Rollenverteilung in der Führung der Digitalen Transformation

CIO, CEO & CDO: Sind drei nicht einer zu viel?

29.05.2018
Von 
Dr. Oliver Janzen ist Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungshauses FAKTOR D consulting. Er schreibt er zu den Themen Digitalisierung, Transformation, IT Strategie und Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Industrie.

Nach der Transformation ist vor der Transformation

Die Rolle des CDOs ist durch das Thema der Digitalen Transformation entstanden. Wie oben beschrieben, spielt er in der Transformation meist eine zentrale Rolle. Was aber, wenn ein Unternehmen vollständig digitalisiert ist? Wird der CDO dann noch benötigt, oder handelt es sich beim CDO um eine eher temporäre Rolle in der Unternehmensleitung?

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin hat die CDOs der DAX-Unternehmen hierzu befragt. Hierbei hat sich eine knappe Mehrheit dafür ausgesprochen, dass die Rolle des CDOs eine temporäre Rolle sei. Doch was, wenn die Digitale Transformation eines Unternehmens abgeschlossen ist?

Aufgabenverteilung der CxOs
Aufgabenverteilung der CxOs
Foto: DST consulting, Dr. Oliver Janzen

Gehen wir einmal davon aus, dass ein sogenannter "Steady State"-Zustand eintritt. Dass das neue Geschäftsmodell und die digitalisierten Prozesse nicht weiter transformiert, sondern evolutionär weiterentwickelt werden: Dann ist es sicher die Aufgabe des Chief Operating Officers (COO), diese Evolution voranzutreiben. Er würde wie bei einem Projektabschluss die Prozesse in die Linie übernehmen und im Sinne von Operational Excellence weiter optimieren.

Doch kann die digitale Unternehmenstransformation in einem absehbaren Zeitraum abgeschlossen werden? Ja und nein. Ein Transformationsprogramm mit festem Ziel und vordefiniertem zeitlichen Rahmen kann abgeschlossen werden. Die Ergebnisse können auch "in die Linie" (an den COO?) übergeben werden. Aber wir leben in einer Zeit von immer kürzeren Veränderungszyklen, von immer mehr Veränderungen in kürzerer Zeit. Daher ist davon auszugehen, dass am Ende eines Transformationsprogrammes bereits das nächste Programm ansteht. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!

Ein CDO, der es geschafft hat, weitreichende Veränderungen im Unternehmen erfolgreich umzusetzen, ist dann prädestiniert, auch die weiteren Veränderungen des Unternehmens zu gestalten. Vielleicht dann in der Rolle eines Chief Change Officers oder besser: eines Chief Transformation Officers. Hätte man sich bei der Namensgebung gleich für "Transformation" statt "Digital" entschieden, wäre die Rollenverteilung und Abgrenzung zum CIO einfacher und die Beständigkeit der Rolle weniger umstritten.

Fazit

Der CDO als Heilsbringer und eierlegende Wollmilchsau birgt Gefahren - insbesondere das Risiko, ihm zu viel aufzubürden. Ihm all die Aufgaben zu geben, die die Unternehmensleitung bislang nicht angegangen ist oder nicht lösen konnte. Entscheiden sich Unternehmen für diese weitere Rolle, so kann durch eine gut gewählte Aufgabenverteilung ein gewinnbringendes Team entstehen - mit dem CDO als Treiber der Digitalen Transformation. Langfristig wird das Digitale Geschäft - denn nur noch dieses wird es geben - operativ vom COO verantwortet. Was aus der Rolle des CDOs wird, wird sich noch zeigen. Benötigt wird seine Kompetenz langfristig voraussichtlich eher für Transformationen, d. h. als Chief Transformation Officer, denn als CDO. (mb)