Eine offene und transparente Unternehmensstruktur prägen das Selbstbild des IT-Beratungsunternehmens esentri aus Ettlingen. Dazu zählen beispielsweise auch die Agilen Communities. Mitarbeiter organisieren sich selbst in autonomen Gruppen, lediglich die Rahmenbedingungen werden vorgegeben. Zufriedene Mitarbeiter arbeiten besser und motivierter, das bestätigen immer wieder Studien. Mit der Digitalisierung verändert sich die Rolle von Managern grundlegend. "Führung ist zu wichtig, um sie nur Führungskräften zu überlassen", sagt Carsten Wiesbaum, Consultant bei der esentri AG.
Anfang des Jahres entschied der Vorstand, noch einen Schritt weiter zu gehen und esentri Evolution zu initiieren. Das neue Modell, zu dem auch "Kollegiale Führung" zählt, soll das Konzept einer zentrale Führungskraft ersetzen. Gerade weil sich mit der Digitalisierung viel sehr schnell verändert, und ein Beratungsunternehmen seinen Kunden immer einige Schritte voraus sein muss, hofft esentri, sich mit diesem Konzept schneller an Veränderungen anpassen zu können, indem Führungsaufgaben dezentral auf viele Kolleginnen und Kollegen verteilt werden.
Ein Team aus Mitarbeitern, die sich zu einem sogenannten "Selbstorganisationskreis" zusammengeschlossen haben, begleiten die Transformation hin zu einer kollegial geführten, agilen Organisation. Manche Ideen probiert dieses Team erst selbst aus, bevor sie es den Kollegen vorstellen. Allerdings handelt es sich nicht um einen Geheimbund, denn esentri Evolution sieht sich als ein offenes und flexibles Projekt, bei dem die Mitarbeiter über die Gestaltung und Weiterentwicklung informiert und aktiv beteiligt werden.
Doch wie treffen die gleichberechtigten Team-Mitglieder Entscheidungen, ohne sich in lange Diskussion zu verstricken? "Das Ziel ist weniger ein allgemeiner Konsens, sondern eine Entscheidung, die von der Mehrheit akzeptiert oder zumindest toleriert wird, und gegen die es keine schwerwiegenden Einwände gibt", erläutert Wiesbaum und fügt hinzu: "Wichtig ist, dass alle Entscheidungen transparent für alle Mitarbeiter einsehbar und nachvollziehbar sind. Dabei hilft die Delegationsmatrix, die klärt, was kollegial gestaltbar ist und was nicht." Ausgenommen sind beispielsweise Entscheidungen, in denen es um rechtliche Aspekte und Fragen der Haftung geht. Trotzdem sollen die Teams möglichst viel selbst organisieren.
Die meisten Gruppen organisieren sich selbst über Kanban oder Scrum Boards, das Unternehmen arbeitet als Cloud-only-Company. Das eigene Unternehmen wird so zu einer Art Spielwiese, um neue Methoden und Organisationsstrukturen auszuprobieren. Dieses Wissen stellt das IT-Beratungsunternehmen später auch seinen Kunden in Projekten zur Verfügung.