Digitalbranche auf Wachstumskurs

Bitkom bestätigt positiven Ausblick

26.06.2024
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Trotz eines schwierigen Umfelds und "massiver politischer Eingriffe" entwickelt sich Digitalbranche 2024 laut Bitkom insgesamt stabil.
Laut Bitkom entwickelt sich die Digitalbranche 2024 in einem schwierigen Umfeld insgesamt stabil.
Laut Bitkom entwickelt sich die Digitalbranche 2024 in einem schwierigen Umfeld insgesamt stabil.
Foto: metamorworks - shutterstock.com

Der Branchenverband Bitkom gibt zur Jahresmitte ein Update seiner Prognosen für die Unternehmen der ITK-Branche für 2024 bekannt. Demnach zeichnet sich für Deutschlands digitale Wirtschaft - wie Anfang Januar angekündigt - ein stabiles Wachstum ab, wenngleich jedoch nicht alle Unternehmen gleichermaßen von dieser positiven Entwicklung profitieren.

Insgesamt erwartet der Bitkom in diesem Jahr für die Unternehmen der IT und Telekommunikation (ITK) nun ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 224,8 Milliarden Euro. Für 2025 wird ein Wachstum auf ähnlichem Niveau in Höhe von 4,7 Prozent auf 235,4 Milliarden Euro erwartet.

"Die Digitalbranche entwickelt sich 2024 in einem schwierigen Umfeld insgesamt stabil", erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst in einer Stellungnahme. Allerdings sorgten massive politische Eingriffe in den Markt, Krisen und ungelöste Fragen in der Ampel-Koalition für Verunsicherung, so der Vorsitzende des Lobby-Verbands. Ein gleichermaßen verständlicher wie verlässlicher politischer Kurs und Planungssicherheit seien so wichtig wie schon lange nicht mehr. "Das betrifft auch die Investitionen der öffentlichen Hand in die Digitalisierung des Staats und seiner Verwaltungen", betonte Wintergerst.

In der ITK-Branche entstehen weiter Arbeitsplätze

Trotz der angeführten schwierigen Bedingungen und dem Stellenabbau bei einigen Unternehmen erweist sich die ITK-Branche weiterhin als Jobmotor. So rechnet der Bitkom damit, dass im laufenden Jahr voraussichtlich 29.000 neue Stellen geschaffen werden. Im kommenden Jahr sollen dann sogar knapp 47.000 hinzukommen. Damit wären bis Ende 2025 circa 1,41 Millionen Menschen in der Branche beschäftigt. "Die Beschäftigung könnte sogar noch höher sein, wenn es ausreichend Fachkräfte gäbe, denn vielfach sind Unternehmen nicht in der Lage, freie Stellen zu besetzen", führte Wintergerst an.

Trotz des insgesamt positiven Ausblicks für 2024 sieht der Bitkom in einzelnen Bereichen noch Optimierungsbedarf.
Trotz des insgesamt positiven Ausblicks für 2024 sieht der Bitkom in einzelnen Bereichen noch Optimierungsbedarf.
Foto: Bitkom

Wachstumstreiber Software

Als wichtigsten Wachstumstreiber in der Digitalbranche identifiziert der Bitkom die IT: Nach aktueller Prognose sollen mit IT im Jahr 2024 ganze 151,2 Milliarden Euro umgesetzt werden, was einem Plus von 5,4 Prozent entspricht. Laut Prognose werden dabei die Umsätze mit Software mit einem Plus von 9,8 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro am stärksten zulegen. Zu den Teilbereichen mit besonders starkem Wachstum zählen dabei laut Bitkom:

  • Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software (plus 12,8 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro),

  • KI-Lösungen (plus 39,2 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro),

  • Infrastruktur-Software (plus 8,4 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro),

  • Security-Software (plus 12,7 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro) sowie

  • Kollaborations-Tools (plus 15,1 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro).

Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen sollen im laufenden Jahr um 4,5 Prozent auf 51,6 Milliarden Euro steigen.

Geschäft mit Hardware dreht ins Plus

Bei der IT-Hardware erwartet der Bitkom nach einem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr für 2024 wieder ein leichtes Wachstum von 2,8 Prozent auf 53 Milliarden Euro - das sind allerdings 1,4 Milliarden Euro weniger als noch Anfang Januar prognostiziert. Angetrieben wird das Wachstum insbesondere durch den Bereich Infrastructure-as-a-Service, also bei gemieteten Servern, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Auch die Umsätze mit Wearables wie Smartwatches könnten nach einem schwächeren Jahr wieder zulegen, so die Prognose - geschätzt wird ein Plus um 10,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.

Ebenfalls überdurchschnittlich mit einem Zuwachs um 4,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro entwickelt sich laut Bitkom in diesem Jahr die Nachfrage nach Security-Hardware. Und nach einem Wachstumsknick im Nachgang der Corona-Pandemie drehen jetzt auch die Umsätze mit PCs (plus 1,1 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro) und Workstations (plus 2,4 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro) wieder leicht ins Plus.

Die Umsätze mit Servern sind dagegen mit einem leichten Minus von 0,3 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro noch nicht wieder im schwarzen Bereich. "Bei der IT-Hardware sehen wir immer noch die Auswirkungen des Nachfrageschubs während der Corona-Jahre, aber der Markt normalisiert sich zusehends", so Wintergerst. "Die Integration von KI in die Hardware wird hier in den kommenden Jahren für zusätzliche Investitionen sorgen", hofft er.

Keine Trendwende bei Unterhaltungselektronik

Noch vor EM-Ende und Olympia-Beginn zieht der Bitkom ein negatives Fazit zu beiden Sport-Events. "Trotz EM- und Olympia-Jahr gibt es keine tiefgreifende Erholung bei der klassischen Unterhaltungselektronik", so Wintergerst. Stattdessen erwartet der Bitkom, dass die Umsätze auch in diesem Jahr weiter sinken, nämlich um 7,5 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro.

Moderat um 2 Prozent auf 73,7 Milliarden Euro wächst dagegen der deutlich umsatzstärkere TK-Sektor. Der Löwenanteil von 52,8 Milliarden Euro (plus 1,8 Prozent) wird dabei mit Services erzielt, während das Geschäft mit Endgeräten immerhin 12,8 Milliarden Euro beiträgt. "Zwar nutzen die Menschen ihre Smartphones immer länger. Zugleich wächst die Bereitschaft, Premium-Geräte zu entsprechenden Preisen zu kaufen", erklärt Bitkom-Präsident Wintergerst das prognostizierte Plus von 4,3 Prozent gegenüber 2023.

USA bauen weltweite Führungsposition aus

Weltweit sollen die Umsätze mit IT und Telekommunikation im laufenden Jahr voraussichtlich um 6,4 Prozent auf 4,82 Billionen Euro steigen. Laut Bitkom hinkt Deutschland dabei trotz des prognostizierten Umsatzwachstums von 4,3 Prozent anderen Regionen teilweise weit hinterher. So könnten etwa die USA mit einem Plus von 7,0 Prozent und einem weltweiten Marktanteil von 38,6 Prozent ihre Vormachtstellung weiter ausbauen. Auf Rang zwei liegt China mit einem Marktanteil von 10,9 Prozent, gefolgt von Japan mit 4,6 Prozent, während Deutschland mit einem Marktanteil von 4,2 Prozent immerhin Großbritannien (4,1 Prozent) wieder überholen konnte und Platz 4 einnimmt.

"Wir müssen die Investitionen in die Digitalisierung massiv nach oben fahren, wenn wir international Schritt halten wollen", sagt Wintergerst mit Blick auf andere Länder.