Quadratisches Display, hohe Pixeldichte, Apps von Amazon

Blackberry Passport im Kurztest

25.09.2014
Von 
Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.
Blackberry wagt sich mit einem exotisch anmutenden Smartphone gegen iPhone und Co. Ein quadratisches Display, eine echte Tastatur und Android-Apps von Amazon sollen Profinutzer zurücklocken.

Blackberry wagt sich mit einem exotisch anmutenden Smartphone gegen iPhone und Co. Ein quadratisches Display, eine echte Tastatur und Android-Apps von Amazon sollen Profinutzer zurücklocken.

Der Blackberry-Passport sieht interessant aus – und lässt sich überraschend gut bedienen.
Der Blackberry-Passport sieht interessant aus – und lässt sich überraschend gut bedienen.
Foto: Blackberry

Blackberry hat das Geheimnis um den Blackberry Passport offiziell gelüftet und das Gerät der Weltöffentlichkeit präsentiert. Das Design fällt dabei deutlich aus der Reihe der "klassischen" Smartphones. Der Blackberry Passport ist nahezu breit wie hoch, das Touch-Display selbst ist quadratisch und zeigt Inhalte mit einer Auflösung von 1.440 x 1.440 Pixel an.

Tatsächlich wirkt das Gerät aber deutlich weniger gewöhnungsbedürftig, als man bei den ersten Bildern noch dachte: Zwar ist der Passport mit 9,03 cm knapp zwei Zentimeter breiter als etwa der Blackberry Z30, mit einer (großen) Hand kann man das Gerät dennoch bequem umfassen. Im Alltag wird man es allerdings wahrscheinlich meist mit zwei Händen halten, und das hat einen praktischen Grund: So lässt es sich auf der physischen Tastatur angenehm tippen. Anders als Samsung Galaxy oder Apple iPhone verpasst Blackberry dem Passport eine fast komplette Tastatur, die es noch dazu in sich hat.

Reale Tastatur mit Touch-Funktion

Am unteren Ende sind drei Reihen mit Tasten angebracht. Der Clou: Diese reagieren zugleich auf Touch-Eingaben. So kann man beispielsweise durch einen Text oder ein Bild scrollen, indem man den Zeigefinger über die Tasten bewegt. Das klappt auch mit dem virtuellen Cursor enorm gut: Dieser wird mittels eines doppelten Tippens auf die Tastatur aktiviert, anschließend kann man ihn schnell über Wischbewegungen auf den physischen Tasten im Text positionieren – ohne dass man ungezielt auf dem Touchscreen herumdrücken muss. Ebenfalls praktisch: Nimmt man den Blackberry Passport quer, kann man über die Tastatur scrollen, ideal bei langen E-Mails oder Webseiten mit viel Text (danke an den Kollegen Volker Weber für diesen Tipp).

Die drei Reihen an Tasten sind nicht alles: Je nach aktuell aktiver Anwendung werden am unteren Bildschirmrand bis zu drei zusätzliche, virtuelle Schaltflächen angezeigt. Schreibt man eine E-Mail, erscheint etwa über den "echten" Tasten eine Leiste mit Satz- oder @-Zeichen sowie einem Schnellzugriff auf die Nummern. Beim Schreiben der Nachricht zeigt der Blackberry immer wieder Wortvorschläge, die man mit einem Wisch nach oben direkt annehmen kann. Die Technik, bekannt etwa von der virtuellen Tastatur des Z10 oder Z30 klappt enorm gut und lernt mit - je mehr man tippt, desto schneller ist man mit der Texteingabe.

Quadratisches Display: Mehr Platz für die Arbeit

Der Passport spielt seine volle Stärke aus, wenn man mit ihm arbeitet. Längere E-Mails, Präsentationen, Bilder oder Tabellendaten – auf dem Display ist endlich genug Platz, um Dokumente wirklich sinnvoll lesen und bearbeiten zu können. Blackberry schafft es nach eigenen Angaben, bis zu 60 Zeichen in einer Zeile darzustellen. Das entspricht einer deutschen "Normseite" und ist mit ein Grund, warum Inhalte auf dem Passport nicht so "gestaucht" wirken wie auf anderen Smartphones. Insgesamt bietet der Passport bei E-Mails, Dokumenten und Webseiten ein sehr angenehmes Leseerlebnis.

Allerdings klappt das noch nicht mit allen Applikationen – viele sind für die Nutzung mit klassischen Smartphones optimiert. Die Facebook-App zeigt beispielsweise lediglich einen oder zwei Beiträge. Dort gibt es noch viel Raum für Optimierung.

Amazon-Kooperation gegen den App-Mangel

Ein großes Manko der Blackberry-Plattform sind fehlende mobile Applikationen – verglichen mit Android und iOS hinken Nutzer deutlich nach. Was kaum bekannt ist: Seit Blackberry OS 10.2 lassen sich Android-Applikationen recht einfach installieren. Mit Version 10.3 wird dies offiziell: Blackberry kooperiert mit Amazon und installiert den Amazon App Store auf den Geräten vor. Dieser läuft parallel zur Blackberry App World. Diese soll künftig der Anlaufpunkt für nativ entwickelte Blackberry-Apps werden, Spiele und Consumer-Apps dagegen finden im Amazon App Store Platz.

Allerdings sind diese mit ein paar Einschränkungen verbunden, etwa können Android-Apps nicht von der integrierten Suche durchsucht werden. Dafür hat man als Blackberry-Nutzer endlich Zugriff auf populäre Anwendungen: Im Test funktioniert beispielsweise Spotify stabil und zuverlässig. Wer möchte, kann Android-Applikationen auch aus anderen Quellen installieren. Da gibt es allerdings eine Stolperfalle: Der Blackberry bietet keinen Zugriff auf die Google-Dienste, die etwa für Anmeldung oder Positionsbestimmung in vielen Android-Apps zum Einsatz kommen.