Hausmesse Celosphere

Celonis präsentiert neue Process-Mining-Generation

09.11.2022
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Celonis hat mit "Process Sphere" und "Business Miner" zwei neue Produkte vorgestellt. Es geht um einen besseren Überblick über Prozesszusammenhänge und eine einfachere Nutzung von Process Mining.
Die Celonis-Gründer Bastian Nominacher, Martin Klenk und Alexander Rinke (v.l.n.r.) haben mit ihren Ideen rund um Process Mining und Execution Management ein Startup auf den Weg gebracht, das inzwischen 13 Milliarden Dollar wert ist.
Die Celonis-Gründer Bastian Nominacher, Martin Klenk und Alexander Rinke (v.l.n.r.) haben mit ihren Ideen rund um Process Mining und Execution Management ein Startup auf den Weg gebracht, das inzwischen 13 Milliarden Dollar wert ist.
Foto: Deutscher Zukunftspreis / Bildschoen

Auf der Anwenderkonferenz Celosphere in München (9. und 10. November 2022) präsentierte der Execution-Management-Spezialist mit Celonis Process Sphere ein neues Werkzeug, das eine mehrdimensionale Ansicht gleich mehrerer Unternehmensabläufe in ihrem Zusammenhang ermöglichen soll. Das Unternehmen verspricht, dass sich damit Ineffizienzen, aber auch Potenziale rund um Prozesse erkennen und beseitigen lassen.

"Wir haben Process Mining noch einmal neu erfunden", gibt sich Alexander Rinke, Co-CEO und Mitgründer des erfolgreichen Startups, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE selbstbewusst. Man konzentriere sich nun nicht mehr nur auf einzelne Unternehmensprozesse wie Einkauf oder Verkauf, sondern auf den Zusammenhang mehrerer Abläufe in bestimmten Unternehmensbereichen ("Spheres") oder über ganze Lieferketten hinweg. "Wir machen sozusagen den Schritt vom Röntgentbild zum Magnetresonanztomografen", sagt Rinke und spricht von einem "multidimensionalen Process Mining" (siehe auch Interview mit Wil van der Aalst, dem "Godfather of Process Mining").

Celonis will Abhängigkeiten in Prozessen sichtbar machen

Mit Process Sphere sollen Kunden demnach nicht nur ihre Prozesse durchleuchten, sondern auch die miteinander verknüpften Elemente darin erkennen, um eine umfassendere Perspektive zu gewinnen. Es würden nun auch Prozessschritte und Prozesse zusammengefügt, die bisher in der Analyse nicht miteinander verknüpfbar waren. So ließen sich Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen Geschäftsaktivitäten aufzeigen, hieß es.

Für Celonis-Kunden bedeute das, sie könnten ihre End-to-End-Lieferketten miteinander verbinden und beispielsweise die Beziehungen zwischen Auftrags-, Rechnungs- und Lieferabläufen analysieren und optimieren. Laut Rinke lässt sich etwa feststellen, ob Zahlungen an Lieferanten zu spät oder zu früh erfolgten und wie sich eine solche Ineffizienz auf andere Bereiche im Unternehmen und auch auf die Kunden auswirke.

Business Miner - ein Analysetool für Endanwender

Die zweite Ankündigung, der "Celonis Business Miner", richtet sich an Endanwender, die ihre Geschäftsprozesse selbständig analysieren und sich dazu im Team mit anderen austauschen wollen - ohne dafür technisches Fachwissen zu benötigen. Es handelt sich um eine Arbeitsumgebung, in der Business User hinter die Kulissen blicken und in ihren ERP-, SCM- und CRM-Systemen Prozessverbesserungen identifizieren können. Laut Celonis geht es darum, dass möglichst viele Menschen im Unternehmen versteckte Potenziale in den Abläufen aufstöbern und diese - gemeinsam mit anderen in einer kollaborativen Arbeitsumgebung - heben können.

Mit dem System sollen sich auch technisch unbedarfte Business-Anwender schnell zurechtfinden, so Rinke. Die Anwendung basiere auf einem Frage-Antwort-Verfahren, da schnelle Erkenntnisse liefere. Demnach bekommen beispielsweise Anwender aus der Finanzabteilung Antworten auf Fragen wie: "Wie hoch ist meine Vorfälligkeitsquote?" oder "Wo kann ich am besten 500 Millionen Dollar an Cashflow freisetzen"? Prozessoptimierung werde zum "Teamsport", heißt es bei Celonis, sämtliche Anwender im Unternehmen könnten als Mitspieler einbezogen werden.

Kooperation mit Emporix verspricht mehr Flexibilität im B2B-Handel

Eine weitere Ankündigung auf der Celsophere betrifft eine enge Zusammenarbeit mit dem auf den B2B-Handel konzentrierten E-Commerce-Spezialisten Emporix, mit dem gemeinsam die Emporix Commerce Execution Platform (CXP) vorgestellt wurde. Das Duo verspricht Emporix-Kunden eine Plattform, die mehr Flexibilität liefere. Bei Änderungen in der Kundennachfrage, im Lagerbestand sowie im Liefer- und Erfüllungsstatus reagierten Anbieter oft zu langsam. Sie arbeiteten mit statischen Portalen und Modellen, die Verkäufer und Käufer in eine vorgegebene Abfolge von Zugängen, Entscheidungen und Genehmigungen zwinge. Doch Geschäftszielen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen änderten sich ständig, dieser Dynamik werde zu wenig Rechnung getragen.

Celonis Labs, die 2021 gegründete Forschungseinheit des Unternehmens, hat daher zusammen mit Emporix eine Plattform entwickelt, die dem B2B-Handel erlauben soll, schneller auf die ständigen Abweichungen und Änderungen auf Käufer- wie auf Verkäuferseite zu reagieren. Mit Emporix CXP sollen Nutzer die Interaktionen ihrer Endkunden auf ihrer Handelsplattform in Echtzeit überprüfen können, indem sie Signale erkennen, die durch Prozessintelligenz generiert werden. Zudem könnten sie simulieren, wie sich Kunden abhängig von sich ändernden Faktoren wie Preisanpassungen, Werbung oder Veränderungen im Produktportfolio innerhalb der Emporix CXP verhalten werden.

Mehr Termintreue im B2B-Handel

Den Anbietern zufolge setzt die Plattform bei typischen Problemen in der Lieferkette an. Wird festgestellt, dass ein Produkt voraussichtlich nicht rechtzeitig geliefert werden kann, gibt die Software auf Basis von Realtime-Daten Empfehlungen ab, die etwa Terminänderungen, Stornierungs-Raten, On-Time-Raten oder Deckungstage betreffen können. Während des Kaufvorgangs steht das System dabei in ständiger Interaktion mit dem Kunden.

Emporix und Celonis stellen in Aussicht, dass Bestellungen damit bei unveränderten Kosten pünktlicher geliefert werden können. Die Termintreue führe zu einer höheren Zufriedenheit der Kunden und mehr Umsatz. Die Plattform sei lernfähig und passe sich ständig den sich verändernden Gegebenheiten an. Sie enthalte eine Reihe von intelligenten Commerce-Modulen für Zahlungsunterstützung, Bestandsoptimierung, Auftragsanpassung und Verkaufsberatung. Die Kunden könnten dabei ihre individuellen Commerce-Module definieren und modellieren, um die Anforderungen ihres Unternehmens zu erfüllen. (hv)