Nach Angaben von statista.com lag der Umsatz im E-Commerce im Jahr 2021 bei 86,7 Milliarden Euro, für das Jahr 2022 wird ein Umsatz von 97,4 Prozent erwartet (Quelle: statista.com). Für Gründer und Freiberufler kann es sich daher lohnen, über den Onlinehandel nachzudenken.
Längst hat sich der Terminus E-Commerce für den elektronischen Handel im Internet im Sprachgebrauch eingebürgert. Gemeint ist damit also, dass eigene Produkte nicht im Ladengeschäft, sondern im Internet vertrieben, also ver- und gekauft werden. Ohne Online-Shop also kein E-Commerce.
Doch der Begriff umfasst noch mehr. Da die Waren, die die Kunden im Netz kaufen, auch bezahlt werden müssen, meint E-Commerce häufig auch Angebote wie Online-Banking sowie den Kundenservice über digitale Kanäle und/oder Plattformen (Facebook, Instagram…) gleich mit. E-Commerce gibt es sowohl im B2B- als auch im B2C-Geschäft.
E-Commerce: Die Optionen
Statt einen Laden lokal anzumieten, ein Sortiment auf Vorrat im Geschäft und im Lagerraum zu halten und Mitarbeiter einzustellen, die sich um die Präsentation und den Verkauf der Ware kümmern, kann man im E-Commerce all das ins Netz verlagern. Das spart im besten Fall eine Menge Zeit und Geld -vorausgesetzt man geht das Vorhaben richtig an. Und um das zu tun, muss man sich zunächst für eine Variante entscheiden, wie das E-Business aufgezogen werden soll:
Verkauf über einen Marktplatz: Für Gründer kann ein Shop in einem etablierten Marktplatz wie Amazon oder Ebay für den Start recht lohnenswert sein. Allein Amazon hatte im Jahr 2018 einen Marktanteil im E-Commerce von 68 Prozent. Wer im E-Commerce starten möchte, kann zum Einstieg von dieser Marktmacht profitieren und sein Angebot auf Amazon oder Ebay platzieren und über diese Kanäle vertreiben. Der Nachteil: Die Plattformen haben letztlich das Sagen darüber, zu welchen Konditionen das geschieht - und möchten sich natürlich dafür bezahlen lassen, dass der hauseigene Marktplatz genutzt wird.
Verkauf über eigenen Online-Shop: Wer sich nicht von der Macht der großen Konzerne abhängig machen möchte, kann seinen eigenen Online-Shop erstellen. Abhängig von der Größe des Vorhabens kostet das unterschiedlich viel Zeit und Geld. Kleinere Vorhaben lassen ich jedoch relativ zügig und kostengünstig mit Bausteinsystemen realisieren.
Onlinehandel: Bezahlsystem und Vermarktung
Ein weiterer Vorteil des E-Commerce liegt darin, dass sich die Aktivitäten (die entsprechende Einverständniserklärung vorausgesetzt) der User überwachen lassen. Ein Ergebnis davon ist, dass man sich genauer ansehen kann, an welcher Stelle Nutzer ihren Kaufprozess abbrechen. Ganz entscheidend scheint dabei das gewählte Bezahlsystem zu sein.
In Deutschland nutzen Kunden, die online einkaufen, am liebsten Paypal. Bietet ein Online-Shop diese Bezahlvariante nicht an, ist die Chance groß, dass der Interessent nicht als Käufer gewonnen wird. Gründer sollten sich daher vorab gründlich darüber informieren, welche Optionen sie im Hinblick auf das Bezahlsystem haben und welche Zahlungsvariante bei der Zielgruppe besonders beliebt ist -?diese sollte dann angeboten werden. Natürlich ist es nicht damit getan, sich für die passende Zahlungsoption zu entscheiden. Gründer müssen die Kosten, die mit der jeweiligen Methode einhergehen, in ihre Gesamtkalkulation einkalkulieren. Bei Paypal müssen gewerbliche Händler beispielsweise einen gewissen Prozentsatz des Umsatzes an den Payment-Service-Provider zahlen. Auch bei Zahlung mit Kreditkarten ist in der Regel ein gewisser Obolus an das jeweilige Institut zu entrichten.
Zum Bezahlvorgang gehört außerdem, dass Rücksendungen und Gutschriften korrekt gebucht werden und der Online-Shop ein System für Rückzahlungen hat. Das manuell zu managen, wird kaum möglich sein. Daher setzen die meisten Händler im E-Commerce auf eine Buchhaltungssoftware, die diese Punkte steuern kann.
Damit die eigenen Produkte gefunden werden, müssen die Gründer auch an das richtige Online-Marketing denken. Im Netz gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, seinem E-Commerce-Business zum Erfolg zu verhelfen. Angefangen über Maßnahmen der Suchmaschinenoptimierung (SEO) und -werbung (SEA) über Affiliate- und E-Mail-Marketing Aktivitäten bis hin zu ganz gezieltem Marketing in den sozialen Medien.
Auch hier gilt, dass man sich als Gründer oder Freelancer zunächst einmal selbst daran versuchen kann, auf der anderen Seite aber auch genau durchrechnen sollte, ob es sich doch lohnen könnte, einen Profi mit dem Marketing zu betrauen. Denn die Zeit, die man als Neuling im E-Commerce damit zubringt, sich in Online-Marketing-Aktivitäten einzuarbeiten, fehlt an anderer Stelle.
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Nach dem "127 Corridor Sale" im vergangenen Jahr bot der Spraydosen- und Farbenverkäufer Krylon dort erworbene und aufgehübschte Waren online via Pinterest Buyable Pins zum Verkauf an - als erster Anbieter überhaupt. Neben den erzielten Einnahmeen, die kmplett gespendet wurden, erfuhr Krylon für die Aktion eine mediale Aufmerksamkeit, die das Unternehmen ein Vielfaches von dem gekostet hätte, wäre sie auf klassischem Wege per Werbeanzeige zustande gekommen.
E-Commerce: Vor- und Nachteile im Überblick
E-Commerce hat für Gründer und Freiberufler einige Vorteile, jedoch lauern auf der anderen Seite auch Risiken, die man kennen sollte. Die folgende Übersicht listet Vor- und Nachteile auf. (pg)
Vorteile | Nachteile |
Günstige Möglichkeit für Gründer: Wer einen Online-Shop statt eines stationären Ladengeschäfts eröffnet, hat in der Regel weniger Kosten. | Fehlender Kontakt: Im E-Commerce können Online-Händler ihre Kunden nicht face-to-face beraten. Für den Kundenkontakt bleiben nur digitale Lösungen. Gerade bei Produkten, die erklärungsbedürftig sind, kann das zu Schwierigkeiten führen. |
Keine Öffnungszeiten: Kunden, die sich für die Waren interessieren, können 24 Stunden am Tag einkaufen. Anders als im stationären Einzelhandel gibt es im E-Commerce keine Öffnungszeiten. | Großer Wettbewerb: Viele Unternehmen entdecken die Möglichkeiten, die der E-Commerce bietet, für sich. Daher wächst die Konkurrenz in diesem Segment. Unter Umständen können sich Neu-Gründer gar nicht gegen etablierte Online-Shops mit ihrem Produkt durchsetzen. |
Größere Zielgruppe: Der stationäre Einzelhandel ist auf diejenigen Personen beschränkt, die sich die Mühe machen, ins Geschäft zu kommen. Im E-Commerce dagegen kann theoretisch jede Person weltweit mit einem Internet-Zugang das Produkt kaufen – das nötige Kleingeld vorausgesetzt. | Hohe Marketingkosten: Sofern man nicht ein Nischenprodukt oder Waren für einen Expertenkreis vertreibt, dürfte es schwierig werden, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Wer es trotzdem versuchen möchte, muss meist viel Geld für Online-Marketing und andere Werbeaktivitäten ausgeben. |
Individuelle Anpassung: Analysetools wie zum Beispiel Google Analytics bieten die Möglichkeit, das Angebot individuell auf die Kunden zuzuschneiden. | Hohe Anforderungen: Wer online verkaufen möchte, muss das passende Bezahlsystem für seine Zielgruppe anbieten. Außerdem müssen Anbieter im E-Commerce an die Datensicherheit sowie die hohen Anforderungen im Datenschutz denken. Wer hier Fehler macht, riskiert mitunter empfindliche Strafen. |