thunderbolt 1 und 2 basiert auf dem Monitorstandard Displayport und ermöglicht mit Adaptern oder einem Dock auch den direkten Anschluss von Displayport-Monitoren.
Die Vorteile von Thunderbolt waren vor allem die Verbindung einer Monitor- und Datenschnittstelle in einem Kabel. Der Anschluss eines Monitors nur per USB war dagegen nur mit zusätzlicher Hardware möglich. Angesichts eines kleinen Mac-Markatanteils war Thunderbolt-Peripherie aber oft fast schon lächerlich teuer. Höhere Datenraten von bis zu 20 Gbit/s statt 10 Gbit/s brachte dann Thunderbolt 2, das erstmals mit dem Mac Pro 2013 vorgestellt wurde.
Thunderbolt 3: Besser als USB?
Ab 2015 kam dann Thunderbolt 3 und der Wechsel zur USB-C-Buchse. Das war praktisch aber auch verwirrend, da erstmals USB- und Thunderbolt-Geräte die gleiche Schnittstelle aufwiesen. Thunderbolt-Kabel sind sofort an einem kleinen Blitz-Symbol zu erkennen, das gilt auch für Thunderbolt-Peripherie. Die Datenrate verdoppelte sich auf 40 Gbit/s, hier wurde der neue Standard PCI-Express 3.0 unterstützt. Per Thunderbolt 3 kann ein 5K-Monitor wie der LG Ultrafine oder Apples neues Studio Display angesteuert werden. Als Displays können außerdem bis zu zwei 4K oder - mit Kanalbündelung - ein 5K-Monitor mit Displayport genutzt werden. Möglich machen dies sogenannte Display-Port 1.2-Kanäle: Thunderbolt 3 unterstützt bis zu acht Kanäle, was genügend Bandbreite für 5K oder gar 6K liefert.
Ein Nachteil war bei den ersten Thunderbolt-3-Festplatten die fehlende Abwärtskompatibilität. Eine Thunderbolt-SSD wie die Samsung Portable SSD X5 kann man dadurch nicht an einem Windows-PC nutzen, der USB-C aber keine Thunderbolt-Unterstützung bietet. Dies ermöglichen erst neuere Chips (JHL7440), wie sie die Lacie Rugged SSD Pro nutzt.
Unsere Meinung
Aktuell ist Apple offenbar der Ansicht, bei den Einstiegsmodellen auf Thunderbolt 4 verzichten zu können. Ein Problem für die meisten Anwender ist schließlich weniger das Protokoll als die fehlende Grafikleistung. Bei den Pro-Modellen setzt Apple deutlich leistungsfähigere Grafikkarten ein - die auch mit mehreren 6K-Displays klarkommen. Offenbar sind einfach leistungsfähigere Grafikkarten notwendig, um diese Bandbreite bereitstellen zu können.
(Macwelt)