Bereits seit 2003 bietet BMW den X3 an. Mittlerweile ist die dritte Generation des X3 auf dem Markt und besetzt zwischen den BMW-Modellen X1 und X7 das Segment der Mittelklasse-SUVs. Der X3 bietet BMW-untypisch vor allem eines: Platz - sowohl für Fahrer und Beifahrer als auch im Fond und Kofferraum mit 550 Liter Volumen. Dass man in einem SUV sitzt merkt man nur noch an der Sitzhöhe. Die bietet die SUV-typische Übersicht nach vorn über andere Autos hinweg. Rustikal wie in der 1. und 2. X3-Generation geht es im Innenraum nicht mehr zu. Die Praktikabilität ist jedoch geblieben. Aber der Reihe nach.
Interieur
Der erste Eindruck: Ein Interieur wie in einer Business-Limousine. Kein Vergleich zum Vorgänger, der im Innenraum eher den Charme eines Nutzfahrzeugs hatte. Das Ambiente-Licht sorgt für eine gemütliche Stimmung. Die Sportsitze bieten genügend Seitenhalt. Es sitzt sich zwar nicht so perfekt wie in einem BMW 7er, aber der Komfort ist gut.
Die Anmutung der Materialien ist auf hohem Niveau. Hartplastik ist im gesamten Sichtbereich nicht zu finden. Die Galvanikapplikation für einige Bedienelemente vermitteln ein Ambiente, das sehr modern wirkt. Die Klimaautomatik mit Display, das Multifunktionale Instrumentendisplay und das mittig zentrierte LCD-Farbdisplay mit Touch-Funktion wirken vor allem digital und lassen erkennen, dass dieser X3 auf dem aktuellen Stand der Technik ist.
Die verbauten Interieurleisten "Edelholzausführung Fineline Cove mit Akzentleiste Perlglanz Chrom" sind sicherlich Geschmackssache, passen aber zu dieser Innenraumkonfiguration sehr gut. Die Verarbeitungsqualität ist gut. Nichts anderes haben wir erwartet. Und das gilt auch für Störgeräusche. Es knarzt oder scheppert nichts. Fahr- und Windgeräusche dringen so gut wie überhaupt nicht in den Innenraum ein. Das dürfte aber auch an der optionalen Akustikverglasung (Aufpreis 150 Euro) liegen.
Exterieur
Während der Innenraum im Vergleich zum Vorgänger deutlich moderner und digitaler daherkommt, ist das Blechkleid eher zurückhaltend progressiv. Die adaptiven LED-Scheinwerfer setzen an der Front Akzente. Die xLine in Kombination mit der Außenfarbe Sophistograu Brillanteffekt lässt diesen X3 im Verkehr kaum auffallen. Insgesamt strahlt dieser X3 vor allem eines aus: Gelassenheit. Das passt perfekt zur etwas gesetzteren Zielgruppe.
- Frontansicht
- Heckansicht
- Seitenansicht
- Modell xLine
- Seitenansicht mit geöffneten Türen
- Fugen-Wirrwar
- Adaptiver LED-Scheinwerfer mit Tagfahrlicht
- Adaptiver LED-Scheinwerfer mit eingeschaltetem Abblendlicht
- Abblendlicht eingeschaltet
- LED-Blinker
- Nebelscheinwerfer
- Frontkamera
- Abstandsradar
- Geöffnete Motorhaube
- Blick auf den Vierzylinder Reihenmotor
- Außenspiegel
- Außenspiegel mit Kamera
- Air Breather im Kotflügel
- LED-Rückleuchten
- Rückfahrkamera
- 19 Zoll Räder
Michelin Pilot Alpin 5 ZP Winterreifen, Reifengröße: 245/50 R 19 - Tankklappe mit Diesel- und AdBlue-Tank
- Modellbezeichnung am Heck
- Typenbezeichnung am Heck
Antrieb
Nun zum Diesel-Motor. Der X3 20d xDrive ist eine in Deutschland sehr oft gewählte Motorisierung. Völlig zu Recht. Der 4-Zylinder Reihenmotor ist im Vergleich mit den anderen verfügbaren Motorisierungen am sparsamsten. 190 PS sind zwar nicht übermotorisiert, reichen aber im Alltag völlig aus. Das Drehmoment von 400 Nm, das bei 1750 bis 2500 Umdrehungen anliegt, macht den Reiz dieses Motors aus.
Wer jedoch Wert auf eine hohe Endgeschwindigkeit legt, der muss ein anderes Aggregat wählen. Bei 213 km/h ist bereits Schluss. Auch beim Beschleunigen darf man nicht zu viel erwarten. In acht Sekunden geht es BMW zufolge von 0 auf 100 km/h. Der Motor ist gut gekapselt und dadurch im Innenraum kaum präsent. Beim starken Beschleunigen ändert sich das und der Diesel setzt sich mit einem kernigen Motorgeräusch in Szene. Die serienmäßige Adblue-Einspritzung garantiert Zukunftssicherheit für diesen Diesel-Motor, der die aktuelle EU-Abgasnorm Euro 6d-TEMP schafft.
Verbrauch
Der Verbrauch des X3 20d xDrive liegt bei gemächlicher Fahrweise durchschnittlich zwischen sechs und sieben Litern auf 100 km. Für einen 2-Liter Turbo 4-Zylinder Dieselmotor und xDrive ist das ein akzeptabler Wert. Bei höheren Geschwindigkeiten steigt der Verbrauch jedoch stark an und bewegt sich in Richtung 10 Liter. Den geringsten Verbrauch schafft der Motor auf der Autobahn bei zähfließendem Verkehr. Wir haben den X3 aber auch in der Stadt und auf der Landstraße bewegt. In unserer Bildergalerie lassen sich alle Testverbräuche nachlesen.
Automatic Getriebe mit Schaltwippen
Die Achtgang-Automatik von ZF gehört zu den besten Automatik-Getrieben auf dem Markt. In Verbindung mit dem Reihen-4-Zylinder Dieselmotor gibt es nichts zu meckern. Die Automatik legt die acht Gänge so sanft ein, dass man davon nur sehr wenig spürt. Der achte und damit höchste Gang reduziert bei hohen Geschwindigkeiten die Drehzahl. Das ist sinnvoll, reduziert es doch den Benzinverbrauch. Die Schaltwippen wirken in diesem X3 jedoch überflüssig. Warum sollte man in diesem Auto selbst schalten wollen? Das kann die Software besser.
Fahrkomfort
Wie fährt sich der X3 mit Adaptivem Fahrwerk? Schlaglöcher oder tiefe Gullideckel bügelt das Fahrwerk einfach weg. Das fällt sofort auf. Das Gewicht von fast zwei Tonnen ist spürbar, auch wenn es die Ingenieure mit einer sehr leichtgängigen Lenkung versuchen zu kaschieren. Vor allem in schnell gefahrenen Kurven kommt das SUV konzeptbedingt an seine Grenzen. Lässt man es jedoch ruhig angehen spielt das hohe Gewicht kaum eine Rolle. Der X3 federt sanft. Zwar nicht so komfortabel wie ein 7er mit Luftfahrwerk, aber mit genügend Komfort für lange Autobahnetappen. Das Fahrwerk lässt sich straffer oder weicher einstellen - je nach gewählten Fahrmodus. Zwischen dem Adaptiven und dem Comfort-Modus merkt man jedoch kaum Unterschiede.
Rückfahrkamera
Beim rückwärts Rangieren ist sie eine große Hilfe. Der Rückspiegel ist zwar recht groß, aber das Auto ist groß und die Sicht nach hinten eher eingeschränkt. Die serienmäßigen Parksensoren reichen prinzipiell auch. Aber auf dem Display sieht man in einer guten Auflösung, was sich hinter dem Fahrzeug befindet. Den einen oder anderen Stein übersieht man so nicht mehr. Eingeblendete Parkhilfslinien in unterschiedlichen Farben und Hindernismarkierungen zeigen, wo die Reise im Rückwärtsgang hingeht und ob das Manöver klappen könnte.
Fernlichtassistent
Der Fernlichtassistent passt den Einsatz des Fernlichts ständig auf die Fahrsituationen an. Durch ein automatisches Auf- und Abblenden gibt es keine Blendung des vorausfahrenden- und entgegenkommenden Verkehrs. Auf unserer Testfahrt erkannte das System andere noch sehr weit entfernte Verkehrsteilnehmer wie Autos und LKWs sehr gut und blendete diese gezielt aus der Fernlichtverteilung aus. Der Vorteil: Manuelles Umschalten entfällt und man kann länger mit Fernlicht fahren. Das System arbeitet mit einer Kamera im Bereich des Innenspiegels.
Komfortzugang
Mit diesem System funktioniert das Öffnen, Starten und Schließen des Fahrzeugs ohne Schlüssel. Es muss lediglich die Fernbedienung zum Beispiel in der Tasche mitgeführt werden. Ebenso lässt sich dieser X3 ohne Benutzung des Fahrzeugschlüssels durch Berührung der Türgriffe verschließen. Der Komfortzugang inklusive der Vorfeldbeleuchtung der Türaußengriffe kostet 590 Euro Aufpreis.
Sportsitze
Die Sportsitze haben gegenüber dem Seriensitz höhere Sitz- und Lehnenwangen. Das führt zu mehr Seitenhalt in Kurven. Der Langstreckenkomfort ist gut: Nach einer stundenlangen Strecke steigen wir beinahe entspannt aus. Aber längst nicht so entspannt wie z.B. im BMW 7er. Der Klassenunterscheid ist deutlich und von BMW vermutlich auch beabsichtigt. Die Sitzpositionen sind per Memory-Funktion speicherbar und können auf Knopfdruck abgerufen werden. Die Sportsitze vorn sind Bestandteil der xLine. In Verbindung mit dem Leder Vernasca fällt auf, dass sich das Leder auch bei kalten Außentemperaturen nie unangenehm kalt anfühlt.
Lenkradheizung
Eine Lenkradheizung dient in erster Linie der Sicherheit. Wer an den Händen nicht friert, kann sich besser auf das Fahren konzentrieren und versucht es gar nicht erst mit ungeeigneten dicken Handschuhen. Im Vergleich zu anderen getesteten BMW Lenkrädern ist die Wärme an allen Stellen des Lenkrads spürbar und verleitet nicht zu einer unsicheren Lenkradhaltung. Allerdings benötigt man diese Sonderausstattung nur an wenigen Tagen im Jahr. Aufpreis: 190 Euro.
Multifunktionales Instrumentendisplay
In diesem komplett digitalen Display mit Black-Panel-Technologie werden Fahrzeug-Informationen wie zum Beispiel Geschwindigkeit, Drehzahl und der Tankfüllstand unterschiedlich visuell inszeniert - abhängig vom gewählten Fahrmodus. Black Panel bedeutet, man sieht bei ausgeschalteter Zündung zunächst nur eine matt schwarze Fläche. Wenn jedoch das Head-Up Display verbaut ist blickt man so gut wie gar nicht mehr in das Kombiinstrument. Aufpreis: 390 Euro.
Head-Up Display
Das vollfarbige Head-Up Display ist ein Extra, das vor allem in Verbindung mit dem Navigationssystem Professional sinnvoll ist. Über eine Projektionseinheit, die in der Instrumententafel sitzt, werden Informationen auf die Frontscheibe projiziert. Diese Informationen umfassen unter anderem Fahrzeug-Geschwindigkeit, erlaubte Höchstgeschwindigkeit, Navigationshinweise und Verkehrsschilder-Einblendungen. Der Vorteil: Der Fahrer kann seinen Blick auf der Straße lassen. Das Head-Up Display ist sowohl tagsüber als auch nachts oder bei hoher Sonnenstrahlung gut ablesbar. Fazit: empfehlenswert.
Navigationssystem Professional
Das Navigationssystem Professional ist ein einfach zu bedienendes Navigationssystem. Mit LTE-Modul und Online-Updates ist es schneller und schlauer als beim Vorgänger. Um das zu testen sind wir strikt nicht nach der Ansage gefahren. Das Navi musste den Weg ständig neu berechnen, was sehr schnell ging.
Das iDrive-Bedienkonzept ist logisch und durchdacht. Der 10,25 Zoll große feststehende Farbbildschirm mit Splitscreen-Funktion (Auflösung: 1440 x 540 Pixel) ist groß genug und bietet dadurch eine stets gute Ablesbarkeit und Übersicht.
Das Navigationssystem bietet Reisekarten in dreidimensionaler Optik und zusätzlich Satellitenbilder als Kartenhintergrund. Es lassen sich auch Wetterdaten hinzufügen.
Das Navigationssystem bedient man intuitiv über den iDrive Touch Controller, per Spracheingabe oder über die Touch-Funktion des feststehenden Control Displays. Letzteres macht die Bedienung so einfach wie auf einem Tablet. Ob man das auch wirklich nutzt bleibt Geschmackssache. Der iDrive Touch Controller auf der Mittelkonsole ermöglicht eine Handschriftenerkennung zum Eingeben von Zahlen und Buchstaben. Das funktioniert problemlos, aber nicht unbedingt schneller. Am einfachsten und schnellsten erfolgt die Eingabe per Sprachfunktion.
Das Navigationssystem bringt noch etwas mehr mit wie z.B. das Radio BMW Professional mit DVD-Laufwerk (Audio/Video, MP3-fähig) sowie 20 GB Speicherkapazität für die eigene Musik. Besonders die Real Time Traffic Information (RTTI) - also Echtzeit-Verkehrsdaten für die Routenberechnung - ist für das Navigationssystem Professional zu empfehlen.
Darüber hinaus gehört ein Vorausschauassistent zum Navigationssystem. Er hilft dem Fahrer im Eco Pro Modus mit Fahrtipps. Ziel ist eine vorausschauende und möglichst energiesparende Fahrweise. So zeigt das System dem Fahrer beispielsweise im Vorfeld eines Kreisverkehrs rechtzeitig an, vom Gas zu gehen.
ConnectedDrive Services
Da gibt es zum einen das mobile Internetportal BMW Online mit dem Zugriff auf E-Mails, Wetterinfos, Nachrichten und Adressauskunftsdienste. Zum anderen ermöglicht BMW die Integration von Smartphone Apps (iOS/Android) wie z.B. die BMW Connected App (inkl. Webradio, Zugriff auf soziale Netzwerke) oder Entertainment Apps wie Spotify. Die Länderinfo-App informiert zum Beispiel über die Höchstgeschwindigkeit im Ausland
Harman Kardon Surround Sound System
BMW verspricht mit dem 1.090 Euro teuren System höchsten Musikgenuss. Nun, das ist es nicht ganz, aber nah dran. Das Harman Kardon Surround Sound System beinhaltet einen Surround-Modus sowie einen digitalen Verstärker mit individuell einstellbarem Equalizing. Das Lautsprechersystem hat eine Verstärkerleistung von 600 Watt und besteht aus 16 Lautsprechern und 9 Kanälen. BMW zufolge gleicht die geschwindigkeitsabhängige Kompensationsfunktion feinfühlig den Einfluss von Fahrgeräuschen aus.
Online Entertainment
Online Entertainment zum Aufpreis von 220 Euro bietet den Zugriff auf Millionen Musiktitel und auf das gesamte Album eines aktuell im FM-Radio gespielten Titels. Dazu gibt es eine einjährige Musikflatrate für das jeweilige Fahrzeug. Die Musikflatrate kann bei verschiedenen Anbietern eingelöst und auch auf anderen Endgeräten genutzt werden. In diesem X3 ist der Musikpartner Napster vorausgewählt. So lassen sich unbegrenzt Musiktitel herunterladen und auf der Festplatte im BMW speichern. Das klappt alles mühelos. Der Preis für diesen Service ist angemessen.
DAB-Tuner
Immer mehr digitale Programme lassen sich in Deutschland empfangen. Wer viel oder nur Radio hört, wird dieses Extra zu schätzen wissen. Gegenüber dem herkömmlichen UKW-Empfang bietet DAB (Digital Audio Broadcasting) den Vorteil einer besseren Klangqualität ähnlich dem einer CD. Das System besitzt die Fähigkeit für DAB+. Langfristig betrachtet sind die 320 Euro Zusatzkosten gut investiert. Warum der DAB-Tuner im X3 nicht längst zur Grundausstattung gehört, ist etwas unverständlich.
Fazit
Der X3 bietet viele Vorteile wie einen guten Federungskomfort oder eine harmonische Motor-Getriebe-Kombination und punktet mit seiner Vielseitigkeit. Ob in der Stadt, auf der Landstraße, der Autobahn oder auf dem Waldweg: Mit den mehr als 20 cm Bodenfreiheit bleibt das SUV so schnell nicht stecken. Doch es gibt auch einen entscheidenden Nachteil. Der X3 ist unübersichtlich. Und das merkt man bei jeder Fahrt. Sowohl nach vorn, zur Seite als auch nach hinten kann man die Fahrzeugdimensionen nicht mehr sicher abschätzen. Nur mit den Abstandssensoren oder der Rückfahrkamera bleiben Schäden zum Beispiel beim Parken aus. Obwohl die Sensoren gut funktionieren entstand selbst nach zwei Wochen Testbetrieb nach so mancher Fahrt im Parkhaus eine gewisse Ohnmacht.
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