Celonis hat die Übernahme des Darmstädter Softwareherstellers Process Analytics Factory GmbH (PAF) bekannt gegeben. PAF hat sein zentrales Process-Mining-Produkt "PAFnow" eng mit dem Microsoft-Stack gekoppelt. Abgedeckt werden Microsoft 365, PowerBI und die Power Platform. Für die Celonis-Verantwortlichen geht es mit der Akquisition hauptsächlich um den Zugang zur Microsoft-Welt.
Celonis gehört zu Pionieren im Bereich Process Mining. Das Unternehmen startete 2011 in München. Im Juni 2021 erzielte es als erstes "Decacorn" aus Deutschland einen Unternehmenswert von mehr als zehn Milliarden Dollar. In den beiden zurückliegenden Jahren entwickelte Celonis seinen Process-Mining-Ansatz zu einem Execution Management System (EMS) weiter. Die Idee dahinter: Es soll nicht mehr nur darum gehen, Prozesse zu analysieren. Vielmehr sollen Anwender mit EMS ein Werkzeug an die Hand bekommen, um Prozesse zu erneuern, zu automatisieren und insgesamt effizientere Abläufe zu entwickeln. Im ersten Schritt habe man einen Röntgenblick auf die Geschäftsprozesse gelegt, beschrieb Celonis-Mitbegründer und CEO Alexander Rinke vor einem Jahr die Anfänge des Process-Mining-Startups. "Jetzt gehen wir mit unserem Execution Management System (EMS) weiter."
Mit der Übernahme von PAF verfolgt Celonis das Ziel, auch Microsoft-Kunden nicht nur ProcessMining-, sondern auch die eigenen EMS-Funktionen anzubieten. Dazu wollen die Münchner die eigene Software mit den Tools von PAF kombinieren. PAFnow sei eine vollständig in Microsoft Power BI und Microsoft Office 365 integrierte Process Mining Software für die Analyse, Visualisierung und Optimierung nahezu aller Prozesse. Mit dem Zukauf öffne sich also ein großer neuer Markt für Celonis.
Prozesse neu gestalten
"Unser Ziel ist es, Prozesse neu zu gestalten, ohne dass Kunden die darunter liegenden Systeme großartig anfassen müssen", hatte Rinke als Ziel ausgegeben. "Daten müssen die Prozesse treiben." Prozessineffizienzen sollten weitgehend beseitigt werden, so der Manager. Dies setze voraus, dass möglichst viele Anwender Zugang zu Celonis EMS hätten. "Die Übernahme von PAF ermöglicht es den Millionen von Nutzern der Microsoft Power Platform, die Daten und Erkenntnisse von Celonis für Analysen, Automatisierung und Kollaboration zu nutzen."
Zu den finanziellen Details des Deals wurden keine Informationen veröffentlicht. Die rund 40 Beschäftigten von PAF sollen im Celonis-Team die Lösungen für die Microsoft Power Platform weiterentwickeln. Tobias Rother, Gründer und CEO von PAF, soll bei den Münchnern den Ausbau des Microsoft Centre of Excellence sowie alle Microsoft Power BI-Themen vorantreiben, hieß es. Timo Nolle, CTO von PAF, soll künftig die Entwicklung der Microsoft Power BI-Produktintegration leiten. Schon im Rahmen der Celonis World Tour 2022, die von Mitte Mai bis Ende Juni in zwölf Städten rund um den Globus stattfinden soll, will Celonis die ersten neuen "Celonis Experiences" vorstellen. Damit könnten Kunden Erkenntnisse aus dem Celonis EMS in bekannte Systeme und Tools integrieren - etwa in Microsoft Power BI Reportings, in Microsoft Teams oder in Microsoft Power Automate.
Mehr Reichweite für das Execution Management System
Celonis hat zuletzt hart daran gearbeitet, die Reichweite seiner EMS-Plattform zu erhöhen. Im Oktober 2020 wurde Integromat aus Tschechien übernommen. Der Anbieter offeriert auf seiner Cloud-basierten API-Plattform rund 1000 System- und Anwendungskonnektoren, über die Anwender Applikationen und Prozessschritte miteinander verknüpfen können. Dem Process-Mining-Spezialisten zufolge werden nahezu alle wichtigen Enterprise-Lösungen unterstützt, darunter die von SAP, Oracle, Microsoft, Salesforce, Workday und IBM. Im Oktober 2021 wurde bekannt gegeben, dass Celonis sein ESM enger mit den Workflows von ServiceNow verzahnen möchte.
Die Erwartungen der Celonis-Verantwortlichen sind hoch. Viele Unternehmen hätten keinen validen Einblick in die Schwachstellen ihrer Prozesse und wüssten oft nicht, was einen reibungslosen Geschäftsbetrieb behindere. Einer Forrester-Studie zufolge sollen sechs von zehn größeren Unternehmen noch in diesem Jahr Process Mining eingeführt oder den Einsatz zumindest evaluiert haben. Celonis verweist auf eine Untersuchung von Gartner, wonach der Markt für Hyperautomatisierungssoftware bis 2025 weltweit ein Volumen von fast 860 Milliarden Dollar erreichen soll.
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