Die Charité habe sich schon vor einigen Jahren bewerten lassen und dabei den Wert 5,2 erreicht, so Peuker: "Das ist nicht schlecht, lässt aber noch Luft nach oben." Immerhin habe die Bundesregierung mittlerweile wegweisende Initiativen gestartet, darunter das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), das es Ärzten beispielsweise erlaubt, Apps zu verschreiben oder Videosprechstunden einfacher zu nutzen. Auch die elektronische Patientenakte werde 2021 kommen und der Digitalisierung einen Schub verleihen.
Die digitale Krankenhausversorgung gehört für Peuker zum Pflichtprogramm. Als Kür sieht er dagegen die Health Data Platform, ein Großprojekt, das die Charité schon seit mehreren Jahren verfolgt. Die Anstöße kamen aus dem Wissenschaftsbereich, berichtet der CIO. "Es geht um einen besseren Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten, aber auch darum, die Forschung voranzubringen und Drittmittel einzuwerben."
Dabei verfolge man zwei Stoßrichtungen: "Zum einen wollen wir Daten, die am Krankenhausbett erhoben werden, möglichst schnell mit Daten aus der Grundlagenforschung, besonders in der Genom-Analyse, verknüpfen, um daraus einen Mehrwert für die Patienten zu gewinnen." Zum anderen gehe es darum, Daten aus der Behandlung über pseudonymisierte oder anonymisierte Algorithmen der Grundlagenforschung zur Verfügung zu stellen.
Daten trainieren Algorithmen
Mit den Daten trainierten Charité-Experten zum Beispiel einen Algorithmus für die Vorhersage von akutem Nierenversagen. Peuker: "Wir haben damit bereits einige Patienten schneller in den Fokus klinischer Spezialisten gebracht." Die behandelnden Ärzte konnten in der Folge etwa schneller eine Dialyse einleiten, um Komplikationen zu verhindern.
Für solche Szenarien sei es notwendig, Daten strukturiert und nach internationalen Standards abzulegen, so der IT-Chef. "Für das Machine Learning brauchen wir insgesamt viel mehr Daten, nicht nur lokal, sondern auch über Landesgrenzen hinweg. Die Region Berlin-Brandenburg reicht nicht." Ebenso wichtig sind aus seiner Sicht bundesweit einheitliche Strukturen im Datenschutz, die klar regeln, welche Daten wie verwendet werden dürfen und wem sie gehören. Zwar gebe es auf diesem Gebiet viele Fortschritte. "Aber Deutschland ist noch zu behäbig, vor allem wenn es um länderübergreifende Regelungen geht."