Rechenzentren aus dem Container
"Die Standardisierung der Server-Infrastruktur ist an und für sich größer als in der Automobilindustrie, trotzdem sehen viele Rechenzentren innen heute noch komplett anders aus", bricht auch Alexander Hauser, Geschäftsführer der e3-Computing in Frankfurt am Main, eine Lanze für mehr industrialisierte und standardisierte Rechenzentrum-Produkte. Verschiedene Hersteller böten bereits heute interessante Container-Lösungen, primär mit Fokus auf den Mittelstand. "Kurz- und mittelfristig stehen die Unternehmen vor der Notwendigkeit, ihre Rechenzentren zu modernisieren oder komplett neu zu bauen", schlussfolgert Bernd Hanstein, Produktmanager IT bei Rittal. Investitionen in moderne Rechenzentren trügen dazu bei, die laufenden Betriebskosten zu senken und die eigene Wettbewerbsstärke zu erhöhen. Hanstein: "Gleichzeitig könnten Unternehmen so schneller auf geänderte Marktanforderungen reagieren."
Das Funktionsprinzip: Bei Container-Rechenzentren wird kein separater Raum mehr für IT und Server zur Verfügung gestellt, sondern nur noch eine fertige Box mit bereits integrierter IT aufgestellt. Langwierige Planungsprozesse und die Kosten eines Neubaus können so optimiert, Vorteile in der Supply-Chain besser ausgenutzt werden.
Virtuelle Infrastrukturen geerdet
Gibt es in zehn Jahren überhaupt noch ein Unternehmensrechenzentrum im klassischen Sinn oder managen virtuelle Maschinen in virtuellen Netzen die Daten an irgendwelchen Standorten? Auch diese Frage wurde auf dem Darmstädter Rechenzentrum-Kongress auf den Podien und unter den Fachbesuchern heiß diskutiert.
Den Ansätzen der Software-Industrie wie beispielsweise von VMware, nach und nach alle Aspekte eines Rechenzentrums wie Rechenleistung, Prozessorleistung, Netzwerk und Speicher (Storage/Platten) zu virtualisieren, wurde im Kongresszentrum Darmstadtium ein allgemeingültiges Naturgesetz gegenübergestellt: Daten können letztendlich nicht allein in einer virtuellen Welt vorgehalten werden; es muss immer auch ein physisches Element geben. Michael Würth, Leiter Rechenzentrums-Infrastruktur bei der SAP, präzisiert: "Ich glaube nicht, dass wir in zehn Jahren eine komplett andere Rechenzentrums-Landschaft haben werden als heute. Die Annahme, dass sich die Daten virtuell in der Cloud verteilen, bedeutet für mich, dass Daten gegebenenfalls verteilt in unterschiedlichen Rechenzentren liegen."
Über die bereits aufgezeigten Trends hinaus wird auch im Rechenzentrum-Umfeld eine immer weitere Verkleinerung der Technik Einzug halten: Auf immer weniger Raum wird zunehmend mehr Rechen- und Speicherkapazität zur Verfügung gestellt, heutige Handy-Technologie auf die Server übertragen etc. Bereits auf dem Kongress im vergangenen Jahr präsentiert wurden Hochleistungsserver mit 50 bis 70 Chips auf einer Einheit. Sie verbrauchen verdichtet, also auf eine kleinere Fläche komprimiert, die gleiche Energie wie früher fünf bis acht Intel- oder AMD-Chips. Auch die Wärmeabgabe der neuesten Servergeneration ist weit geringer.