Forbes Cloud 100 2021

Das sind die heißesten Cloud-Companies

13.08.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Forbes hat die interessantesten und am höchsten bewerteten, privat gehaltenen Cloud-Anbieter gekürt.
Viele Cloud-Anbieter können mit hohen Bewertungen am Markt glänzen.
Viele Cloud-Anbieter können mit hohen Bewertungen am Markt glänzen.
Foto: Tithi Luadthong - shutterstock.com

Bei Investoren und Hedgefonds sitzt das Geld offenbar locker - vor allem wenn es um interessante vielversprechende Cloud-Unternehmen geht. 34 neue Startups haben es in diesem Jahr auf die Cloud-100-Liste des Finanzmagazins Forbes geschafft. Insgesamt kommen die hier gelisteten Unternehmen auf einen Marktwert von 514 Milliarden Dollar - fast doppelt so viel wie noch vor einem Jahr.

Forbes hat bereits zum 6. Mal sein Cloud-100-Ranking der weltweit führenden privat gehaltenen Cloud Unternehmen veröffentlicht. Gemeinsam mit Bessemer Venture Partners und Salesforce Ventures hat eine Jury die Unternehmen anhand verschiedener Kriterien bewertet, darunter Wachstum, Umsatz, Börsenwert, Kultur und Reputation.

US-amerikanische Startups dominieren das Forbes-Ranking. Lediglich elf Unternehmen haben ihren Hauptsitz außerhalb der Vereinigten Staaten, in Australien, China, Deutschland, Großbritannien, Hong Kong, Indien, Irland und den Niederlanden. Weitere neun Startups werden aus multinational verteilten Firmenzentralen heraus geführt. Einseitig sieht es auch beim Führungspersonal aus. Gerade einmal sechs Unternehmen aus der Cloud-100-Liste werden von Frauen geführt, allen voran Melanie Perkins bei Canva auf Platz 3.

Forbes Cloud 100: Die besten Zehn

Das sind die Top Ten der Forbes Cloud 100 2021, die zusammengerechnet auf eine Marktkapitalisierung von über 200 Milliarden Dollar kommen:

  1. Stripe: Der 2009 gegründete Anbieter von Software für das Online-Payment steht mittlerweile bei einem Marktwert von 95 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr lag der Börsenwert noch bei 35 Milliarden Dollar. Damit ist die Cloud-Company mehr wert als die deutschen Traditionsunternehmen Daimler oder Deutsche Telekom. Stripe profierte vor allem von dem Online-Shopping-Boom während der Corona-Pandemie. Das Geschäft legte zuletzt um mehr als 50 Prozent zu. Der Jahresumsatz wird auf etwa eine Milliarde Dollar geschätzt. Zu den Hauptinvestoren gehören Sequoia, Andreessen Horowitz und Tiger Global.

  2. Databricks: Das 2013 von den Initiatoren des Apache-Spark-Projekts gegründete Startup wird derzeit mit etwa 28 Milliarden Dollar bewertet. Hauptprodukt ist eine Cloud-basierte Daten-Management-Plattform inklusive KI-, Data-Warehouse- und Data-Lake-Funktionen. Databricks kam zuletzt auf Einnahmen (Annual Recurring Revenue - ARR) in Höhe von 425 Millionen Dollar. Zu den Investoren gehören neben Andreessen Horowitz und Franklin Templeton die Investorenarme von Alphabet, AWS, Microsoft und Salesforce.

  3. Canva: Das im australischen Sydney beheimatete Softwareunternehmen wird mit derzeit etwa 15 Milliarden Dollar bewertet. Canva hat eine Grafikdesign-Plattform entwickelt. Anwender können per Drag ans Drop visuelle Inhalte zusammenstellen. Mit enthalten sind auch Vorlagen, Bilder und verschiedene Grafikelemente. Das 2012 gegründete Unternehmen gab 2020 bekannt, dass monatlich bereits mehr als 30 Millionen Nutzer auf das Cloud-Angebot zurückgreifen würden. 2019 griffen Hacker das Startup an und erbeuteten Daten von fast 140 Millionen Nutzern. Zu den Investoren gehören Sequoia Capital, Blackbird Ventures und Felicis Ventures.

  4. Hashicorp: Das 2012 im kalifornischen San Francisco gegründete Startup kommt derzeit auf eine Marktbewertung von 5,1 Milliarden Dollar. Das Unternehmen entwickelt Lösungen, um Cloud-Ressourcen möglichst automatisiert zuweisen, steuern und veralten zu können. Dafür hat das Unternehmen ein ganzes Bündel an Tools entwickelt: Vagrant, Packer, Serf, Consul, Terraform, Vault, Nomad, Sentinel, Boundary und Waypoint. Zu den Cloud-Partnern gehören Alibaba, AWS, Google, Microsoft Azure und Oracle. Zu den Investoren gehören Franklin Templeton und GGV Capital.

  5. Toast: Das in Boston beheimatete Startup hat eine Point-of-Sales-Lösung für Restaurants entwickelt, mit der sich alle Prozesse abdecken lassen sollen, von der Reservierung über die Bestellung bis zum Zahlen. Auch Kundenprogramme und die eigene Abrechnung könnten Anwender damit betreiben. Toast wird derzeit mit etwa acht Milliarden Dollar bewertet. 2019 kam das Startup auf einen Umsatz von etwa 260 Millionen Dollar. Zu den Investoren des 2012 gegründeten Unternehmens gehören TCV, Tiger Global Management und Bessemer Venture Partners.

  6. Plaid: Das Startup hat eine Online-Banking-Plattform gebaut, auf der Fintechs ihre Geschäfte abwickeln können. Dazu gehören unter anderem auch Funktionen um Risiken zu bewerten beispielsweise bei Krediten. Fintech-Kunden können via Plaid ihre Konten verwalten und Zahlungen vornehmen. Der Marktwert des 2013 gegründeten Unternehmens liegt derzeit bei 13,4 Milliarden Dollar - mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Zu den Investoren gehören Andreessen Horowitz, New Enterprise Associates (NEA) und Index Ventures. Anfang 2020 hatte VISA angekündigt, Plaid für 5,3 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Der Deal wurde später abgeblasen, weil die US-Justizbehörden kartellrechtliche Bedenken äußerten.

  7. Figma: Das 2012 gegründete Startup aus San Francisco kommt aktuell auf einen Marktwert von 9,8 Milliarden Dollar. Ein Jahr zuvor waren es gerade einmal zwei Milliarden Dollar. Kernprodukt ist eine Web-basierte Grafiksoftware, für die es Offline-Komponenten (MacOS und Windows) sowie Apps für Android und iOS gibt. Im April dieses Jahres kamen Whiteboard-Funktionen für mehr Collaboration hinzu. Zu den Investoren gehören Sequoia Capital, Kleiner Perkins und Andreessen Horowitz.

  8. ServiceTitan: Das Startup aus dem kalifornischen Glendale wird aktuell mit 9,5 Milliarden Dollar bewertet. Das Unternehmen bietet Handelssoftware für kleine und mittelgroße Unternehmen. Die Funktionen reichen von der Finanzverwaltung über Kundenmanagement bis hin zu Reporting und Marketing-Analysen. Im März 2021 berichteten die Verantwortlichen, 250 Millionen Dollar an jährlich wiederkehrenden Einnahmen (AAR) erreicht zu haben - ein Plus von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu den Investoren gehören Tiger Global Management und Sequoia Capital.

  9. Checkout.com: Mit seiner Payment-Plattform kommt das 2012 in London gegründete Startup derzeit auf eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr habe sich das über die Plattform abgewickelte Zahlungsvolumen verdreifacht, sagen die Verantwortlichen. Zu den Kunden gehören Pizza Hut und H&M. Investoren sind unter anderen Coatue Companies, Greenoaks Capital, Insight Partners und Tiger Global.

  10. Freshworks: Das Startup aus San Mateo in Kalifornien kann derzeit eine Marktkapitalisierung von 3,5 Milliarden Dollar vorweisen. Das ursprünglich 2010 als Freshdesk gegründete Unternehmen bietet Software für Kunden-Engagement, Vertrieb und Marketing sowie ITSM aus der Cloud an. Eigenen Angaben zufolge nutzen 50.000 Kunden weltweit die Lösungen des Startups. Investoren sind unter anderen Accel Partners, Tiger Global Management, CapitalG and Sequoia Capital.

Forbes Cloud-Ranking: Die besten Deutschen

Neben den zahlreichen US-Unternehmen finden sich auch drei deutsche Anbieter in dem Forbes-Ranking. Auf Platz 20 rangiert mit einer Marktbewertung von 11,1 Milliarden Dollar Celonis. Die Münchner werden bereits zum dritten Mal in der Forbes-Cloud-Liste geführt und haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 19 Plätze verbessert. Der Anbieter von Lösungen für Process Mining und Execution Management analysiert Prozesse in Unternehmen und hilft Kunden dabei, ihre Abläufe mithilfe von Daten und künstlicher Intelligenz neu zu konzipieren und zu optimieren. Auf der Kundenliste stehen namhafte Firmen wie Dell, L'Oréal und Pfizer. Zu den Investoren, die Celonis zuletzt über die Zehn-Milliarden-Dollar-Marke hievten, zählen Durable Capital Partners und T. Rowe Price. Auch Geldgeber wie Franklin Templeton sind mit an Bord.

Auf Platz 71 findet sich das 2013 gegründete Berliner Startup Contentful, das auch Niederlassungen in Denver und San Francisco unterhält. Der Anbieter eines Cloud-basierten Content-Management-Plattform wird derzeit mit drei Milliarden Dollar bewertet. Zuletzt stieg Tiger Global mit ein. Zu den weiteren Investoren gehören Sapphire Ventures, General Catalyst und Salesforce Ventures. Zu den Kunden zählen Chanel, Bang & Olufsen und Peloton.

Auf Rang 77 folgt die Cloud-Banking-Plattform Mambu mit einer Bewertung von etwa zwei Milliarden Dollar. 2011 wurde das Startup in Berlin gegründet. Mit seiner Banking-Software aus der Cloud adressiert Mambu Banken und Fintechs. Eigenen Angaben nutzen etwa 170 Finanzinstitute aus mehr als 50 Ländern die Lösung. Zu den Kunden gehören ABN Amro, Santander und N26. Investoren sind unter anderen TCV, Tiger Global, Arena Holding und FT Partners.