Wer von Big Data profitieren will, muss lernen, damit umzugehen", fordert Ulrich Dietz, Vorstandschef der GFT Group. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten sich Unternehmen viel stärker mit den Möglichkeiten der Auswertung und Verwendung von Daten auseinandersetzen als sie das aktuell tun. So registriert der Personaldienstleister Emagine, ein Tochertunternehmen der GFT, erst eine zurückhaltende Nachfrage nach freiberuflichen Big-Data-Spezialisten. „Besonders bei mittelständischen Firmen hat das Big Data noch nicht die höchste Priorität", erklärt Emagine-Chef Stefan Frohnhoff. „In etlichen Firmen wird derzeit diskutiert, wie die Anwendungsszenarien für Big Data aussehen könnten." Sobald die Unternehmen hier die passenden Antworten gefunden haben, wird auch der Bedarf an externer Unterstützung wachsen.
Pluspunkt BI-Wissen
Auf IT-Freelancer warten in dem Sektor interessante und spannende Aufgaben, ist sich Frohnhoff sicher: „Interessant wird es für Experten, die heute bereits über explizite Kompetenzen in Bereichen wie Business Intelligence oder Data Analytics verfügen." Natürlich müssten sich diese gezielt weiterbilden, um zu verstehen, was bei Big-Data-Technologien im Vergleich zu bestehenden Lösungen zusätzlich möglich ist. „Freelancer haben zwei Vorteile gegenüber Fachkräften, die ihre berufliche Laufbahn bei einem oder wenigen Unternehmen absolviert haben: Sie bringen ein großes Erfahrungswissen mit genauso wie ein grundlegendes Verständnis für Unternehmensprozesse", wirbt Frohnhoff. Beides könnten sie bei jedem neuen Kunden gut einbringen.
Dass die Chancen für Freiberufler im Business-Intelligence (BI-) und Big-Data-Sektor steigen werden, bestätigt auch Jörg Gogarn, der als Selbstständiger aktuell bei einem mittelständischen Finanzdienstleister tätig ist. So würden allein in den USA bereits heute mehr als 1,5 Millionen Daten-Manager und -analysten fehlen. Hierzulande wird man seiner Meinung nach in naher Zukunft ebenfalls vor einem Engpass stehen. „Die Unternehmen werden zumindest nicht zeitnah in der Lage sein, neue Mitarbeiter einzustellen beziehungsweise vorhandenes Personal weiterzubilden", erklärt Gogarn. Die Folge: Die Firmen müssten den bestehenden und vor allem den künftigen Bedarf mit IT-Freelancern abdecken.
Projekte auch aus Fachabteilungen
Noch liegt nach Gogarns Meinung das Big-Data-Thema vorrangig in der IT. Hier würden die Mengen an Daten gesammelt und abgelegt, die sich dann mit entsprechenden Werkzeugen auswerten und analysieren lassen. Die Fachabteilungen müssten sich nun fragen, wie sie aus den Daten Entscheidungen für das Unternehmen ableiten. „Projekte werden mittlerweile nicht nur aus der Informationslogistik angestoßen, sondern auch aus den Fachbereichen", erklärt der BI-Experte.
Geht es um die Anforderungen an Freelancer, unterscheidet er zwischen dem technisch und dem fachlich orientierten Berater. Der technische IT-Profi müsse sich in der Informationslogistik auskennen und wissen, wie er die Daten analysieren kann. „Im Idealfall kommt der Externe aus dem Bereich Data Warehouse und Business Intelligence und bringt entsprechende Erfahrung mit", erklärt Gogarn.
Die Umsetzung von Data Mining, Datenanalyse, Transformation von Daten sowie Unterstützung bei der Einführung neuer Daten wiederum würden zu den Aufgaben des fachlich orientierten Beraters gehören. Da die Datenmengen in Zukunft immer weiter ansteigen werden und Unternehmen über kurz oder lang nicht an Big Data vorbeikommen, sieht er für IT-Freelancer in diesem Sektor beste Aussichten.
- Trendthema Big Data
Von der Auswertung der riesigen Datenmengen, die täglich von IT-Systemen erfasst werden, versprechen sich Unternehmen, aber auch öffentliche Einrichtungen große Vorteile. - Vorteile von Big Data
Laut der Untersuchung von Barc erwarten sich Unternehmen von Big Data vor allem Vorteile auf strategischer Ebene. Doch das setzt voraus, dass Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen Hand in Hand arbeiten: Business Manager, IT-Fachleute und Experten für das Sammeln und Auswerten von großen Datenbeständen. - Benno Zollner, Chief Information Officer von Fujitsu Technology Solutions
" Big Data Lösungen kombinieren Informationen aus unterschiedlichen Quellen und einer Vielzahl von Technologien. Deshalb müssen Big-Data-Fachleute interdisziplinäre Erfahrungen mitbringen." - Big Data: Wer analysiert?
Die Analyse der Daten, die im Rahmen von Big-Data-Projekten erfasst werden, erfolgt laut einer Studie von TCS vornehmlich durch die Fachabteilungen, die diese Informationen verwenden. Die IT-Abteilung spielt eine untergeordnete Rolle. - Kay Müller-Jones, Head of Global Consulting Practice bei Tata Consultancy Services:
"Neben technischen Fertigkeiten und fachlichem Wissen sollten Big-Data-Fachleute über ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl im Umgang mit Kollegen verfügen. Denn gerade Big Data erfordert ein fachbereichsübergreifendes Denken, das Informationen aus vormals klar abgegrenzten Bereichen zusammenführt." - Big Data, die Probleme
Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Barc zählt fehlendes Fachwissen zu den größten Hemmnissen, mit denen sich europäische Unternehmen bei Big-Data-Projekten konfrontiert sehen. - Big Data: Wer ist zuständig?
Die Verarbeitung, das "Processing", von Big Data ist Aufgabe von IT-Fachleuten. Das können hauseigene Mitarbeiter sein, aber auch externe Spezialisten. - Analytische Infrastruktur für Big Data