Umfrage zur CEBIT

Cloud-Nutzer beklagen Ausfälle und Störungen

12.06.2018
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Nutzung von Cloud-Angeboten stagniert, so das Ergebnis des aktuellen Cloud Monitors 2018 von KPMG und Bitkom Research. Zwar wollen die Analysten glauben machen, dass sich Cloud Computing etabliert. Doch viele Nutzer klagen über Störungen und Ausfälle.

Cloud Computing hat sich etabliert. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der KPMG AG unter 557 Unternehmen aus Deutschland. Demzufolge nutzten im Jahr 2017 zwei Drittel aller hiesigen Betriebe (66 Prozent) Rechenleistungen aus der Cloud. Diese Zahl werten die Analysten als hoch. Einziger Wermutstropfen: Im Vergleich zum Vorjahr (65 Prozent) stagnierte der Anteil der Cloud-Nutzer.

Das Thema Cloud spielt auf dem CEBIT-Festival 2018 eine zentrale Rolle.
Das Thema Cloud spielt auf dem CEBIT-Festival 2018 eine zentrale Rolle.
Foto: Deutsche Messe AG

Der Umfrage zufolge plant oder diskutiert immerhin jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) den Cloud-Einsatz, für weitere 13 Prozent ist die IT-Wolke hingegen derzeit kein Thema. "Cloud Computing hilft Unternehmen jeder Größenordnung, die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern", sagte Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research bei der Vorstellung der Studienergebnisse im Rahmen der CEBIT. "Diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt."

Zwei Drittel der hiesigen Betriebe nutzen Cloud-Services, hat der aktuelle Cloud Monitor 2018 von KPMG und Bitkom Research ergeben.
Zwei Drittel der hiesigen Betriebe nutzen Cloud-Services, hat der aktuelle Cloud Monitor 2018 von KPMG und Bitkom Research ergeben.
Foto: KPMG / Bitkom Research

Vor allem Großunternehmen bauen auf die Cloud. Acht von zehn Unternehmen (83 Prozent) mit mehr als 2000 Mitarbeitern setzen mittlerweile Cloud-Dienste ein. In Unternehmen mit 100 bis 1999 Mitarbeitern liegt die Cloud-Nutzung bei 65 Prozent, ähnlich hoch wie bei kleineren Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern (66 Prozent). "Ob Kleinstbetrieb oder Großkonzern – Cloud Computing hat sich in aller Breite durchgesetzt", beobachtet Peter Heidkamp, Head of Technology bei KPMG.

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Mittlerweile wird auch die Public Cloud für die Firmen immer interessanter. So nutzte im vergangenen Jahr die Hälfte der Betriebe (51 Prozent) Private-Cloud-Anwendungen, fast ein Drittel (31 Prozent) setzte auf Public-Cloud-Lösungen. Dabei ziehen immer mehr Unternehmen die Public Cloud in Betracht. War im Jahr 2016 für mehr als die Hälfte (55 Prozent) die Public Cloud noch kein Thema, so sagten dies im Jahr 2017 nur noch 42 Prozent.

Nach wie vor befürchten viele Firmen, dass Unberechtigte auf ihre Daten in der Cloud zugreifen, oder dass Daten verloren gehen.
Nach wie vor befürchten viele Firmen, dass Unberechtigte auf ihre Daten in der Cloud zugreifen, oder dass Daten verloren gehen.
Foto: KPMG / Bitkom Research

Offensichtlich sehen die Verantwortlichen Vorteile in der Public Cloud. Drei von vier Public-Cloud-Nutzern (75 Prozent) bestätigen der Umfrage zufolge eine Verbesserung beim ortsunabhängigen Zugriff auf ihre IT. Zwei Drittel (66 Prozent) sehen eine schnellere Skalierbarkeit der eigenen Ressourcen. Für die Hälfte (50 Prozent) hat sich die Sicherheit ihrer Daten durch die Public Cloud verbessert. Jedes fünfte Unternehmen gibt jeweils an, dass der Verwaltungsaufwand abgenommen hat (21 Prozent) oder dadurch IT-Kosten gesenkt wurden (18 Prozent).

Skepsis gegenüber der Cloud ist längst nicht ausgeräumt

Allerdings gibt es nach wie vor auch Skepsis gegenüber öffentlichen Cloud-Offerten. So beklagt ein Viertel (25 Prozent) der Public Cloud-Nutzer, dass es in den vergangenen 12 Monaten zu Sicherheitsvorfällen in den von ihnen genutzten Cloud-Lösungen gekommen ist. Für weitere 21 Prozent habe ein solcher Verdacht bestanden. "Für Unternehmen ist das Thema Sicherheit entscheidend, wenn sie Anwendungen in der Public Cloud nutzen", stellt Bitkom-Research-Analyst Pols fest.

Wie im eigenen Unternehmen gab es wohl auch bei Public-Cloud-Lösungen Vorfälle im Hinblick auf die Datensicherheit.
Wie im eigenen Unternehmen gab es wohl auch bei Public-Cloud-Lösungen Vorfälle im Hinblick auf die Datensicherheit.
Foto: KPMG / Bitkom Research

An dieser Stelle sehen die Analysten die Cloud-Anbieter in der Pflicht. Die Sorge um die Datensicherheit sei auch ein Hauptgrund, weshalb ein Teil der Wirtschaft noch nicht auf die Public Cloud setzt. Fast zwei Drittel der Nichtnutzer (63 Prozent) befürchteten einen unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) hat Sorge, dass Daten in der Cloud verloren gingen. Jeder zweite Nichtnutzer (50 Prozent) vermutet eine unklare Rechtslage. Unter dem Strich aber lasse die Skepsis gegenüber der Cloud in den Unternehmen etwas nach, konstatiert KPMG-Manager Heidkamp: "Die Cloud-Anbieter haben gute Aufklärungsarbeit geleistet und an Vertrauen gewonnen."

Cloud-Anwender beklagen Ausfälle

Allerdings werden die Cloud-Anbieter hart daran arbeiten müssen, dieses mühsam verdiente Vertrauen nicht gleich wieder zu verspielen. Denn gerade die durchgehende Verfügbarkeit von Cloud-Diensten ist für die gewerblichen Kunden entscheidend. In der Vergangenheit hätten jedoch viele Unternehmen Ausfälle beklagen müssen. Insgesamt konnten sieben von zehn Cloud-Anwendern (69 Prozent) kurzzeitig nicht auf ihre Cloud-Lösungen zugreifen.

Bei etlichen Cloud-Lösungen gab es offenbar in den zurückliegenden 12 Monaten Ausfälle.
Bei etlichen Cloud-Lösungen gab es offenbar in den zurückliegenden 12 Monaten Ausfälle.
Foto: KPMG / Bitkom Research

Am häufigsten waren technische Probleme auf Seiten des Cloud-Providers (46 Prozent) dafür verantwortlich. Bei etwa jedem vierten Unternehmen (23 Prozent) waren technische Probleme in der internen IT der Grund, bei jedem dritten Unternehmen (35 Prozent) eine fehlende Netzwerkanbindung. Nicht einmal ein Drittel der befragten Cloud-Nutzer (30 Prozent) blieben im Vorjahr gänzlich von Ausfällen verschont.