Recruiting

Bewerbung muss schnell und einfach gehen

12.01.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Wer einen Job sucht, will es heute einfach haben – gerne am mobilen Endgerät und mit wenigen Klicks. Darauf müssen sich Arbeitgeber einstellen, lautet das Ergebnis einer aktuellen Recruiting-Studie.

Tim Weitzel, Professor am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Bamberg, beschreibt den Trend so: "Die Kandidaten sind zunehmend mobil unterwegs und möchten sich dann auch so bewerben. Dabei fragen sie sich, ob so ein lästiges Anschreiben überhaupt noch zeitgemäß ist."

Schnell und am besten mobil sollten auch Bewerbungen über die Bühne gehen, so die Vorstellung vieler Millenials.
Schnell und am besten mobil sollten auch Bewerbungen über die Bühne gehen, so die Vorstellung vieler Millenials.
Foto: oneinchpunch - shutterstock.com

Unternehmen experimentieren heute mit unterschiedlichen Bewerbungsformen von der klassischen Post über E-Mail bis hin zu Online-Formularen im Responsive Design. Fest steht aus Sicht von Weitzel: Recruiter müssen schnell umdenken, schließlich plane fast die Hälfte ­aller Millennials, in naher Zukunft den Job zu wechseln. Das zumindest ergab eine Untersuchung, die der Bamberger Professor im Auftrag des Karriereportals Monster erstellt hat.

Anschreiben versus Lebenslauf

Weitzel beobachtet Differenzen zwischen dem Verhalten vieler Unternehmen und den Wünschen jüngerer Bewerber. Während die meisten Firmen noch am klassischen Anschreiben in ­einer Bewerbung festhalten, möchte ein Drittel der jungen Bewerber am liebsten ganz darauf verzichten. Diese Botschaft scheint bei den ­Unternehmen anzukommen: Nur noch knapp 60 Prozent glauben, das persönliche Anschreiben werde in Zukunft ein wichtiges Auswahlkriterium bleiben. Anders verhält es sich mit dem Lebenslauf, der für 98 Prozent der Unternehmen wichtig bleibt.

Die Studie zeigt auch: Die Betriebe wollen für Bewerbungsverfahren verstärkt digitale Kanäle und soziale oder berufliche Netzwerke nutzen. Schließlich suchen Millennials heute schon am häufigsten online nach einem neuen Job - digitale Bewerbungen sind da die logische Folge. Entsprechend wenig Begeisterung herrscht für die klassische Papierbewerbung: Nur noch 1,5 Prozent möchten sich künftig auf diese Weise empfehlen.

Auch die Personalabteilungen in den Unternehmen haben daran nur noch zu fünf Prozent Interesse. 30,6 Prozent der Arbeitgeber präferieren E-Mail- und 74 Prozent Formularbewerbungen. Die Kandidaten freunden sich mit den aus ihrer Sicht zu standardisierten und aufwendigen Formularen indes nur langsam an, nur 24 Prozent würden sie künftig bevorzugen. Für die ­E-Mail-Bewerbung sprechen sich laut Studie 56,2 Prozent der Teilnehmer aus.

Bewerber wollen es schnell und einfach

Wie sieht die Bewerbung der Zukunft aus? Was verlangen die Unternehmen, was erwarten die Kandidaten? Der gemeinsame Nenner lautet: Schnell und einfach soll es gehen. Digitale Bewerbungen sind Standard, die Sendung von Kurzprofilen wird wichtiger. Oft sind solche Profile schon in Business-Netzwerken oder Jobbörsen zu finden. Das bringt beide Seiten schneller zusammen.

Unternehmen sollten sich stets vor Augen halten, dass Millennials selbstbewusst und bezüglich ihrer beruflichen Perspektiven zuversichtlich sind. Das gilt auch für die Bewerbung: Stellensuchende bevorzugen schnelle, unkomplizierte und mobil erreichbare Bewerbungswege. Recruiter müssen die Voraussetzungen dafür schaffen. Wer gute Bewerbungen bekommen will, muss aus Sicht der Studienverfasser vereinfachen, standardisieren und dennoch Raum für Individualität bieten.

Recruiting-Trends

Wirtschaftsinformatik-Professor Tim Weitzel von der Universität Bamberg befragte mit seinem Team im Auftrag des Jobbortals Monster die Top-1000-Unternehmen (Rücklaufquote 12,6 Prozent) und die 1000 größten Mittelständler (Rücklaufquote 8,8 Prozent). Die Ergebnisse wurden mit dem Nutzungsverhalten und den Einschätzungen von mehr als 3400 Karriereinteressierten und Stellensuchenden verglichen.