Einmal im Jahr rufen Amazon und Co. an Black Friday und Cyber Monday mit erheblichen Rabatten und großen Marketing-Aktionen die Konsumschlacht aus - mit Erfolg. Nahezu jeder Deutsche kennt den Black Friday und mehr als 43 Prozent nehmen an der Schnäppchenjagd teil, größtenteils Online. Solch ein Marketing-Großereignis stellt indes die beteiligten Unternehmen - und ganz besonders Online Shops vor große logistische Herausforderungen. Denn die Händler müssen riesige Bestellvolumen abwickeln und dabei den steigenden Ansprüchen und Erwartungen der Kunden an eine reibungslose, schnelle und nachvollziehbare Lieferung gerecht werden.
Ganze 61 Prozent der Verbraucher sind nach eigenen Angaben "unzufrieden" mit ihrem Online-Shopping-Erlebnis während der letzten Weihnachtssaison. Ein Drittel der Verbraucher gab an, bei dem entsprechenden Anbieter wegen des unzufriedenstellenden Verlaufs nicht mehr zu bestellen. Ein Großteil dieser Frustration beruht auf der Abwicklung nach dem Kauf. Viele Verbraucher wissen tatsächlich gar nicht, was zwischen ihrem Mausklick der die Bestellung abschließt und dem Klingeln des Paketboten an der Haustür passiert. Und eigentlich interessiert es sie auch nicht - sie wollen ihre Bestellung einfach nur genau zu dem vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Ort annehmen können. Um genau das zu erreichen, setzen viele Online Stores hinter den Kulissen im Versandablauf auf innovative Technologien, die nicht nur ihren Arbeitsalltag erleichtern, sondern auch die Lieferung aus Kundensicht verbessern.
Online einkaufen - die Technologie "hinter den Kulissen"
Internet of Things (IoT): Vernetzte Geräte erzeugen im Verlauf des Paketversands enorme Datenmengen, aus denen die Händler Erkenntnisse gewinnen, Verhaltensweisen, Trends und Muster verstehen und insgesamt eine höhere Prozesstransparenz erzeugen können. Für den Kunden bedeutet dies einen effizienteren Service und damit eine bessere Planbarkeit der Lieferung.
APIs: In ihrer einfachsten Form ermöglichen Application Programming Interfaces (APIs) als Schnittstellen die Kommunikation zwischen zwei Anwendungen oder mehreren Websites. Für die Lieferkette ist dies von großer Bedeutung, denn so können sich Sendetechnologien mit den Systemen verschiedener Spediteure verbinden und Informationen über die beste Zustellroute und den günstigsten Preis abrufen.
Cloud Computing: Insbesondere vor dem Hintergrund des wachsenden grenzüberschreitenden E-Commerce-Markts und seiner Komplexität besitzen cloudbasierte Dienstleistungen wachsende Relevanz. 67 Prozent der Verbraucher weltweit haben etwa schon einmal Artikel aus dem Ausland bestellt. An der Kasse erwarten sie klare Angaben zu den finalen Kosten. Doch die sind aufgrund unterschiedlicher Gebühren für die Online Shops gar nicht so einfach zu kalkulieren. Beispiele dafür sind Gebühren, Steuern und Zölle, sowie von Anbieter zu Anbieter schwankende Preise und Extrakosten für Expressservices und Sendungsverfolgung. Mithilfe von cloudbasierten Versandtechnologien können die Kosten akkurat prognostiziert werden.
Künstliche Intelligenz (KI): KI wird unter anderem bei der Ortung und Kommissionierung der Bestände in einem Lagerhaus sowie für die Routenplanung der Fahrer und der Paketverfolgung eingesetzt. Maschinelles Lernen ist ein Teil von KI und ist indirekt ebenfalls am Liefervorgang beteiligt. Gesammelte Daten aus Millionen von Lieferungen helfen Unternehmen dabei, Trends zu erkennen und dadurch Prognosen zu erstellen. Anhand dieser Daten lässt sich beispielsweise ablesen, welche Artikel in welcher Region besonders häufig bestellt werden und die Lieferzentren entsprechend bestücken. Ein personalisiertes Beispiel: Orderte ein Kunde bislang jede Staffel seiner Lieblingsserie sofort bei Erscheinen auf Blu-ray, so wird auch bei der neuen Staffel bereits ein Exemplar für ihn in einem nahegelegenen Verteilzentrum vorgehalten - selbst, wenn er den Bestellvorgang noch gar nicht abgeschlossen hat.
Augmented Reality und Mixed Reality: Digitale Filter oder Animationen in Echtzeit auf ein Live-Bild zu legen oder über ein Headset in die virtuelle Realität einzutauchen ist ein populärer Freizeitspaß. Doch auch Transportunternehmen können diese Technologie effektiv nutzen: So kann Augmented Reality beispielsweise dazu beitragen, die Ausbildung des Lagerpersonals zu verbessern, die Mobilität der Fahrer zu erhöhen oder die Produktivität im Warenlager zu steigern. Durch Mixed Reality, wie zum Beispiel die HoloLens von Microsoft, wird dies noch weiter beschleunigt.
Online Shopping - innovative Lösungen für die "Letzte Meile"
Autonome Fahrzeuge: Die Academy of Robotics präsentierte in Zusammenarbeit mit der Driver and Vehicle Licensing Agency das erste straßentaugliche autonome Lieferfahrzeug Europas, den Kar-go. Über eine App können die Nutzer wählen, wo und wann ihre Pakete geliefert werden. Laut dem Unternehmen sollen die Fahrzeuge bald in der Praxis getestet werden.
Unbemannte Flugzeuge/Drohnen: Lieferunternehmen nutzen Drohnen an einigen Orten weltweit bereits im Testbetrieb, gerade in schwer zugänglichen Gegenden. Letzten Sommer stellte Amazon seine neueste Drohne Prime Air Delivery vor, mit der das Unternehmen in Zukunft seine Pakete ausliefern will. Noch sind die Hürden durch die Regulierung des Luftraums recht hoch, doch die zukünftige Möglichkeit für einen flächendeckenden Drohneneinsatz im Lieferdienst ist definitiv gegeben.
Intelligente Schließfächer: Mit intelligenten Schließfächern können Lieferdienste sicherstellen, dass ein Paket auch wirklich beim Empfänger ankommt. Robuste Schließfächer mit Touchscreen-Technologie bieten eine sichere physische Aufbewahrungsmöglichkeit an leicht erreichbaren, zentral gelegenen Orten. Integrierte Paketverfolgungsmöglichkeiten sorgen für zusätzliche Sicherheit und Sichtbarkeit. Durch das Unterschreiben auf dem Bildschirm kann der Papierverbrauch minimiert werden.
Heute haben Onlineshops, die auf moderne technische Lösungen setzen, einen klaren Wettbewerbsvorteil und können auch in den saisonalen Stoßzeiten ihren Kunden ein besseres Liefererlebnis ermöglichen. (bw/fm)