Außen klassisch, innen agil

Blitzstart ins Mobilzeitalter erforderte Methoden-Mix

25.02.2014
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Markus Maurer ist zertifizierter Projektmanager (Certified Agile Project Manager, IAPM) und Project-Manager Website & Mobile bei Cortal Consors Deutschland. Sein Aufgabenfeld umfasst unter anderem Projektplanung, Projektsteuerung und Kontrolle, Projekt-Reporting und Risiko-Management. Von sich selbst sagt er: „Projektlaufzeiten von einem Jahr sind das Maximum, das ich verkraften kann“. Dementsprechend groß ist sein Engagement, agile Vorgehensweisen in das Projektmanagement einfließen zu lassen.
Dr. Roland Ottmann ist Vorsitzender des IAPM Fachbeirats, Autor von Fachpublikationen und Geschäftsführer der Ottmann & Partner GmbH - einem Trainingsunternehmen für Projektmanagement in Deutschland. Er gilt als Experte für Projektmanagement, hatte über viele Jahre hinweg den Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement inne und initiierte 1996 den Deutschen Projektmanagement Award sowie 1998 den International Project Management Award.

Drei Herausforderungen

Zusätzlich zum engen Zeitrahmen machten drei weitere Faktoren das App-Projekt zu einer Herausforderung:

1. Gemeinsame App für Deutschland und Frankreich

Weil die Kosten für die App-Entwicklung zu gleichen Teilen zwischen Deutschland und Frankreich aufgeteilt wurden, waren auch Vorstellungen und Wünsche beider Länder gleich gewichtet. Das Projektteam musste sich auf ein gemeinsames Oberflächendesign einigen. Während das beim iPhone-Projekt relativ schnell gelang, drohte die Entwicklung der iPad-Variante zu scheitern.

Zu unterschiedlich war die Anspruchshaltung: So vertrat das französische Projekt-Management die Ansicht, dass das Design wesentlichen Einfluss auf die Akzeptanz der Nutzer habe - und entwickelte eigene Designvorschläge. So kamen zu den teilweise unterschiedlichen Templates, die aus fachlichen Anforderungen entstanden waren, auch leichte Designunterschiede.

2. Paralleler Neuaufbau des Datenbankbestands

Mobile Applikationen von Cortal Consors sind mit einer ganzen Reihe verschiedener Datenbanken (Markt- und Kursdaten) sowie Konto- und Depotdaten des jeweiligen Kunden verknüpft. Das erwies sich gerade in der Programmier- und Testphase als nicht eingeplante Herausforderung. So mussten Test-Accounts für die Entwickler immer wieder neu angelegt und Testdaten (Konto- und Depotdaten) mehrmals aufgebaut werden. Der Grund: Parallel zu den Tests fand - vom Projektteam unbemerkt - ein Neuaufbau des Datenbankbestands statt. Die Tests wurden also immer wieder, teilweise mehrere Tage lang, unterbrochen.

3. Dokumentation/Requirements Engineering

Die Entwicklung der iPhoneApp war für das Projekt-Management ein echtes Innovationsprojekt. Es orientierte sich deshalb an den Applikationsrastern vorhandener Web-Applikationen und passte diese schrittweise an seine eigenen Erfordernisse an.

Die Fachverantwortlichen hatten jedoch keine Erfahrung mit der Dokumentation und das Projekt-Management keine Zeit, sich darum zu kümmern. So wurde mit Wireframes gearbeitet, die in Powerpoint erstellt waren und Zusatzmerkmale wie Kommentare, Abweichungen der Länderversionen, Beschreibung des Verhaltens im Fehlerfall und Verknüpfung mit einem Styleguide aufwiesen.

Die Flexibilität hat sich ausgezahlt. Heute entfallen rund fünf Prozent aller Trading-Aktivitäten bei Cortal Consors auf mobile Applikationen. Und 2012 kürte das Anlegermagazin "Börse Online" das Finanzhaus zur besten Direktbank im Bereich Mobile Banking. (jha/qua)