Für viele Unternehmen bedeutet Digitalisierung auch, Anwendungen in die Cloud zu migrieren. Der Leuchtmittelhersteller Osram etwa hat die meisten seiner Business-Applikationen in die IBM-Cloud verlagert und verzichtet künftig auf eigene globale Data Center. Weil IT-Verantwortliche im Rahmen von Cloud-Migrationsstrategien häufig auch ihre teuren Rechenzentren loswerden wollen, versuchen sie, möglichst schnell vorzugehen. Doch das ist nicht immer die beste Option, warnt beispielsweise Forrester. Unternehmen sollten auch die Potenziale bewerten, die eine Modernisierung der Anwendungslandschaft bringen kann, bevor sie Systeme in die Cloud hieven.
Die massenhafte Migration von Anwendungen in die Cloud hat gerade erst begonnen, beobachtet Forrester-Analyst Bill Martorelli. Die Verfügbarkeit einschlägiger Tools und Services erleichtere vor allem "Lift and Shift"-Projekte, in denen Anwendungen mehr oder weniger unverändert migriert werden. Nach seiner Einschätzung ist eine regelrechte "Migrationsindustrie" entstanden, zu der Cloud-Service-Provider ebenso gehörten wie Berater, Systemintegratoren und Anbieter einschlägiger Software-Tools.
Anwendungsmodernisierung und Cloud-Migration verschmelzen
Die großen Systemintegratoren vom Schlage Accenture, Deloitte oder Infosys offerieren aber auch Services für die Modernisierung von Applikationen. Mit den zunehmenden Cloud-Projekten erleben derlei Dienste einen Aufschwung. Projekte zur Cloud-Migration und Anwendungsmodernisierung verschmelzen in der Praxis zusehends.
Doch wer Anwendungen im großen Stil in die Cloud verlagern will, braucht eine dedizierte Strategie, rät Martorelli: Welche Kandidaten eignen sich überhaupt für eine Migration? Lassen sie sich modernisieren, und wenn ja, auf welche Weise? Erst wenn solche Fragen geklärt sind, sollten IT-Verantwortliche den Schritt in die Cloud wagen.
Doch schon an diesem Punkt beginnen häufig die Probleme. In vielen Unternehmen gibt es unterschiedliche Herangehensweisen in Sachen Cloud-Migration, die sich oft auch in verschiedenen Abteilungen oder "Lagern" widerspiegeln. Die einen möchten in erster Linie Kosten senken, die anderen im Zuge der digitalen Transformation neue Produkte und Services entwickeln. Sie denken an moderne und flexible Anwendungen, die die Potenziale der großen Cloud-Plattformen voll nutzen können. Reine "Lift and shift"-Migrationen rechnen sich in der Regel schnell und schlagen sich positiv in den finanziellen Ergebnissen nieder. Im Fall einer Anwendungsmodernisierung ist die Sache komplizierter: Projektverantwortliche müssen mit budgetären Einschränkungen zurechtkommen; das Management fordert von ihnen den Nachweis, dass sich die oft hohen Investitionen auch rentieren.