Die Komplexität innerhalb der IT-Infrastrukturen steigt, genauso der Druck auf die IT-Budgets, die zur Verfügung stehenden Gelder möglichst smart und effizient einzusetzen. Ein funktionierendes Kostenmanagement in der Cloud wird daher immer wichtiger. Doch nach wie vor tun sich viele Unternehmen schwer damit, die Kosten ihres Cloud-Einsatzes im Blick zu behalten und laufend zu optimieren.
Das ist ein zentrales Ergebnis einer von Boomi beauftragten Umfrage von Forrester Research. Die Analysten haben Ende 2023 weltweit 420 IT-Entscheider zu ihrem Cloud-Einsatz befragt, davon ein Viertel aus Europa, vor allem aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Dabei hat sich gezeigt, dass in den Strategien für Cloud Cost Management and Optimization (CCMO) große Lücken klaffen. Das Resultat: Kontrollverlust über die Cloud-Ausgaben, überschrittene Budgets und Geldverschwendung.
Immer mehr Workloads wandern in die Cloud
Das können sich die Anwenderunternehmen angesichts eines zunehmend schwierigeren wirtschaftlichen Umfelds und des daraus resultierenden wachsenden Drucks auf die IT-Budgets nicht leisten. Die Analysten von Forrester gehen davon aus, dass sich der Zug in die Cloud in den kommenden Jahren noch einmal deutlich beschleunigen wird. So rechnen 37 Prozent der Befragten für die kommenden zwei Jahre damit, dass die Zahl der Workloads, die in die Cloud verlagert werden, um mindestens ein Fünftel anwachsen wird. Mehr als ein Viertel geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass auch die Cloud-Kosten um 20 Prozent und mehr steigen werden.
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Diese steigenden Cloud-Ausgaben im Griff zu behalten und exakt kalkulieren zu können - davon sind die meisten Unternehmen weit entfernt. Fast drei Viertel (72 Prozent) der befragten IT-Entscheider räumten ein, ihr Cloud-Budget im jüngsten Geschäftsjahr überschritten zu haben. Dazu geführt hätten ein
zu hoher Ressourcenverbrauch, beispielsweise in Sachen Storage (52 Prozent) oder Netzbandbreite (40 Prozent),
aber auch Fehler in der Integrationsstrategie (44 Prozent) sowie
eine ineffiziente Cloud-Architektur (42 Prozent).
Für viele Unternehmen wird es daher darum gehen, im Zuge der zunehmenden Cloud-Nutzung die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Doch nur sechs Prozent der befragten IT-Entscheider bezeichneten ihre Strategie für das Handling der Cloud-Kosten als proaktiv. Immerhin 42 Prozent erklärten, dass Kostenbetrachtungen bereits in der Entwicklung der Lösungsarchitektur mit einfließen würden. Doch der überwiegende Teil der IT-Manager gab zu, die Cloud-Kosten lediglich reaktiv handhaben zu können - also erst beim Ausrollen der Dienste beziehungsweise nach der Inbetriebnahme.
CCMO-Tools helfen nur bedingt
Im Management der Cloud-Kosten gibt es also viel Luft nach oben. Gerade einmal jeder zehnte Befragte gab an, mit Hilfe seiner Tools für CCMO das Maximum an Kosteneinsparungen aus seinem Cloud-Budget herausholen zu können. Im Durchschnitt gehen die IT-Entscheider davon aus, dass sie gerade einmal 40 Prozent ihrer Gesamtausgaben für die Cloud korrekt erfassen können - trotz Einsatz entsprechender CCMO-Werkzeuge.
Wie die Hyperscaler den Kunden entegegenkommen wollen:
Den Verantwortlichen in den Unternehmen tun sich laut Umfrage schwer damit, Transparenz über ihre Cloud-Kosten herzustellen - das beklagen fast sieben von zehn IT-Entscheidern. Problematische Bereiche sind der Umfrage zufolge vor allem das Datenmanagement sowie die Gebühren für Datenimporte und -exporte. Auch der Aufwand für die Entwicklung und den Betrieb von Integrationsszenarien lässt sich offenbar nur schwer kalkulieren und nachverfolgen.
Geldverschwendung im Cloud-Einsatz
Das hat gravierende Folgen: Den Umfrageergebnissen zufolge verpuffen rund ein Viertel der Cloud-Ausgaben wirkungslos und sind damit verschwendetes Geld. Daran können offensichtlich auch die derzeit eingesetzten Werkzeuge für CCMO nichts ändern. Im Handling dieser Tools gibt es den IT-Managern zufolge Defizite. Demzufolge wird beklagt, dass die Tools Ursache-Wirkungs-Mechanismen bezüglich der Cloud-Ausgaben nicht genügend ausleuchten könnten (27 Prozent). Mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) bemängelt, dass Empfehlungen für Kostenanpassungen zu spät im Cloud-Entwicklungsprozess kämen.
Die Probleme liegen allerdings nicht nur an den Werkzeugen selbst:
Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) räumten Schwierigkeiten ein, die CCMO-Tools mit den passenden Daten füttern zu können.
44 Prozent gaben an, dass es bei der Integration hakt und Third-Party-Werkzeuge nicht mit den eigenen Berichtsanforderungen zusammenpassten.
Vier von zehn IT-Entscheidern beklagten, dass sie nicht in der Lage seien, eine funktionierende Kosten-Governance innerhalb ihrer Cloud-Architekturen zu etablieren, und daher im Grunde genommen auch den Ursachen für die Geldverschwendung in der Cloud nicht Herr werden könnten.
FinOps ist für viele Unternehmen zu kompliziert
Abhilfe kann anscheinend auch FinOps nicht leisten. Das Framework, das sich aus Tools, Prozessen und Kulturaspekten zusammensetzt, ist nach den Einschätzungen der Cloud-Praktiker zu komplex und lasse sich nur schwer in den Organisationen verankern.
Fast die Hälfte (46 Prozent) der befragten IT-Entscheider erklärte, es gebe zu viele verschiedene Rollen im FinOps-Konzept. Das sei hinderlich, um Transparenz im Kostendickicht der Cloud herzustellen.
Außerdem passten Prozesse für das Kosten-Monitoring oft nicht mit den Cloud-Architekturen zusammen, sagen 35 Prozent der Befragten.
Probleme bereitet vielerorts auch das Fehlen einer zentralen Datenplattform, beklagen drei von zehn IT-Entscheidern.
Schlüssel für ein effizienteres Kostenmanagement scheint nach Einschätzung vieler IT-Verantwortlichen eine bessere Verzahnung innerhalb der Cloud-Architekturen zu sein. Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) äußerten im Rahmen der Forrester-Studie die Hoffnung, eine effizientere Integration der verschiedenen Cloud-Ressourcen könne dazu führen, die Cloud-Ausgaben zu reduzieren.
Cloud-Provider drohen Kunden zu verprellen
Das dürfte zwar nicht im Sinne der Cloud-Provider sein. Doch sogar auf Seiten der Anbieter plädiert man für ein besseres Kostenmanagement. Anlässlich seiner Keynote auf der AWS re:Invent Konferenz Ende November 2023 plädierte Werner Vogels, Chief Technology Officer (CTO) bei AWS dafür, dass der Kostenaspekt stärker im Cloud-Entwicklungsprozess berücksichtigt werden müsse. IT-Entscheider müssten in der Lage sein, ihre Cloud-Architekturen kontinuierlich monitoren und hinsichtlich einer Kostenoptimierung anpassen zu können, so der Technikchef des Hyperscalers.
Für AWS, Google, Microsoft und Co. muss es darum gehen, ihre Cloud-Kunden nicht mit ausufernden Kosten zu verprellen. Derzeit wächst die Kritik: Die steigende Komplexität heterogener IT-Landschaften und der daraus resultierende höhere Aufwand macht vielen Organisationen zu schaffen. In einigen Betrieben gehen die Überlegungen sogar dahin, Workloads aus der Cloud wieder zurück ins eigene On-Premises-Rechenzentrum zu holen.