SAP hat erneut Ärger wegen Korruptionsvorwürfen. Das Central Bureau of Investigation (CBI) in Indien hat offiziell eine Anklageschrift gegen den ehemaligen Chairman and Managing Director (CMD) von Air India, Arvind Jadhav, die IBM India Private Limited sowie die SAP India Private Limited eingereicht. Es geht dabei um angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung von Software im Wert von umgerechnet etwa 25 Millionen Euro durch die nationale Fluggesellschaft im Jahr 2011, hieß es in einem Bericht von The Times of India.
Das CBI habe den Fall auf Empfehlung der Central Vigilance Commission (CVC) aufgenommen. Der Anklage sei eine sechsjährige Untersuchung vorangegangen. Dabei seien verfahrenstechnische Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung von Software festgestellt worden, hieß es in dem Zeitungsbericht, der sich auf mit dem Fall vertraute Personen in der Ermittlungsbehörde beruft.
Laut einer Mitteilung der Anti-Korruptionsbehörde CVC an das CBI habe eine erste Untersuchung durch den Chief Vigilance Officer von Air India ergeben, dass die nationale Fluggesellschaft ein neues ERP-System (Enterprise Resource Planning)()der SAP beschafft habe, ohne zuvor ein ordnungsgemäßes Ausschreibungsverfahren durchzuführen. Darüber hinaus habe keine Genehmigung des Ministeriums für Zivilluftfahrt für einen solchen Auftrag vorgelegen.
Kein Grund für Neuanschaffung?
Die Korruptionswächter in Indien monierten außerdem, dass es die Verantwortlichen bei Air India versäumt hätten, die Notwendigkeit für die Anschaffung einer neuen ERP-Software stichhaltig zu begründen. Die Airline hatte zum damaligen Zeitpunkt ein vergleichbares System von Oracle in Betrieb. Zwar habe es damit einige Probleme gegeben. Offenbar seien aber keine Anstrengungen unternommen worden, diese zu beheben oder das Oracle-System zu aktualisieren. Stattdessen sei eine neue ERP-Software von SAP ohne offene Ausschreibung beschafft worden, so die CVC in dem Vermerk.
Korruptionsvorwürfe: SAP zahlt Millionenstrafe wegen Bestechung
SAP hatte gerade erst in den USA 220 Millionen Dollar gezahlt, um Ermittlungen des US-Justizministeriums und der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) wegen Verstößen gegen den Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) beizulegen. Der deutsche Softwarekonzern soll in verschiedenen Ländern Beamte bestochen haben, um sich Aufträge von Behörden und Regierungen zu sichern.