Autofunktionen im Abo – der Irrsinn macht Schule

Bei Mercedes: Stärkere Beschleunigung im Abo

24.11.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der Irrsinn, Autofunktionen im Abo zu offerieren, macht Schule: Bei Mercedes-Benz USA gibt es jetzt für EQS und EQE eine bessere Beschleunigung für 1.200 Dollar im Jahresabo.
Für die Mercedes-Benz-Modelle EQE und EQS ist in den USA ein sogenanntes Acceleration-Increase-Paket im Abo erhältlich
Für die Mercedes-Benz-Modelle EQE und EQS ist in den USA ein sogenanntes Acceleration-Increase-Paket im Abo erhältlich
Foto: Mercedes-Benz

Dem Tesla-Fahrer mal beim Ampelsprint kurz zeigen, wo der Hammer hängt? Kein Problem. Dafür offeriert Mercedes-Benz USA den Kunden der elektrischen Modellreihen EQE und EQS jetzt im Jahresabo eine sogenannte "Acceleration Increase". Für die verbesserte Beschleunigung sollen die Kunden pro Jahr 1.200 Dollar zuzüglich Steuern bezahlen.

Abo-Modelle machen Schule

Damit reiht sich Mercedes-Benz in die immer länger werdende Phalanx der Autobauer ein, die meinen, dass sie ihre Kunden nach dem Fahrzeugkauf noch mit Abos für eigentlich selbstverständliche Fahrzeugfunktionen schröpfen können. Zur Erinnerung: BMW offeriert im Connected Drive Store für bestimmte Modelle eine Freischaltung der Lenkradheizung für zehn Euro im Monat und für die Aktivierung der Sitzung verlangt BMW ein Gebühr von monatlich 17 Euro. Und Tesla-Fahrer können ihr Navi in ab Juli 2022 bestellten Fahrzeugen nur noch für eine bestimmte Zeit nutzen, danach ist ein Abo fällig.

Nichts ist unmöglich

Sinnvolle Funktion oder spätpubertäres Features? Gegen eine Jahresgebühr von 1.200 Dollar können die EQ-Modelle 0.8 bis 1 Sekunde schneller beschleunigen.
Sinnvolle Funktion oder spätpubertäres Features? Gegen eine Jahresgebühr von 1.200 Dollar können die EQ-Modelle 0.8 bis 1 Sekunde schneller beschleunigen.
Foto: Mercedes-Benz USA

Getreu dem firmeneigenen Werbeslogan "Nichts ist unmöglich", wollte Toyota in den USA 2021 für zahlreiche Modelle die Motorfernstart-Funktion des Funkschlüssels nach einer gewissen Zeit nur noch gegen eine monatliche Gebühr von acht Dollar pro Monat freischalten. Wie erst kürzlich BMW sah sich auch Toyota mit einem Sturm der Empörung konfrontiert und ruderte teilweise zurück.

Im Verbund der deutschen Premiumhersteller darf natürlich auch Audi mit einem Kunden schröpfenden Abo-Modell nicht fehlen. Die Geldschneiderei vornehm als "Functions on Demand" umschreibend, vermarkten die Ingolstädter 2-Zonen-Klimaanlage, Matrixlicht, Fernlichtassistent, Fahrassistenzsysteme, digitales Radio etc. im Abo. Und selbst die Motorradbauer springen mittlerweile auf den Zug auf. Für eine Gebühr von rund 1.800 Dollar können die Käufer einer 2022 SR von Zero Motorcycles die Leistung per Software-Upgrade von 74 PS auf 113 PS erhöhen.

Verfügbare Modelle

Doch zurück zum Acceleration-Increase-Paket von Mercedes-Benz. Das Performance-Paket soll in den USA für folgende Modelle erhältlich sein:

  • Mercedes-EQ EQE 350 4MATIC

  • Mercedes-EQ EQE SUV 350 4MATIC

  • Mercedes-EQ EQS 450 4MATIC

  • Mercedes-EQ EQS SUV 450 4MATIC

Mit dem Paket sollen die Fahrzeuge den Spurt von 0 auf 100 km/h - respektive 0 auf 60 MPH - 0,8 bis 1 Sekunde schneller bewältigen. Zudem erhöhe sich die Leistung des Motors, so Mercedes-Benz, um 20 bis 24 Prozent.

Bislang nur in den USA

Ob das Paket auch hierzulande offeriert wird, ist noch unklar. Bislang ist es im deutschen Mercedes me Store nicht zu finden. Dafür "beglückt" der Hersteller seine Kunden im Abo mit Funktionen wie Remote Park-Assistent, Adaptivem Fernlicht-Assistent, Hinterachslenkung mit großem Lenkwinkel etc.