Künstliche Intelligenz (KI) - insbesondere der Sprung hin zu generative KI (GenAI) - ist Teil eines größeren Wandels in der Art und Weise, wie Menschen und Maschinen interagieren, so Gartner. Dieser Wandel bietet CIOs und IT-Führungskräften zwei wichtige Schwerpunktbereiche, denn KI wird zu einer Unternehmensinitiative und nicht nur zu einer IT-Initiative. "GenAI ist nicht nur eine Technologie oder ein Business-Trend", erklärte Mary Mesaglio, Distinguished VP Analyst bei Gartner, in der Eröffnungs-Keynote des Gartner IT Symposium in Barcelona. "Es stellt auch einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie Menschen und Maschinen interagieren, dar."
"Maschinen entwickeln sich von unseren Werkzeugen zu unseren Teamkollegen", fügte Gabriela Vogel, Senior Director Analyst bei Gartner, hinzu. So prognostiziere Gartner, dass 90 Prozent aller Unternehmen weltweit bis 2025 GenAI als Unterstützung für die Belegschaft nutzen wird. CIOs spielten dabei eine wichtige Rolle für das, was Unternehmen mit KI machen - und was KI aus uns mache, so Vogel. Die Analystin verwies auf eine aktuelle Gartner-Umfrage unter CEOs, bei der CIOs als erste Wahl genannt wurden, um den Wert von GenAI für das Unternehmen zu erschließen.
Ihr Einsatz, bitte!
Die beiden Analystinnen forderten in der Keynote die mehr als 6.500 anwesenden CIOs und IT-Führungskräfte auf, sich darüber klar zu werden, wie sie (generative) KI nutzen wollen, um die Möglichkeiten in den nächsten 12-24 Monaten auszuschöpfen.
Mesaglio und Vogel unterscheiden dabei zwischen zwei Arten von KI:
Die alltägliche KI ist auf Produktivität ausgerichtet und soll es Arbeitnehmern ermöglichen, ihre Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen.
Bei Game-changing KI dagegen steht die Kreativität im Vordergrund. Sie sorgt nicht nur für mehr Geschwindigkeit und Effizienz, sondern schafft neue Ergebnisse, etwa durch KI-gestützte Produkte und Dienstleistungen, oder sie schafft neue Wege, um neue Ergebnisse zu erzielen, etwa durch KI-gestützte neue Kernfähigkeiten.
Wie Mesaglio ausführte, konzentrieren sich derzeit 75 Prozent der CIOs und Technologieführer in EMEA auf die relativ risikofreien Möglichkeiten der alltäglichen KI. Dabei müsse man aber beachten, dass die alltägliche KI ungeheuer schnell zum Standard werde, erklärte sie: "Jeder wird Zugang zu den gleichen Tools haben, und das wird keinen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil bringen." Mit KI, die die Spielregeln verändert, würden dagegen Geschäftsmodelle und ganze Branchen umgekrempelt.
No risk, no profit
Was das Einsatzgebiet angeht, gibt es aus Sicht der Analystinnen große Unterschiede zwischen Risikoprofilen, den möglichen Vorteilen und natürlich den Kosten. "Zwar werde immer mehr KI von der IT und dem gesamten Unternehmen gemeinsam bereitgestellt", so Vogel. "CIOs können hier aber ihren CEO- und CxO-Kollegen dabei helfen, indem sie die Chancen und Risiken des Einsatzes von GenAI in vier Bereichen untersuchen: im Backoffice, im Frontoffice, bei neuen Produkten und Dienstleistungen sowie bei neuen Kernfähigkeiten.
KI braucht eine Vision im Unternehmen
Damit ist es allerdings nicht getan, wie Gartner-Analystin Mesaglio ausführt: "Eine Technologieentscheidung ist gleichzeitig auch eine wirtschaftliche, soziale und ethische Entscheidung", erklärte sie. "Um Entscheidungen über KI in ihrem Unternehmen zu treffen, brauchen CIOs und IT-Führungskräfte Leuchtturmprinzipien - eine Vision für KI, die den Weg weist und sagt, welche Art von Mensch-Maschine-Beziehungen sie akzeptieren und welche nicht."
Allerdings haben derzeit nur wenige Organisationen Leuchtturm-Prinzipien oder gar eine klare Vision für KI, wie eine Gartner-Umfrage vom Juni 2023 unter 606 CIOs und Technologieführern ergab. Demnach verfügen nur neun Prozent der Unternehmen über eine KI-Vision und mehr als ein Drittel der Befragten hat keine Pläne zur Erstellung einer solchen.
Ein KI-Einsatz muss geplant werden
Um eine schnelle und sichere Einführung von generativer KI in den nächsten 12 Monaten zu ermöglichen, müssen Unternehmen laut Gartner drei Dinge tun:
KI-fähige Grundsätze aufstellen: Leuchtturm-Prinzipien müssen mit den Werten der Organisation übereinstimmen. Die Werte der Organisation müssen die Richtschnur für die Navigation durch die Unwägbarkeiten der Interaktion zwischen Mensch und Maschine sein.
Daten KI-fähig machen: Damit Daten KI-fähig sind, müssen sie fünf Kriterien erfüllen. Sie sind sicher, angereichert, fair, akkurat und unterliegen den Leuchtturm-Prinzipien.
KI-taugliche Sicherheit implementieren: CIOs sollten sich auf neue Angriffsvektoren vorbereiten und gemeinsam mit dem Führungsteam eine Richtlinie zur akzeptablen Nutzung von öffentlichen generativen KI-Lösungen erstellen.
"Ohne Vorausplanung wird die Ära der KI-gestützten Unternehmen zu unbeabsichtigten Konsequenzen führen. CIOs brauchen einen Weg, der ihnen den Weg in die Zukunft weist, auch wenn alles neu und undurchsichtig erscheint", erklärte Mesaglio. Um diesen Umbruch sicher zu nutzen, müssten CIOs gemeinsam mit den Führungskräften ihre Ambitionen für den Einsatz von alltäglicher und bahnbrechender KI definieren und KI-fähige Prinzipien, Daten und Sicherheit festlegen.