AWS, Microsoft und Google

Cloud-IaaS-Provider auf dem Prüfstand

22.06.2018
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Stärken und Schwächen der Top-3-Provider- AWS

Amazon Web Services (AWS)

Seit mehr als zehn Jahren ist der Cloud-Pionier Amazon Web Services (AWS) unangefochtener Marktführer im weltweiten IaaS-Geschäft. Nach Einschätzung von Gartner gilt das auch für integrierte Angebote aus IaaS- und PaaS-Komponenten. 2017 erwirtschaftete die Tochter des E-Commerce-Riesen Amazon einen Umsatz von 17,5 Milliarden Dollar, fast 43 Prozent mehr als im Vorjahr.

AWS bietet das ausgereifteste Serviceportfolio für Enterprise-Szenarien, urteilt Gartner. Ein optimaler Einsatz aber erfordert Fachwissen, das vielen Unternehmen fehlt.
AWS bietet das ausgereifteste Serviceportfolio für Enterprise-Szenarien, urteilt Gartner. Ein optimaler Einsatz aber erfordert Fachwissen, das vielen Unternehmen fehlt.
Foto: Casimiro PT - shutterstock.com

Stärken

Mit neuen Diensten und diversen Zukäufen expandiert AWS weiterhin aggressiv in neue IT-Märkte. Das ohnehin schon umfangreiche Serviceportfolio vergrößert sich damit weiter. Bereits eingeführte Cloud-Dienste erweitert der Anbieter kontinuierlich um zusätzliche Features, insbesondere in den Bereichen Management und Integration. Zu den AWS-Kunden gehören zahlreiche Organisationen, die Cloud-Ressourcen strategisch einsetzen.

Viele geben dafür jährlich mehr als fünf Millionen Dollar aus, einige sogar mehr als 100 Millionen. Auch wenn das Angebot nicht jede Anforderung perfekt abdeckt, gilt AWS vielen Entscheidern als die "sichere Wahl", wenn es um Cloud Computing geht. Aus Sicht der Gartner-Analysten besitzt AWS das ausgereifteste Serviceportfolio für Enterprise-Szenarien.

Dazu passt die große Zahl erfolgreich abgeschlossener Kundenprojekte und ein umfangreiches Partner-Ökosystem. Nicht nur Kunden, die Innovationen schätzen und Digitalisierungsprojekte verfolgen, setzen deshalb auf den Branchenprimus, wie die Auguren erläutern. Auch für Unternehmen, die klassische Rechenzentren in eine Cloud-IaaS-Umgebung migrieren wollen, ist AWS häufig der bevorzugte Anbieter.

Geht es um die Implementierung, Migration und das Management, helfen mehr als 2000 Consulting-Partner aus dem AWS-Umfeld. Eine weitere Stärke sieht Gartner im großen ISV-Ökosystem (Independent Software Vendor), das AWS aufgebaut hat. Kein anderer Cloud-Provider kann hier mithalten.

Schwächen

Amazons große Stärke, das extrem breite Portfolio, kann auch ein Nachteil sein, urteilen die Gartner-Experten. Um die unterschiedlichen Services zu implementieren, braucht es Fachwissen, das längst nicht in jedem Unternehmen vorhanden ist. Zwar gestaltet es sich relativ einfach, mit einigen wenigen Diensten zügig loszulegen. Ein optimaler Einsatz aber, der auch innovative Services, Best Practices und das kritische Thema Kosten-Management berücksichtigt, könne auch agile und hochqualifizierte IT-Organisationen überfordern. Das gelte nicht nur für die Kunden selbst, sondern auch für die wachsende Zahl der AWS-Partner, insbesondere für weniger erfahrene Managed-Service-Provider (MSP).

AWS-Nutzer sollten sich ferner darüber im Klaren sein, dass sie das volle Potenzial der Cloud-Services nur ausschöpfen können, wenn sie sich zumindest teilweise auf einen Technologiewechsel einlassen. Gartner nennt an dieser Stelle etwa den AWS-Hypervisor "Nitro", der für einige neue EC2-Instanzen genutzt wird.