GenAI bedroht Millionen UK-Jobs

Britische Forscher warnen vor KI-Apokalypse

28.03.2024
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Einer Studie zufolge könnte die Einführung von KI-Lösungen bis zu acht Millionen Jobs in Großbritannien kosten – wenn die Regierung nicht handelt.
Berechnungen des IPPR zufolge, könnte KI mittelfristig 59 Prozent der Tätigkeiten übernehmen.
Berechnungen des IPPR zufolge, könnte KI mittelfristig 59 Prozent der Tätigkeiten übernehmen.
Foto: microstock3D - shutterstock.com

Aus Sicht des Institute for Public Policy Research (IPPR) steht Großbritannien vor einem Scheideweg, nachdem immer mehr Unternehmen generative KI-Technologien einsetzen, die Texte, Daten und Softwarecode lesen und erstellen können und alltägliche Aufgaben am Arbeitsplatz automatisieren. Je nach Vorgehen der Regierung könne es als Auswirkung von GenAI zu massiven Arbeitsplatzverlusten oder erheblichem Wirtschaftswachstum kommen, warnen die Forscher.

Zwei KI-Wellen

Der Thinktank sieht in seinem Bericht "Transformed by AI" bei der generativen KI-Einführung zwei Wellen auf die Unternehmens- und Job-Welt zurollen:

  • Die "Hier und jetzt KI": Bestehende GenAI-Lösungen wie GPT4 können bestimmte Aufgaben bereits übernehmen.

  • Die "Integrierte KI": Dank der Verbindung mit anderen Softwaresystemen, einschließlich Datenbanken, kann generative KI auch Aufgaben, die mehrere Schritte erfordern, etwa Buchungen oder Bestellungen, ausführen.

Ausgehend von der Analyse von 22.000 Jobprofilen in der britischen Wirtschaft, die alle Arten von Arbeitsplätzen abdecken, geht das Institut davon aus, dass 11 Prozent der von Arbeitnehmern ausgeführten Aufgaben bereits der ersten Welle ausgesetzt sind. Demnach sind "kognitive Routineaufgaben" (etwa Datenbankmanagement) und "organisatorische und strategische Aufgaben" (beispielsweise Terminplanung oder Bestandsmanagement) am stärksten von generativer KI betroffen.

Der ersten Welle würden somit insbesondere Back-Office-Jobs, Einstiegsjobs und Teilzeitjobs zum Opfer fallen, so die Forscher. Dazu gehören Sekretariats-, Kundenbetreuungs- und Verwaltungsaufgaben. Mit der zweiten Welle könnte die KI sogar 59 Prozent der Aufgaben übernehmen. Dabei seien laut IPPR dann auch nicht-routinemäßige Tätigkeiten wie das Erstellen von Datenbanken, das Texten und das Grafikdesign betroffen, also zunehmend höher dotierte Arbeitsplätze. In einem Worst-Case-Szenario, nämlich, dass alle gefährdeten Arbeitsplätze durch KI ersetzt werden, gingen in Großbritannien 7,9 Millionen Arbeitsplätze verloren und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steige nicht, rechnen die Studienautoren vor.

Der Markt regelt das - nicht

Wenn die Regierung nicht eingreift und die Unternehmen sich selbst überlässt, ist das Worst-Case-Szenario eine reale Möglichkeit, so das IPPR. Das IPPR hat aber auch andere Szenarien entwickelt, die zeigten, dass eine "Job-Apokalypse" nicht unausweichlich ist - vielmehr seien auch enorme Lohn- und BIP-Zuwächse möglich.

"Die Frage ist jetzt weniger, ob KI nützlich sein kann, sondern vielmehr, wie schnell und auf welche Weise Arbeitgeber sie einsetzen werden", erklärt Carsten Jung, leitender Wirtschaftswissenschaftler beim IPPR. "Die Geschichte zeigt, dass der technologische Wandel ein Segen sein kann, wenn er gut gemanagt wird, oder er kann in einer Störung enden, wenn er sich unkontrolliert entfaltet." Jung zufolge hätten Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften jetzt die Möglichkeit, wichtige Entscheidungen zu treffen, die sicherstellen, dass wir mit dieser neuen Technologie gut umgehen. Wenn sie nicht bald handeln, könne es zu spät sein.

"Wir befinden uns an einem Wendepunkt und die Politik muss dringend eine Strategie entwickeln, um sicherzustellen, dass sich unser Arbeitsmarkt an das 21. Jahrhundert anpasst, ohne Millionen von Menschen zurückzulassen", stimmt Bhargav Srinivasa Desikan, Senior Research Fellow bei IPPR, zu. Es sei wichtig, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von diesen technologischen Fortschritten profitieren und nicht nur die großen Tech-Konzerne.