Die drahtlose Vernetzung von Produktionsstätten gilt als ein wichtiger Bestandteil der Transformation in Richtung Industrie 4.0. Um diese Entwicklung in Deutschland voranzutreiben, stellt die Bundesregierung seit November 2019 der Wirtschaft für lokale 5G-Anwendungen spezielle Frequenzen im Bereich von 3,7 bis 3,8 Gigahertz zur Verfügung, für die sich Unternehmen bewerben können. Auf der anderen Seite gibt es mit Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch vier Mobilfunkanbieter, die vor einem Jahr insgesamt 6,5 Milliarden Euro für 5G-Frequenzen bezahlt haben und Interesse daran haben, darauf basierende Services auch der Industrie anzubieten.
5G-Campusnetze für jeden Bedarf
Mit Business Campus Private bietet Vodafone nun einen Baukasten für industrielle 5G-Campus-Netze an, der beide 5G-Bezugsmodelle - einzeln oder kombiniert - unterstützt. Aus diesem können sich Mittelständler und Großkonzerne ihr Campus-Netz modular zusammenstellen.
Zentraler Baustein der 5G-Campus-Netze ist jeweils die mit Ericsson entwickelte Vodafone RedBox. Diese verbindet das Netz mit der lokalen IT-Infrastruktur des Unternehmens und dem Vodafone-Kernnetz. Sensible Daten werden dabei direkt vor Ort verarbeitet, sodass sie das Unternehmensgelände nicht verlassen. Außerdem sorgen kleine 5G-Antennen für die Übertragung, die Anzahl und Ausrichtung variiert dabei je nach Größe des Standortes. Vodafone stellt den Industrieunternehmen auch eine Management-Oberfläche zur Verfügung, über die sie die 5G-Campus-Netze steuern und neue Sensoren, Maschinen oder Roboter mit dem lokalen Netz verbinden können.
Es gibt insgesamt vier Grundformen, die - so Vodafone - maximale Flexibilität bieten sollen: Das Modell 'Campus Private Indoor' stellt ein lokales 5G-Netz ausschließlich in einer ausgewählten Fabrikhalle bereit, 'Campus Private Kombi' bringt 5G auf Innen- und Außenflächen eines Unternehmensstandortes. Zudem können Unternehmen wählen, ob sie für die beiden Modelle ihre eigenen 5G-Frequenzen verwenden, alternativ werden sie mit der übergreifenden Mobilfunk-Infrastruktur von Vodafone verbunden, sodass Mitarbeiter auch Daten- und Telefonie-Services nutzen können.
Baukastensystem statt 5G von der Stange
Aus dem Baukasten können sich Industriekunden eine flexibel zugeschnittene Lösung zusammenzustellen, verspricht Vodafone. "5G-Tarife von der Stange bringen unsere Industrie nicht voran", lässt sich Alexander Saul, bei Vodafone Deutschland für den Bereich Firmenkunden zuständig, in einem Statement zitieren: "Wir schneidern 5G, dort wo es schon jetzt den größten Nutzen bringt, nach Maß."
Konkret bedeute das, dass Preise, Netztechnik und Leistung spezifisch an die Wünsche und Anforderungen der Industriekunden angepasst werden. Dabei sei es laut Vodafone egal, ob mit kleiner Bandbreite nur ausgewählte Sensoren oder mit maximaler Geschwindigkeit sämtliche Maschinen, Smartphones und Mitarbeiter vernetzt werden sollen. Auch ob die Kunden eigene Industrie-Frequenzen einsetzen oder (zusätzlich) die Vodafone-Frequenzen nutzen wollen, spiele keine Rolle.
Der Mobilfunkbetreiber macht natürlich keinen Hehl daraus, dass er diese Variante bevorzugt. So würden durch die Kombination der Vodafone- mit den Industrie-Frequenzen Bandbreiten von bis zu 3,7 Gigabit pro Sekunde (Download) in der Industriehalle möglich. Das sei doppelt so schnell wie bei Campusnetzen, die ausschließlich mit Industrie-Frequenzen errichtet werden. Die Latenzzeit soll hingegen in beiden Szenarien weniger als zehn Millisekunden betragen.
Faktoren bei der Preisgestaltung
Einen Pauschalpreis für das Angebot gibt es laut Vodafone nicht, da es von verschiedenen Faktoren abhängt, etwa:
der Anzahl der zu vernetzenden Gegenstände (Sensoren, Maschinen, Tablets, Smartphones),
der Fläche des Campus-Geländes, das vernetzt wird (in Quadratmetern),
ob die Vernetzung ausschließlich in einem Gebäude oder auch außerhalb (Indoor / Outdoor) erfolgen soll,
ob eine zusätzliche Anbindung an das übergreifende Vodafone-Mobilfunknetz (ja / nein) gewünscht ist,
der Art der Services, die genutzt werden (Datenservices / Telefonie),
den genutzten Frequenzen (Vodafone-Frequenzen / Industrie-Frequenzen / Kombination),
sowie dem Umfang der gebuchten Service-Leistungen.
Als fiktives Rechenbeispiel verweist der Anbieter auf ein Unternehmen, das mehr als 500 Gegenstände (Sensoren, Maschinen etc.) in einer 35.000 Quadratmeter großen Fabrikhalle mit 5G-Frequenzen von Vodafone vernetzen und den 450 Mitarbeitern über die Campusgrenze hinaus Zugriff auf Telefonie- und Datenservices gewähren will ('Campus Private Kombi Plus'). Bei einer fünfjährigen Vertragsdauer würde das 5G-Campusnetz somit monatlich etwa 9.000 Euro kosten, also weniger als 10 Euro pro Nutzer und vernetztem Device. Hinzu käme noch eine Einmalzahlung für Hardware und Einrichtung, diese variiert laut Vodafone je nach Anforderung der Kunden.