Komplexes IoT-Ökosystem
An der Beantwortung der vielen offenen Fragen arbeiten derzeit Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen. Dazu zählen Gerätehersteller, Softwareanbieter, Gesetzgeber sowie Regulierer, Verbände und Gremien, Netzbetreiber und Cloud-Service-Provider. Es existiert quasi ein in sich vernetztes IoT-Ökosystem. Nicht zuletzt die Vielzahl heterogener Stakeholder sorgt für hohe Komplexität, beispielsweise bei der Entwicklung spezifischer Geschäftsmodelle für das Internet der Dinge.
Die Technologie-Geschäftsmodelle verändern sich derzeit elementar: Stand in der Vergangenheit die Hardware im Mittelpunkt der Vermarktungsstrategien, so kommt mittlerweile ein steigender Stellenwert den begleitenden Dienstleistungen zu. Inzwischen verknüpfen die komplexeren IoT-Fälle gleich vier relevante Dimensionen miteinander: Hardware, Access, Service und Analytics.
Etablierte Marktteilnehmer sehen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Der Übergang von transaktionsbasierenden Geschäftsmodellen zu dauerhaften Kundenbeziehungen erfordert völlig neue Kompetenzen, beispielsweise wo es um Abrechnungslösungen für Serviceabonnements geht.
Mit der Evolution der Geschäftsmodelle wird auch die Bedeutung von Kooperationen zunehmen. Dabei sind unterschiedliche Partnerschaften denkbar: Gerätehersteller können mit Netzbetreibern vorkonfigurierte Connectivity-Services vermarkten. Im Smart-Home-Bereich sind gemeinsame Angebote mit Installationsdienstleistern oder Sicherheitsdiensten denkbar. Das Einbeziehen von Analytics-Anbietern erlaubt die Entwicklung sinnvoller Anwendungen aus den anfallenden IoT-Daten.
Attraktive Use Cases erfordern also die Zusammenarbeit spezialisierter Anbieter. Damit wiederum steigt die Bedeutung offener Plattformen, denn möglichst unbeschränkte Kooperationsmöglichkeiten beschleunigen die Entwicklung der IoT-Angebote erheblich.
Datenschutz und -sicherheit
Neben sinnvollen Fallbeispielen sind Sicherheitsaspekte derzeit die kritischsten Faktoren für den Erfolg des IoT. Konsumenten und Unternehmen erwarten Schutz und Sicherheit ihrer Daten auf maximal möglichem Niveau. Darüber hinaus wünschen sie sich ein hohes Maß an Transparenz über die Verwendung der Daten. Die zunehmende Sensibilität der Verbraucher für dieses Thema zeigt sich am Beispiel der Smart Glasses: Entgegen allen Voraussagen haben sich die intelligenten Brillen bislang nicht richtig durchgesetzt. Einer der Gründe liegt darin, dass die Konsumenten ihre Privatsphäre gefährdet sehen.
Aus der Vernetzung von Objekten ergeben sich unterschiedlichste Bedrohungsszenarien: Angriffe auf das unzureichend geschützte Smart Home können Alarmsysteme deaktivieren oder sogar Einbrechern die Rollos öffnen. Denkbar ist auch der Missbrauch von Daten aus Enterprise-IoT-Lösungen zur Wirtschaftsspionage. Die größten Bedrohungsszenarien liegen gegenwärtig jedoch in Hacker-Angriffen auf die Steuerung kritischer Infrastrukturen wie Energie- oder Wassernetze.
- AdhereTech: Tabletten schon eingenommen?
Als zwei von zehn interessanten IoT-Startups hat Computerwoche die folgenden beiden Beispiele vorgestellt. AdhereTech ist eine smarte Pillendose, die den Patienten darauf hinweist, seine Tabletten einzunehmen. - Chui als sicherer Türöffner
Chui soll über Gesichtserkennung die „weltweit intelligenteste Türklingel“ sein. - Nicht verwandt: Chui Motorcycle Trackers
Aus einer Serie von Motorrad-Diebstählen in Kenia ist die Idee entstanden, einen GPS-Service für verloren gegangene Maschinen und Flottenmanagement aufzubauen. Das Chui in Chui Motorcycle Trackers ist nicht Chinesisch, sondern Swahili und bedeutet Leopard, zugleich Wappentier der Firma. - Wo ist Lilly?
Unter dem Namen „Wo ist Lilly?“ entwickelt und vertreibt ein junges Berliner Unternehmen GPS-Tracker für Kinder, Katzen und Hunde. Ähnliche Produkte werden auf der Alm auch für frei weidende Kühe eingesetzt. - Au Back, die Klingen gehen aus!
Ob „Mann“ morgens vor dem Spiegel tatsächlich die Sorge hat, dass er sich anderntags nicht mehr nassrasieren kann, sei dahingestellt. Aber mit dieser Box hat Gilette eine M2M-Lösung entwickelt, welche die Nachbestellung auf Knopfdruck ermöglicht. - Yoints statt der alten Rabattmarken
Das Hamburger Startup Yoints ermöglicht es Geschäften, dass die Kunden über die eigenen yBeacons am Ladeneingang schon mit Bonuspunkten belohnt werden, ebenso auch an der Kasse. Kommen genügend Treuepunkte zusammen, können die fleißigen Käufer dann mit Prämien belohnt werden. Praktisch ist das eine Art Rabattmarken 4.0. - Toshiba-Idee für Public Displays
Von der personalisierten Kundenansprache träumen heute viele Handelshäuser und ihre IT-Partner. Nicht zuletzt deshalb hat Facebook gerade die Nutzungsbedingungen geändert hat, heißt es. Hersteller von Public Displays arbeiten seit langem an entsprechenden Digital-Signage-Lösungen für Einkaufszentren, Bahnhöfe und Flughäfen etwa. Noch in der Findungsphase findet sich diese von Toshiba mit Sonys TransferJet für den Informations- und Datenaustausch auf kurze Entfernungen. - Seidensticker-Hemden aus dem Automaten
Selbst eine Traditionsmarke wie Seidensticker geht mit der Zeit und bietet die Herrenhemden über Automaten an, die über M2M zentral den Füllstand anzeigen. Mehr und mehr Automatenaufsteller setzen auf diese Technologie, weil das Abfahren und Aufschließen jeder einzelnen Verkaufsbox weit teurer ist. - Datenbrillen zum Wohle der Patienten
Medizintechnik und Gesundheit sind das absatz- und umsatzstärkste Segment für Wearables. In der Radio-Onkologie des Universitätsspitals Zürich setzt man für die Atem-Selbstkontrolle der Patienten im CT auf die Moverio BT-100 genannte Datenbrille von Epson. - Entwicklerplattform Apple Watch
Smartwatches wie Apple Watch bieten Entwicklern viele Möglichkeiten für eigene Geschäftsideen, nicht nur im viel zitierten Bereich Fitness. - Samsung verspricht massive Fördermittel
Samsung-CEO BK Yoon hat auf der CES 2015 Anfang Januar 100 Millionen Dollar an Fördermitteln für Entwickler in Aussicht gestellt. „Denn nur zusammen können wir die Zukunft des Internets der Dinge gestalten“, so Yoon. Besonders gefördert werden sollen Technologie-Startups, wie sie die Deutsche Telekom übrigens über fünf Jahre mit 500 Millionen Euro den Steigbügel halten will. - Intel Make it Wearable
Rund um die eigene Edison-Plattform hat Intel 2014 einen mit 500.000 Dollar dotierten Wettbewerb für interessante Wearable-Ideen ausgeschrieben. In den zehn Finalistenteams waren auch mehrere Deutsche. - Die Drohne Nixie hat bei Intel gewonnen
Die 500.000 Dollar aus dem Intel-Wettbewerb „Make it Wearable“ hat das US-Team Nixie mit dieser handlichen Drohne als erste tragbare Kamera gewonnen, die fliegen kann. Dabei gab es auch andere gute Ideen. Einen smarten Handschuh mit integrierten Sensoren, Scanner und Display hatte zum Beispiel das Team ProGlove aus München ins Rennen geschickt.
Schon bei der Entwicklung berücksichtigen
Diese Beispiele zeigen: Das Internet der Dinge erfordert spezifische Sicherheitsvorkehrungen. Insbesondere bei umfangreicheren Vernetzungslösungen müssen die Anbieter ihre Cybersecurity-Strategie anpassen und entsprechende Richtlinien implementieren. Im Idealfall sollte das Thema Sicherheit bereits bei der Entwicklung von IoT-Angeboten berücksichtigt werden. Doch wie die innovativen IoT-Geschäftsmodelle selbst stecken die Security-Maßnahmen häufig noch im Entwicklungsstadium.
Unterschiedliche Reifegrade
Bei aller Euphorie um das Internet der Dinge sind derzeit noch viele Fragen unbeantwortet. Entwicklungen befinden sich häufig allenfalls im Anfangsstadium, neue Geschäftsmodelle müssen erst entwickelt werden. Auch hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit gibt es viele Fragezeichen. Dabei zeigen Enterprise- und Consumer-Segment unterschiedliche Reifegerade: Konsumenten sind derzeit von den neuen Diensten weit weniger überzeugt als Unternehmen.