Digitalisierung 2024

Bayern hat das Faxen dicke

20.12.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Bayern will 2024 das Fax aus den Amtstuben verbannen. Die Bajuwaren erhoffen sich davon einen Innovationsschub bei der Digitalisierung der Verwaltung.
Bayern will ab 2024 das Fax aus den Amtsstuben verbannen.
Bayern will ab 2024 das Fax aus den Amtsstuben verbannen.
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Nein, wir erlauben uns keinen verfrühten Aprilscherz. Bayerns Digitalminister Fabian Mehring war es wirklich eine Pressemeldung wert, dass er ab 2024 Faxe aus der öffentlichen Verwaltung des Freistaats verbannen will. Mit dem Fax-Bann will der Minister im neuen Jahr die Digitalisierung der Verwaltung beschleunigen.

Weg mit dem analogen Fax

Also typisch bayerischer Hinterwälder? Nein, die Wirklichkeit ist noch viel trauriger. Sollte es Mehring 2024 wirklich gelingen, die Ablösung der alten Faxgeräte - vor denen Datenschützer aus Sicherheitsgründen schon lange warnen - in die Wege zu leiten, dann wären die Bayern in der Tat echt Innovatoren. Bayern wäre nämlich das erste Bundesland, das die analoge Technik des Fernkopierens in Rente schickt.

Deutschlands Liebe zum Fax

Und das Fax steht hierzulande nach wie vor hoch im Kurs. Erst im Januar dieses Jahres titelten wir "Deutschland Digital - Methode Wahnsinn, Wir sind Fax und Drucker", als die Bundesnetzagentur eine Faxdienstleister für fünf Jahre suchte. Dabei rechnete die Bundesnetzagentur mit einem monatlichen Faxaufkommen von 3.000 bis 4.000 ein- und ausgehenden Seiten pro Monat. Und während der Corona-Krise hatte es Hochkonjunktur in den Gesundheitsämtern.

Laut Bitkom nutzen hierzulande noch immer 82 Prozent der Firmen ein Fax.
Laut Bitkom nutzen hierzulande noch immer 82 Prozent der Firmen ein Fax.
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Doch die Öffentliche Hand ist hierzulande mit ihrer Liebe zum Fax nicht alleine. Erst im Mai enthüllte der Digitalverband Bitkom, dass hierzulande noch 82 Prozent der Firmen die antiquierte analoge Übertragungsmethode Fax nutzen.

Innovativ durch Faxverzicht?

Vor diesem Hintergrund klingen Mehrings Worte geradezu revolutionär, wenn der Minister meint, "das Fax ist nicht mehr zeitgemäß und ein Relikt aus einer anderen Zeit. Unabhängig von den Problemen beim Datenschutz sind Faxgeräte für viele Menschen längst ein Sinnbild für Rückständigkeit bei der digitalen Transformation. Unser Bayern ist High-Tech-Land".

Mit dem Faxverzicht soll den Bürgern so ein innovativer Staat präsentiert werden, der auf der Höhe der Zeit agiert und modern ist. Doch Vorsicht, zu modern und revolutionär darf es im Land von Lederhose und Laptop dann wiederum auch nicht sein.

Doch nur halbherzig?

So sah sich der Digitalminister in seiner Pressemitteilung bemüßigt, klarzustellen, dass den Bürgerinnen und Bürger durch die Faxabschaffung kein Nachteil entstehe. Schließlich könnten sie, so der Minister, "auch weiterhin per Fax mit der Öffentlichen Verwaltung kommunizieren - auch mit dem Bayerischen Digitalministerium". Die Schreiben gingen dort dann gleich als digitales Computerfax ein und könnten von den Mitarbeitenden im Amt medienbruchfrei weiterverarbeitet werden.