Datenkrake oder mehr Sicherheit?

Das erwarten Verbraucher vom Connected Car

25.08.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Noch vor wenigen Jahren zeigten die Verbraucher dem Thema Connected Car die kalte Schulter. Jetzt zeigt eine Studie der Commerz Finanz GmbH, dass 77 Prozent das vernetzte Auto als Fortschritt empfinden.
Hohe Erwartungen an Connected Cars haben die Teilnehmer einer aktuellen Studie.
Hohe Erwartungen an Connected Cars haben die Teilnehmer einer aktuellen Studie.
Foto: Syda Productions - shutterstock.com

Die Erwartungen an das vernetzte Auto sind groß. So erwartet das Gros der Verbraucher durch die Connected Cars ein Mehr an Sicherheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Commerz Finanz GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen der BNP Paribas Personal Finance und Commerzbank. Die Studie, auch als Automobilbarometer 2016 bekannt, wurde als repräsentative Online-Befragung im Juli 2015 durchgeführt. Zu Wort kamen dabei mehr als 8.500 Verbraucher aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Portugal, Spanien, der Türkei sowie Japan, den USA, Brasilien, China und Südafrika.

Mitdenkende Autos gewünscht

Die Verbraucher, so eine Erkenntnis der Studie, haben ein gesteigertes Interesse an Diensten, die ihr Fahrzeug sicherer für Passagiere und andere Verkehrsteilnehmer machen. Besonders begehrt sind intelligente Autos, die selbstständig vor Fußgängern, Fahrradfahrern oder Hindernissen auf der Straße warnen. 86 Prozent der Deutschen legen Wert auf diese Funktion. Für ein sichereres Auto würden 52 Prozent tiefer in die Tasche greifen.

Intelligente Wartung erwartet

Das erwarten Autofahrer vom vernetzten Auto,
Das erwarten Autofahrer vom vernetzten Auto,
Foto: Commerz Finanz GmbH

Um Pannen auf der Strecke zu verhindern, wünschen sich die Verbraucher intelligente Wartungssysteme. Diese sollen den Zustand unter der Motorhaube analysieren und vereinbaren nach Bedarf einen Termin mit einer Werkstatt in der Nähe. Jeder zweite deutsche Verbraucher gibt an, dass er für das Wartungssystem einen höheren Autopreis in Kauf nehmen würde. Platz eins der begehrtesten Dienste belegt ein Diebstahlschutz für den Wagen (Deutschland: 89 Prozent). Damit können vernetzte Autos ihren Standort an den Besitzer weitergeben und bei einem Einbruch die Fahrfunktionen automatisch blockieren. Vor allem in der Türkei und in Mexiko (87 und 85 Prozent) würden die Verbraucher mehr Geld für den Schutz gegen Einbrüche ausgeben.

Gesundheitscheck durchs Auto

Neben dem Motor und der Umgebung überprüfen intelligente Autos auch den Zustand des Fahrers. Per Big-Data-Analyse können Blutdruck und Gesundheit der Autofahrer in Echtzeit ausgewertet werden. Besteht Verdacht auf einen akuten Notfall, wie etwa einen Herzinfarkt, ruft das Fahrzeug eigenständig den Notarzt. Solche Services können nicht nur das Leben des Fahrers retten, sondern sogar einen Unfall mit weiteren Verkehrsteilnehmern verhindern. An diesem Fortschritt sind 52 Prozent der Deutschen interessiert. Auch hier sind türkische Autofahrer besonders zahlungsfreudig - 80 Prozent würden für den virtuellen Hausarzt einen höheren Autopreis akzeptieren.

Die German-Ängstler

Um den Gesundheitszustand des Fahrers zu überprüfen, muss das Auto eine große Menge an Daten sammeln. Damit sind nicht alle Verbraucher einverstanden. Im internationalen Vergleich steht jeder Dritte dem vernetzten Auto skeptisch gegenüber. Nach konkreten Bedenken gefragt, ist das Interesse am Schutz der individuellen Daten in Deutschland mit 32 Prozent am stärksten ausgeprägt.