Keine Generationen-Harmonie

Baby Boomer und Gen Z noch kein Dreamteam

30.06.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Ernüchternde Ergebnisse einer aktuellen Generationen-Studie: Die Alten glauben nicht, dass sie von den Jungen profitieren, und die Jungen geben zu, dass sie keinen guten Draht zu den Alten haben.
So harmonisch zwischen Alt und Jung läuft es nicht immer, wie eine aktuelle Studie zeigt, (noch) gibt es zu bestimmten Themen unterschieldliche Vorstellungen.
So harmonisch zwischen Alt und Jung läuft es nicht immer, wie eine aktuelle Studie zeigt, (noch) gibt es zu bestimmten Themen unterschieldliche Vorstellungen.
Foto: stockfour - shutterstock.com

Vier-Tage-Woche, Home-Office, Workation, Sabbatical - jüngere Arbeitnehmer werden gerne für ihre Anforderungen an Arbeitgeber kritisiert. Doch der Wandel der Arbeitswelt wird sich nicht aufhalten lassen, denn: die Gen Z und speziell die Millennials übernehmen längst Führungspositionen und gestalten sie von innen heraus um, wie eine aktuelle Studie von YouGov im Auftrag von Atlassian ergab.

So sagt rund ein Drittel der Führungskräfte aus den Generationen Y und Z, dass sie bereits einen Kulturwandel eingeleitet hat, um Zusammenarbeit mit neuen Tools oder Prozessen zu verbessern. Bleibt also die Frage, ob es ihnen gelingt, die Mitarbeiter aller Generationen auf diese Reise mitzunehmen oder ob es eine unüberwindbare Kluft zwischen den Generationen gibt?

Klare Vorstellungen zum Kulturwandel

Wie ein Team aufgebaut ist, welche Perspektiven und Erfahrungen die Mitglieder einbringen, ist ein wichtiger Schlüssel für seinen Erfolg. Dieses Wissen scheint insbesondere in den Köpfen jüngerer Entscheider angekommen zu sein: 87 Prozent von ihnen bilden oder planen ganz bewusst Mehrgenerationen-Teams. Dabei überwiegen die Vorteile laut denjenigen, die bereits Erfahrungen mit solchen Teams gesammelt haben. Zudem profitieren die einzelnen Mitarbeiter von der Zusammenarbeit.

Daneben ist auch die Art und Weise, wie in einem Unternehmen kommuniziert wird, ein Faktor, den Führungskräfte nicht vernachlässigen sollten. Die befragten Führungskräfte aus der Babyboomer-Generation finden die Kommunikation im Unternehmen zum Beispiel mehrheitlich (über 50 Prozent) transparent, anders als die Millennials und die Gen Z (31 Prozent).

Kritik an langatmiger Kommunikation

Und auch auf Mitarbeiterseite sind die Millennials scheinbar am unzufriedensten, sie kritisieren die Kommunikation als langatmig (24 Prozent) und unzureichend (17 Prozent) und mehr als ein Drittel (37 Prozent) hält sie für effizient. Unter den Befragten aus der Generation der Boomer stimmt dagegen immerhin fast jeder Zweite (49 Prozent) dieser Bewertung zu.

"In vielen Unternehmen herrscht immer noch eine Top-down-Mentalität: Was die Führungsebene sagt, wird akzeptiert und gemacht. Gerade ältere Arbeitskräfte sind dies einfach gewohnt und haben kein Problem damit. Bei den Millennials und der Gen Z sieht das jedoch anders aus", erklärt Molly Sands, Head of the Team Anywhere Lab bei Atlassian.

Hinterfragen an der Tagesordnung

"Sie wollen Hintergründe erklärt bekommen, genau verstehen, warum Entscheidungen so und nicht anders getroffen wurden, und bei Themen, die sie direkt betreffen, ein Mitspracherecht", beobachtet Molly Sands. Als Führungskräfte trugen sie ihren Teil dazu bei: Jeder vierte von ihnen habe schon bestehende Teamstrukturen aufgebrochen, um die interne Zusammenarbeit zu verbessern.

Jüngere Entscheider (Millennials oder Generation Z) haben außerdem eine genaue Idee davon, was Teams brauchen, um auf sozialer Ebene gut zu funktionieren: Trainings, sowohl gemeinsam vor Ort (54 Prozent) als auch virtuell (38 Prozent) sowie informelle Mittagsmeetings mit Kollegen (49 Prozent).

Das Problem dabei: Insbesondere die Babyboomer-Generation scheint gegen Ende ihrer beruflichen Tätigkeit nur bedingt Interesse an einem kulturellen Wandel und einer engeren Zusammenarbeit mit jüngeren Teamkollegen zu haben. Zum Beispiel messen die Befragten aus dieser Generation gemeinsamen Trainings, ob vor Ort (37 Prozent) oder virtuell (8 Prozent), nur wenig Bedeutung für das Teamgefüge bei.

Stolperstein Generationenkonflikte

Und trotz ihrer Erfahrungen in Mehrgenerationen-Teams - 74 Prozent der Büroangestellten aus der Babyboomer-Generation sind Teil eines solchen Teams oder waren es - ist nicht einmal jeder Vierte (23 Prozent) überzeugt, dass er dadurch auf persönlicher Ebene wächst. Bei den jüngeren Arbeitnehmern sind deutlich mehr dieser Auffassung, nämlich jeweils rund zwei von fünf Befragten (Millennials: 37 Prozent; Gen Z: 41 Prozent ).

Das mag bei der Generation Z damit zusammenhängen, dass man sich zu Beginn der Karriere in der Regel stark an den Kollegen orientiert und ihren Rat sucht. Doch die Zustimmung unter den Millennials zeigt, dass sich auch mit zunehmender Berufserfahrung einiges von dem Wissen und den Erfahrungen der Kollegen mitnehmen lässt.

Kulturelle Kluft zwischen den Generationen

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Miteinander stimmt - und auch hier scheint es gewisse Unstimmigkeiten zu geben. Mehr als ein Viertel der Millennials (27 Prozent) und sogar knapp ein Drittel der Gen-Z-Arbeitnehmer (30 Prozent) haben laut eigener Aussage keinen guten Draht zu ihren Kollegen. Zum Vergleich: Unter den Mitgliedern der Babyboomer-Generation stimmen lediglich zehn Prozent dieser Aussage zu.

Es scheint hier unter anderem eine kulturelle Kluft zwischen den Generationen zu geben. So fällt zum Beispiel auf, dass sich 43 Prozent der Befragten der Gen Z traurig fühlt, dass ihre Kollegen ihren Humor nicht verstehen. Ein Gefühl, das der Boomer-Generation weniger präsent ist. Hier stimmen nur 17 Prozent der Befragten der Aussage zu.

Ein feines Gespür für das Miteinander ist gefragt

"Für Manager und Unternehmensverantwortliche sollte zu den Hauptaufgaben der nächsten Jahre zählen, die Kluft zwischen den Generationen zu schließen", fordert Sands. Das heißt vor allem, aufmerksam sein - welche Sorgen treiben die Mitarbeiter um, wo gibt es Reibungspunkte, für gegenseitiges Verständnis werben und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dafür sei ein feines Gespür für das Miteinander gefragt.

Das Marktforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag von Atlassian zwischen dem 12. und 23. Mai 2023 274 Unternehmensentscheider sowie 2.096 Büromitarbeiter in Deutschland per Online-Interviews zum Thema Zusammenarbeit befragt. Dabei wurden die Teilnehmer wie folgt in die Altersgenerationen aufgeteilt:

  • Babyboomer-Generation, geboren zwischen 1946 und 1964

  • Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979

  • Generation Y / Millennials, geboren zwischen 1980 und 1994

  • Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010

Mit jüngeren Entscheidern und Arbeitnehmern sind Teilnehmer gemeint, die der Generation der Millennials oder der Generation Z angehören.