Nachdem die Telekom ihren schnellen Mobilfunkstandard LTE zur Datenübertragung bereits in Frankfurt am Main und Köln in Betrieb genommen hatte, folgten jetzt München, Bonn, Hamburg und Leipzig. Im Lauf des Jahres sollen noch hundert weitere Städte an das Funknetz angebunden werden. LTE kommt in den Ballungsräumen jeweils mit der 1800-Megahertz-Technik zum Einsatz, während in den ländlichen Regionen in der Regel der 800-Megahertz-Frequenzbereich (digitale Dividende) verwendet wird.
"In den 800-Megahertz-Netzen deckt eine Funkzelle einen Radius von rund zehn Kilometern ab, während LTE 1800 etwa fünf Kilometer erreicht", unterscheidet Bruno Jacobfeuerborn, Technikchef der Telekom Deutschland GmbH.
LTE 1800 in der Stadt
Um den Münchner City-Bereich zu versorgen, hat die Telekom bislang rund 70 Sendemasten in Betrieb genommen. Ein weiterer Unterschied zwischen LTE 800 und LTE 1800 ist die erzielbare Datenrate: Im ersten Fall sind das bis zu 50 Mbit/s, im zweiten Fall um die 100 Mbit/s - was allerdings nur für relativ leere Funkzellen und bei optimalem Empfang gilt. "Wenn sich in einer Zelle zwischen 200 und 300 Leute befinden, dann dürfte eine Transferrate von 10 bis 14 Mbit/s noch realistisch sein", dämpft Jacobfeuerborn allzu hohe Erwartungen. Damit die Empfangsleistung bei starker Nutzung nicht zu sehr einbricht, will die Telekom zudem in Hotspots, also Gegenden mit vielen Nutzern wie etwa Messen oder Flughäfen, noch LTE-2600-Netze aufbauen.
Bei unseren Messungen an verschiedenen Standorten in München erreichten wir Transferraten von bis zu 25 Mbit/s. Im schlechtesten Fall, einem Bürokomplex mit viel Stahlbeton und bedampften Fensterscheiben, gingen die Übertragungsraten auf bis zu 10 Mbit/s im Download und 1 Mbit/s im Upload zurück. Verglichen mit früheren Mobilfunkerfahrungen sind dagegen die Ping-Zeiten im LTE-Netz eine Offenbarung: Sie lagen in der Regel zwischen 35 und 85 Millisekunden. Mit anderen Mobilfunktechniken hatten wir hier oft Werte um die 300 Millisekunden gemessen. Insgesamt kann sich die LTE-Netzabdeckung der Telekom in München durchaus sehen lassen. Mit dem "Speedstick LTE" der Telekom kamen wir selbst an Stellen, wo das Mobilfunknetz eines anderen Carriers noch nicht einmal einen UMTS-Empfang erlaubte, problemlos ins LTE-Netz.
So gut auch die Surf- und Arbeitserfahrungen mit dem 4G-Mobilfunk waren, die Installation des Surfsticks, der von Huawei hergestellt wird, war eine Zumutung. Auf unserem Test-Notebook verlangte die Software vor der Installation erst einmal, dass wir die Software von zwei USB-Sticks anderer Mobilfunkbetreiber deinstallierten. Gerade im Unternehmenseinsatz, wenn eventuell Sticks mehrerer Betreiber verwendet werden, weil sie eine unterschiedliche Netzabdeckung bieten, ist das nicht akzeptabel. Zudem nervte die Huawei-Software mit der ständigen Neuinstallation von Treibern, wenn der Stick am Notebook an einen anderen USB-Port angeschlossen wurde. Hier sollten Telekom und Huawei dringend nachbessern.
- LTE in der Praxis
Long Term Evolution ist angekommen. Konnte man den Highspeed-Nachfolger für UMTS anfangs nur auf dem Land testen und messen, ist die Technik nun in immer mehr Städten verfügbar. Wir haben den mobilen Datenfunk ausprobiert. - o2 LTE Router Huawei B390s-2
O2 und Deutsche Telekom lassen den schwarz-weißen LTE-Router Huawei B390s-2 optisch fast unverändert und passen lediglich die Verpackung, das Handbuch und die Software stark an die Firmenfarben an. Vodafone vertreibt das gleiche Gerät in einem rot-weißen Gehäuse. - o2 LTE Router Huawei B390s-2
Im O2-LTE-800-Netz zu Pfaffing kommt aus dem O2 LTE Router sogar mehr Upload-Leistung, als im O2-LTE-Tarif 7200/2000 avisiert wird. - Speedport LTE Neufinsing, Esso
Bei diesem Screenshot stand der Telekom Speedport LTE Router am 10. Februar 2012 gerade in Neufinsing bei Markt Schwaben im Auto auf dem Armaturenbrett. Dort funkt bereits ein LTE-800-Netz der Telekom: Die SIM-Karte wurde vom Router als gültig validiert = GRÜN. Der Router findet auch ein passendes 4G-Netz = GRÜN. Auch die LTE-Signalstärke reicht bestens zum Surfen, was durch fünf grüne Balken rechts oben angezeigt wird. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE
Die AVM FRITZ!Box 6840 LTE hat sich im Test mit einer LTE-SIM-Karte von Vodafone gut vertragen. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE
Die Downloadwerte der AVM 6840 waren im LTE-800-Funknetz von Vodafone in München ganz okay. Die Upload-Werte schwächelten aber im Vergleich zu anderen LTE-Routern. Trotzdem können auch diese LTE-800-Durchsatzwerte der 4G-Fritzbox noch locker mit einem mittelprächtigen VDSL-50-Anschluss konkurrieren. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE Vodafone
In diesem Screenshot war die FritzBox-LTE mit einer LTE-800-Funkzelle von Vodafone in Vierkirchen bei Dachau verbunden. In München sieht es derweil ähnlich aus. - AVM FRITZ!Box 6840 LTE
In diesem Fenster sieht man, ob die LTE-Antennen am Router einen guten Empfangspegel haben. Falls nicht, dreht man so lange an den Antennen herum, bis beide dBm-Werte möglichst hoch sind. - LANCOM 1781-4G-
Der LANCOM 1781-4G-LTE-Business-Router versteht LTE bei 800, 1800 und 2600 MHz. Findet er überhaupt kein LTE-Netz, dann schaltet er auf GPRS, EDGE, UMTS, HSPA oder HSPA+ zurück. Er brachte schöne Messwerte in allen getesteten LTE-Netzen von Telekom, O2 und Vodafone. - LANCOM 1781-4G Netzliste 1
Der LANCOM-Router zeigt den Modus (hier LTE), das Mobilfunkband (hier LTE 1800 MHz) und sogar die Kanalbandbreite (hier 20 MHz) in der Bediener-Software an. So differenziert hat das der Tester noch bei keinem anderen LTE-Router gesehen. - LANCOM 1781-4G Vodafone Netzliste 2
Netzliste: Hier steckte eine geeignete SIM-Karte von Vodafone im LANCOM 1781-4G-LTE-Business-Router. Damit ist der Zugriff auf die Vodafone-Netze per GPRS, UMTS und LTE gestattet. Außerdem funken noch LTE/UMTS/GPRS-Netze von der Telekom sowie LTE-lose UMTS/GPRS-Netze von E-Plus und O2 im Büro des Testers. Auf die drei Letztgenannten war der Zugriff mit der verwendeten LTE-SIM-Karte von Vodafone jedoch „verboten“. - LANCOM 1781-4G
VDSL-Feeling im Auto: So lange LTE-1800 noch nicht mit Bestwerten direkt ins Büro des Testers funkt, wird der LANCOM 1781-4G Router für die Speed-Messungen eben an den Messesee nach München-Riem gefahren. Über das blaue Ethernet-Kabel hängt der Laptop an einem Gigabit-Port des silbergrauen Routers. Das Router-Netzteil wird mit 230 Volt aus einem Spannungswandler versorgt. - LANCOM 1781-4G
Topwert: Eine Messung ergab im LTE-1800-Netz der Telekom in Riem einen DL von 42,40 und einen UL von 27,96 Mbps bei einer Pingzeit von 25 Millisekunden. - LANCOM 1781-4G T-SIM---LANCOM---Riem---Ping 25ms
Die Messung wurde gegen 00:23 Uhr nachts vorgenommen - der Tester hatte vermutlich "freie Bahn". - LANCOM 1781-4G
Bei über 40 Durchsatz-Messungen stellten sich am 26. März 2012 im LTE-1800-Netz der Telekom in Riem sehr schöne Mittelwerte von 42 Mbps im DL und 28 Mbps im UL bei einer mittleren Pingzeit von 31 Millisekunden ein. - Huawei E398u-15-Telekom Speedstick LTE
Im Juni 2011 verkündete die Telekom den Ausbau des Kölner LTE-Netzes bei 1800 MHz. Dabei hat sie auch gleich den Alles-Könner-LTE-Stick Huawei E398u-15 unter dem Namen Telekom Speedstick LTE kommuniziert. Er versteht LTE bei 2600, bei 1800 und seit 2012 nun endlich auch bei 800 MHz. - LTE T-SIM-T-Stick
Im Münchener LTE-1800-Funknetz war der „Telekom Speedstick LTE“ alias Huawei E398u-15 im Download so schnell wie ein sehr guter VDSL-50-Anschluss, knapp 50 Mbps. Im Upload war er sogar mehr als doppelt so schnell. VDSL-50 erreicht im Upload in der Praxis meist „nur“ 6 bis 9 Mbps. - HTC Velocity 4G
Dieser beste Messwert aus einem 2,6 km langen Fußmarsch in München hat große Ähnlichkeit mit typischen VDSL-50-Praxiswerten. Nur die Pings dauerten länger als bei VDSL üblich.
Die Software zählt
Grundsätzlich sollten die Anwender derzeit, so der Tipp von Telekom-Technikchef Jacobfeuerborn, noch auf das Equipment der Netzbetreiber zurückgreifen, "denn die Sticks und Smartphones sind kleine Computer, bei denen es in der LTE-Einführungsphase noch zu Verbindungsproblemen kommen kann, wenn die Gerätesoftware nicht entsprechend mit dem Netz abgestimmt wird". Bis hier ein echter Käufermarkt entsteht, wird es wohl noch dauern. Und der Import ausländischer LTE-Geräte ist auch nicht ratsam, denn diese unterstützen nicht unbedingt die deutschen beziehungsweise europäischen LTE-Frequenzen. Eine Erfahrung, die kürzlich die hiesigen Benutzer des aktuellen iPads machen mussten. (mhr)