Nach tagelangen Spekulationen kündigte Cisco nun den Abbau von fünf Prozent der weltweit 84.900 Arbeitsplätze oder zirka 4.245 Jobs an. "Wir passen unsere Investitionen und Ausgaben an das aktuelle Umfeld an, um den langfristigen Wert für unsere Aktionäre zu maximieren", erklärte Finanzchef Scott Herren während der Telefonkonferenz zum zweiten Quartal des Unternehmens. "Im Rahmen unseres angekündigten Restrukturierungsplans erwarten wir, dass rund fünf Prozent unserer weltweiten Belegschaft betroffen sein wird, mit geschätzten Kosten von etwa 800 Millionen Dollar vor Steuern", so Herren weiter.
Es handelt sich dabei bereits um die zweite große Entlassungsrunde, die das Unternehmen in den vergangenen 18 Monaten eingeleitet hat. Im November 2022 kündigte Cisco eine Umstrukturierung an, die 600 Millionen Dollar für Abfindungen und damit verbundene Kosten umfasste. Bereits damals wurden rund 5.000 Mitarbeiter entlassen.
Trotz der eingeleiteten Sparmaßnahmen schreibt Cisco weiterhin hohe Gewinne. Im Ende Januar abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal betrugt der Nettoprofit 2,6 Milliarden Dollar oder 65 Cent pro Aktie, was allerdings einem Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar.
Wachstumschancen und Herausforderungen
Obwohl Cisco in einer Reihe von Bereichen wie Security, Wireless und KI-Netze Wachstum verzeichnet, sieht sich das Unternehmen in naher Zukunft mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert.
"Erstens sehen wir eine stärkere Zurückhaltung im makroökonomischen Umfeld und eine genauere Prüfung von Geschäften angesichts der hohen Unsicherheit", erklärte Cisco-CEO Chuck Robbins während der Telefonkonferenz. "Da wir dies von unseren Kunden hören, müssen wir mit unseren Prognosen und Erwartungen vorsichtiger sein. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir ein bis zwei Quartale von der vollständigen Implementierung ihrer Lagerbestände entfernt sind, was, wie ich bereits erwähnt habe, länger dauert als wir erwartet haben."
Als zweiten Punkt führt Robbins an, dass die Kunden sich länger als erwartet Zeit ließen, um die in den letzten Quartalen ausgelieferten Produkte in größerem Umfang einzusetzen. Cisco habe dies bereits im vergangenen Quartal diskutiert und auch die Ergebnisse anderer Technologieanbieter deuteten auf diesne Trend hin. "Drittens sehen wir auch weiterhin eine schwache Nachfrage bei unseren TK- und Kabelnetzbetreibern. Diese Branche steht unter erheblichem Druck und passt ihre Rollout-Phasen entsprechend an, was sich negativ auf unsere Geschäftsaussichten auswirkt", so Robbins weiter.
KI-Pipeline ist gefüllt
Positiv zu vermerken ist, dass KI wächst. "Wir profitieren eindeutig von der Einführung von KI", holte der Firmenchef aus. Laut Robbins ist die gesamte KI-Pipeline inzwischen etwa dreimal so groß ist wie das, was Cisco in der letzten Gewinnmitteilung nannte, also einem Auftragsvolumen von etwa drei Milliarden Dollar. "Praktisch nichts davon hat mit der Partnerschaft mit Nvidia zu tun", fügte Robbins hinzu.
Cisco und Nvidia haben in diesem Monat ihre Partnerschaft erweitert, um integrierte Software und Netzwerk-Equipment anzubieten, die es den Kunden erleichtern soll, eine Infrastruktur aufzubauen, die KI-Anwendungen unterstützt. Es wird erwartet, dass die Partnerschaft für beide Unternehmen von Vorteil sein wird.
Robbins verwies außerdem auf das Wachstum bei seiner XDR-Sicherheitsplattform. "Unsere Security-Lösungen wie Extended Detection and Response (XDR) und Secure Access sind seit ihrer Einführung im Herbst dieses Jahres schnell gewachsen", erklärte er. "Wir haben bereits mehr als 230 Cisco-XDR-Kunden, und erwarten in den nächsten sechs Monaten dank unserer beschleunigten organischen Innovationen und anorganischen Investitionen (Splunk) weitere bedeutende Ankündigungen für das gesamte Portfolio."
Der XDR-Service von Cisco vereint mehrere IT-Sicherheitsprodukte von Cisco und Drittanbietern, um den Netzwerkzugang zu kontrollieren, Vorfälle zu analysieren, Bedrohungen zu beseitigen und Reaktionen zu automatisieren - und das alles über eine einzige Cloud-basierte Schnittstelle.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Network World.