Kryptowährungen verstehen, selbst kreieren

Blockchain-Technologien im Detail

16.06.2017
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Dr. Thomas Kaltofen ist Diplom-Chemiker und promovierte mit einem biophysikalischen Thema an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Neben einem Forschungsaufenthalt an der Chalmers Universität Göteborg beschäftigte er sich intensiv mit Datenbanken und C#-Programmierung am Fraunhofer Institut IPA in Stuttgart. Dr. Kaltofen ist freiberuflicher Experte für Blockchain-Anwendungen in der Chemie- und Pharmabranche.

Wie erstelle ich eine eigene Kryptowährung?

Mit zunehmender Digitalisierung nimmt auch die Bedeutung und Bekanntheit der Kryptowährungen zu. Es gibt etwa 3.000 verschiedene Kryptowährungen, die Währungen werden zunehmend als Zahlungsmittel akzeptiert. Aber auch im Darknet fungieren die digitalen Währungen als Zahlungsmittel. Bitcoin ist die bekannteste und wertvollste Währung mit einer Marktkapitalisierung von zirka 10 Milliarden US-Dollar. Das 2015 gestartete Ethereum liegt mit 1,5 Milliarden US-Dollar auf dem zweiten Platz. Doch wie viel technisches Know-how erfordert es, in den Handel mit den digitalen Währungen einzusteigen?

Um den Vorgang zu beginnen muss die aktuellste Version der Ethereum Wallet (= Ethereum-Brieftasche) installiert werden. Dieses Programm ist eine Multi-Plattform-Anwendung, die es ermöglicht mit auf Ether beziehungsweise Ethereum basierenden Währungen zu handeln. Ferner kann das Erstellen und Ausführen von Verträgen realisiert werden. Im nächsten Schritt wird ein Ethereum-Account erstellt. Die meisten Verträge kosten weniger als ein Zehntel eines US-Cent. Soll das Programm nur getestet werden, empfiehlt es sich ein Testnetzwerk auszuwählen und das Mining zu beginnen. Innerhalb weniger Minuten haben sich genügend Ether angesammelt, um die Vorgänge zu testen.

Ein Problem im Testnetzwerk besteht darin, dass der Vertrag nicht bestätigt wird. Der Vorgang zeigt in Arbeit an, nachdem ergebnislos versucht wurde, den Vertrag zu erstellen. Der Account hat schließlich 0 Ether sollte aber eigentlich mehr als 3.000 besitzen. Die Lösung des Problems liegt darin, dass sich in einem privaten Testnetz kein Mining realisieren lässt und somit keine Transaktionen dem Peer-to-Peer Netzwerk zugeführt werden.

Das Programm Ethereum Wallet erlaubt nur ein Basis-Mining, für eigene Implementierungen muss auf ein reales Netzwerk zugegriffen werden. Dazu benötigt der Nutzer weitere Programme.

Der oft benutzte AlethOne Miner ist ein einfaches Programm mit zwei Funktionen. Bei einer Methode wird das Mining gestartet und die zweite Funktion dient der Belohnung des Miners. Unter diesem Link finden Sie eine Sammlung von verfügbaren Ethereum-Programmen, die hauptsächlich in C++ verfasst sind. Wenn man Smart Contracts in einem realen Netzwerk erstellt, benötigt der Teilnehmer einige Ether. Sie können die Ether von einem Teilnehmer bekommen oder gegen Bitcoins tauschen. Soll der Tausch mittels Bitcoins realisiert werden, so kann das betrugssichere "btcrelay-Projekt" empfohlen werden.

Um einen Vertrag zu erstellen, muss ein Token erzeugt werden. Tokens können im Ethereum jedes vertretbare handelbare Gut sein: Münzen, Treuepunkte, Goldzertifikate, Schuldscheine, Spielgegenstände und so weiter. Bei allen Token sind grundlegende Funktionen üblicherweise implementiert, dies bedeutet das der Token sofort in der Ethereum Wallet kompatibel ist. Denn bei den anderen Clients oder Contracts wird derselbe Standard eingehalten.

Um ein effektives Mining zu realisieren, muss eine Schätzung über den Rechenaufwand des Vertrages erstellt werden und man kann entscheiden, wie viel Ether man bereit ist zu bezahlen. Ether, der nicht benötigt wurde, wird wieder an den Nutzer zurückgeschickt. Bei der Erstellung muss der Nutzer ein sicheres Passwort hinterlegen und nach einigen Sekunden kann die Transaktion aufgegeben werden.

In dem Hauptkonto ist hinterlegt, dass der Nutzer 100 Prozent der gerade erstellten Anteile besitzt. Um Teilnehmern Geld zu senden wählt man aus, welche Währung man senden möchten (entweder Ether oder die neu Erstellte). Schließlich fügt man die Adresse des Teilnehmers ein und führt die Transaktion aus.

Unmittelbar nach der Übermittlung der Daten an den Teilnehmer wird der Nutzer noch nicht den gesamten Betrag in seiner Brieftasche einsehen können. Dies liegt daran, dass die Brieftasche nur Token berücksichtigt, die sie kennt. Somit muss der Teilnehmer diesen Token manuell hinzufügen. In der Folge muss mit Hilfe des Clients ein Vertrag erstellt werden. Da das Vertragswerk wenig komplex ist, kann einfach die Adresse kopiert und das Regelwerk erstellt werden. Jetzt fügt man den entsprechenden Token ein und führt die Beobachtungsfunktion (watch Token) aus. Nun werden der Token-Name, das Symbol und die Dezimalzahl eingefügt. Nun kann man beobachten, wie sich die Balance zwischen dem Token verschiebt und man kann nun die Token an alle anderen Personen senden.

Nun hat der Nutzer einen eigenen Krypto-Token. Tokens selbst können benutzt werden für einen Wertaustausch auf lokalen Gemeinschaften. Darüber hinaus gibt es auch Möglichkeiten, sie gegen Arbeitsstunden oder Punkte in Treueprogrammen zu tauschen.

Der Schwierigkeitsgrad für die Erstellung einer eigenen Kryptowährung hält sich in Grenzen und ist auch für technisch nicht affine Menschen durchführbar. In nur wenigen Schritten ist die Software eingerichtet und man kann beginnen mit dem Handeln und Minen. Ein Vorteil von den Kryptowährungen ist, dass sie unabhängig von Banken, staatlichen Währungen und Zahlungsdienstleistern sind. Jedoch gibt es auch negative Ereignisse, das jüngste Beispiel ist der Trojaner Locky. Dieser verschlüsselt die Festplatte und sie wird nur entschlüsselt gegen eine Zahlung von 0,5 Bitcoin. Wäre dieses Ereignis auch ohne Kryptowährungen möglich gewesen? Wenn man das Ziel hat, durch das Mining Geld zu verdienen, kann dies nur im realen Netzwerk geschehen. Das Mining wird aber immer unattraktiver, denn durch die steigende Difficulty (=der Schwierigkeitsgrad des kryptografischen Rätsels) benötigt man immer bessere und schnellere Hardware. Somit fällt der Gewinn immer niedriger aus.

Zusammenfassung

Der hier vorliegende Artikel hat den technischen Rahmen der Blockchain-Technologie umrissen. Zuerst wurde zwischen öffentlicher, privater und Konsortium-Blockchains unterschieden. Im Folgenden wurden verschiedene Mining-Techniken vorgestellt. "State of the Art" ist das Proof of Work, wobei die potentiellen Miner ein schweres mathematisches Rätsel lösen muss. Hauptnachteil bei diesem Prinzip ist der immense Stromverbrauch, was zur Entwicklung andere Mining-Prinzipien motivierte. Abschließend wurde noch ein Blick in die Kryptowährungen geworfen und die Möglichkeit für die Erstellung einer eignen Währung aufgezeigt. (haf)