Microsoft hatte Ende vergangener Woche auf der Azure-Konsole bekanntgegeben, dass die Cloud-basierte IoT-aPaaS-Lösung (Application Platform as a Service) Azure IoT Central am 31. März 2027 eingestellt wird und - schlimmer noch - man ab dem 1. April 2024 keine neuen Anwendungsressourcen mehr erstellen kann. Kurz vor dem Wochenende folgte dann die Entwarnung: "Diese Meldung ist nicht korrekt und wurde fälschlicherweise ausgegeben", erklärte Microsoft in seinem Internet of Things Blog. Das Unternehmen kommuniziere Produktabkündigungen nicht über Systemmeldungen.
Stattdessen folge es dem standardmäßigen Azure-Service-Benachrichtigungsprozess, um die Einstellung von Azure-Produkten anzukündigen. Dieser sehe einen Benachrichtigungszeitraum von drei Jahren vor der Einstellung des Supports vor.
Einstieg ins Internet der Dinge
Microsoft hatte Azure IoT Central Ende 2017 vorgestellt, um Nutzern zu erleichtern, IoT-Lösungen zu entwickeln, zu verwalten und zu warten. So sollte die Lösung auch Nutzern ohne besonderes Know-how in Sachen Cloud-Infrastrukturmanagement den Einstieg in das Internet der Dinge (IoT) ermöglichen.
Die Einstellung von Azure IoT Central würde insbesondere Entwicklern unmittelbare Probleme bereiten, die sich mitten in laufenden Projekten oder in der Planungsphase zukünftiger IoT-Vorhaben befinden. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von großen Unternehmen wie Nvidia und Inmarsat, die Azure IoT Central eng in ihre Serviceangebote eingebunden haben - und angesichts eines fehlenden Nachfolge- oder Übergangsplans von Microsoft mittelfristig im Regen stehen würden.
Inwieweit Microsoft bestehende und künftige IoT-Central-Kunden mit dieser Mitteilung wieder beruhigen kann, bleibt abzuwarten - mindestens bis Ende März, also drei Jahre vor der irrtümlicherweise kommunizierten Einstellung.
Zu früh, aber nicht falsch?
So ist es gut möglich, dass Microsoft die Meldung fälschlicherweise zu früh ausgegeben hat. Ein Commitment des Anbieters, mittel- bis langfristig an IoT Central festzuhalten, sucht man in dem Blog-Beitrag zumindest vergeblich. Stattdessen verweist das Unternehmen eher allgemein auf sein Bestreben, über den adaptiven Cloud-Ansatz Kunden in die Lage zu versetzen, IoT-Lösungen zu entwickeln und zu verwalten, die sich an jedes Szenario, jede Branche und jede Größenordnung anpassen lassen.
Microsoft nennt in diesem Zusammenhang die jüngst bereitgestellte Public Preview von Azure IoT Operations. Diese soll es Kunden leicht machen, Anlagen und Geräte einzubinden, um Daten aus dem physischen Betrieb in die Cloud fließen zu lassen und so Erkenntnisse und Entscheidungen zu ermöglichen. "Azure IoT Operations wurde entwickelt, um die Entwicklung und den Einsatz von IoT-Lösungen zu vereinfachen und zu beschleunigen und Kunden gleichzeitig mehr Kontrolle über ihre IoT-Geräte und -Daten zu geben", so Microsoft.
Kein Markt für Standard-IoT-Lösungen?
Bereits 2022 hatten mit Google, IBM und SAP gleich drei Anbieter bekanntgegeben, ihre Cloud-IoT-Plattformen dicht zu machen:
Google hatte Mitte 2022 angekündigt, den erst 2019 gelaunchten Cloud-Service Cloud IoT Core binnen eines Jahres abzuschalten und empfahl bestehenden Kunden die Migration zu Implementierungs- oder Technologiepartnern.
IBM nahm Ende vergangenen Jahres Watson IoT als eigenständigen Service aus dem Programm und will die Funktionen des Cloud-Dienstes in Zukunft nur noch über die IBM Maximo Application Suite zur Verfügung stellen.
Bei SAP Internet of Things und allen vorangegangenen Services (Leonardo) war sogar schon Ende Januar 2023 Schicht im Schacht. Nutzern empfahlen die Walldorfer, sich an das SAP-Kundenteam zu wenden, um die zukünftige Architektur ihrer IoT-Lösung zu definieren.
All diesen Cloud-IoT-Plattformen und auch Azure IoT Central ist gemein, dass es sich um standardisierte Lösungen ohne eine Spezialisierung auf eine bestimmte Branche oder ein spezifisches Anwendungsszenario handelt.