Besonders am Herzen liegt Schmutz das Programm "Ticketshop 2.0". Es ist, wie er betont, "DAS zentrale und hochintegrierte Vertriebssystem für alle Vertriebskanäle der ÖBB Personenverkehr AG und in weiterer Folge des öffentlichen Verkehrs Österreichs". Sprich, es sollen mehr Tickets online und weniger Tickets am Schalter gekauft werden.
Mit diesem Ziel wurden neben einer kanalübergreifenden, modernisierten Benutzeroberfläche auch weitere Innovationen umgesetzt, etwa der Ticketkauf mit nur zwei Klicks oder die Installation eines Auskunftssystems über Amazon Alexa. Durch diese Vereinfachung schaffte es die ÖBB, den Schulungsaufwand für das Verkaufspersonal kräftig zu reduzieren - von vier Monaten auf wenige Tage.
Mit einer Durchlaufzeit von drei Jahren und einem Budget von 50 Millionen Euro ist der ÖBB-Ticketshop das größte österreichische E-Commerce-Vorhaben. Der wichtigste Punkt aber bleibt für Schmutz die Zusammenarbeit im Team: "Ein Programm mit über 250 Personen ist in erster Linie People-Management. Punkt." Gerade mit den Schlüsselpersonen, die auf allen Ebenen tätig sind, sei es wichtig, ein Team zu formen, das zusammenhält und sich mit dem Ziel uneingeschränkt identifiziert.
Konnektivitätsbedürfnis der Fahrgäste erfüllen
Das zweite wichtige Vorhaben war der Relaunch des WLAN-Systems in den Hochgeschwindigkeitszügen der österreichischen Bundesbahnen, um (endlich) das Konnektivitätsbedürfnis der Fahrgäste betreffend Verfügbarkeit und Performance zu erfüllen. So kann nun die Zeit im Zug besser genutzt werden - zum Beispiel durch Arbeiten oder Fernsehen beziehungsweise Videostreaming.
Dazu wurde einerseits mit dem Unternehmen Nomad Digital eine Technik entwickelt, die eine stabile Bandbreite, Onboard-Entertainment und Live Streaming ermöglicht, und andererseits wurde durch eine Kooperation mit den Mobilfunkbetreibern der Ausbau eines flächendeckenden Mobilfunknetzes entlang der Bahnstrecken geschafft. "Nur dadurch war es möglich, als weltweit erste Bahn ein Big Event wie die Fußballeuropameisterschaft im Zug live und unterbrechungsfrei zu übertragen", freut sich Schmutz.
Trotz einer vollen Agenda hat der CIO mit seinem Team weitere Themen abgearbeitet: Die Zugbegleiter wurden mit iPhones und iPads in die Digitalisierung eingebunden, binnen sechs Monaten wurde ein komplettes Vertriebssystem für den Fernbus eingeführt, der Postbus bekam ein Betriebsleitsystem und der Kundenservice ein CRM-System. "Wir haben uns vom IT-Generalisten über den IT-Spezialisten zum Digitalisierungsexperten entwickelt", freut sich Schmutz.