CIO des Jahres

CIO des Jahres 2020 – Innovation Award

Coca-Cola-CIO bringt die Digitalisierung in den Getränkehandel

26.11.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Getränkehandel ist hoch fragmentiert und "non-digital" – ein perfektes Ziel für Disruption, Plattformen und neue Technologien. Christian Rasche, CIO von Coca-Cola European Partners, will digital Erster sein.
Christian Rasche, CIO bei Coca-Cola European Partners, trat mit dem Ziel an, sein Unternehmen in die digitale Zukunft zu führen. Er lässt sich auch jenseits der eigenen Branche inspirieren und hält Ausschau nach Technologie- und Industrietrends.
Christian Rasche, CIO bei Coca-Cola European Partners, trat mit dem Ziel an, sein Unternehmen in die digitale Zukunft zu führen. Er lässt sich auch jenseits der eigenen Branche inspirieren und hält Ausschau nach Technologie- und Industrietrends.
Foto: Kai Bublitz/CCEP

Coca-Cola European Partners (CCEP) vertreibt als Konzessionär der The Coca-Cola Company in Deutschland deren Getränke an den Zwischenhandel, der diese wiederum an den Handel und an über 300.000 Gastronomiebetriebe sowie tausende Zulieferer verkauft. Dieser Handel ist ein hoch fragmentierter, intransparenter Markt, in dem bisher fast alles analog ablief, und den digitale Lieferdienste wie Rewe Online und Durstexpress aufmischen. Letztere nutzen digitale Kanäle und Datenanalysen, um ihre Kunden sehr präzise zu aktivieren, ihnen das passende Produkt zu kommunizieren und so mehr zu verkaufen.

Coca-Cola European Partners Deutschland hat seinen Sitz in Berlin.
Coca-Cola European Partners Deutschland hat seinen Sitz in Berlin.
Foto: Kai Bublitz/CCEP

Mit seinen 7.500 Beschäftigten füllt Deutschlands größtes Getränkeunternehmen an 16 Produktionsstandorten mehr als 80 alkoholfreie Getränke ab. Eine Marktführerschaft, die nur behauptet werden kann, wenn die eigene Wertschöpfungskette gesamtheitlich digitalisiert wird. CIO Christian Rasche samt Mannschaft war klar, "dass wir diese Transformation Schritt für Schritt angehen und die 'Lücken' mit datentreibenden und funktionierenden Plattformen füllen müssen, bevor wir zu der durchgehenddigitalen Lösung kommen."

Eine dieser Lücken soll Kollex, eine digitale Vermittlungsplattform zwischen Getränkehändlern und Gastronomen, füllen. Das Besondere: Für deren Entwicklung gründete CCEP mit Krombacher, Bitburger und Rotkäppchen-Mumm ein Startup. Die größtenteils analogen Bestellungen sollen digitalisiert und alle Beteiligten mit relevanten Daten beliefert werden.

Die Jury sagt:

"Der Innovation Award geht an Christian Rasche für seine zukunftsweisende Strategie zur vertikalen Digitalisierung der Wertschöpfungskette in der Getränke-Industrie. Der CIO beschreitet neue, mutige Wege der Zusammenarbeit mit Partnern, agiert als Business Enabler und beweist, dass IT-Organisationen wesentliche Innovationstreiber sein können."

Über eine zweite Plattform (POGO = Platform for Outlet Growth Optimization) wertet CCEP öffentlich zugängliche Informationen über Produkte, Standorte und Zielgruppen aus, damit der Vertrieb den Händlern bessere Empfehlungen für ihre Sortimentsplanung geben kann. Welche Getränke gefragt sind, hängt auch vom Standort ab. Eine Bäckerei im Baumarkt hat eine andere Nachfrage zu bedienen als die Filiale neben dem Yoga-Studio.

Das Kaufverhalten der Endkunden lässt sich mit einem weiteren digitalen Produkt analysieren. "Spotlight" wertet die Abverkaufsdaten von Kassensystemen aus, wodurch sich Nachfrageschwankungen besser erklären lassen. Gerade in der Coronakrise sei es so gelungen, schneller auf den sich beinahe täglich verändernden Konsum zu reagieren.

Analysen und Echtzeitdaten werden immer wichtiger, sagt Rasche. Mit POGO wisse der Verkaufsberater, mit welchem Betrieb er es zu tun hat, mit Spotlight bekomme er belastbare Informationen zum tatsächlichen Konsumverhalten. Der IT-Chef ist zufrieden mit dem Erreichten und kann dabei auf die volle Unterstützung seines Group CIO Peter Brickley in London setzen.

"Mein Team hat den Be-Digital-First-Mindset tief verinnerlicht", stellt er fest und nennt als zentrale Bestandteile seines Erfolgsrezepts: "Wir handeln immer als Startup - learn fast, fail fast - in einer Two-Speed-IT und in Kooperation mit starken Partnern." Rasche lässt sich auch jenseits der eigenen Branche inspirieren. Er ermutigt seine Mitarbeiter, unkonventionell und risikofreudig zu sein sowie Silos zu ignorieren. Wichtig sei, dass alle wüssten: Nichts muss perfekt sein!

Learning

Digitalisierung darf nicht dem Selbstzweck dienen. Sie muss einen ernsthaften Effekt erzielen und kontinuierlich auf die Umsatz- und Wachstumsziele einzahlen. Nur dann hat die digitale Transformation einen echten Mehrwert für Markt/ Unternehmen und bildet eine Grundlage für die Entwicklung der weiteren Jahre.