Branchen-Cloud für Automotive

AWS baut mit BMW an der Auto-Cloud

17.10.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
BMW will Daten aus vernetzten Fahrzeugen in der AWS-Cloud sammeln und auswerten. In Zusammenarbeit soll die Branchen-Cloud "AWS for Automotive" entstehen, die auch andere Autobauer nutzen können.
Das Volumen an Fahrzeugdaten wird sich BMW zufolge drastisch erhöhen. In der AWS-Cloud sollen die Werkzeuge bereitstehen, damit fertig zu werden.
Das Volumen an Fahrzeugdaten wird sich BMW zufolge drastisch erhöhen. In der AWS-Cloud sollen die Werkzeuge bereitstehen, damit fertig zu werden.
Foto: Mike Mareen - shutterstock.com

Der Münchner Autobauer BMW will seine strategische Zusammenarbeit mit Amazon Web Services (AWS) weiter ausbauen. Ziel sei die Entwicklung einer Cloud-basierten Softwarelösung, die die Verteilung und Verwaltung von Daten aus Millionen vernetzten Fahrzeugen vereinfachen soll, heißt es in einer Mitteilung. Die gemeinsam entwickelte Lösung sammele Fahrzeugsignale und Flottendaten, verarbeite diese und leite sie sicher in der Cloud weiter.

Auch andere Automobilhersteller intensivieren ihre Zusammenarbeitet mit den Cloud-Anbietern. Gerade erst hat Mercedes-Benz eine Kooperation mit Microsoft angekündigt. Die Azure-Cloud soll als Plattform für Produktionsdaten dienen.

Auf Seiten der BMW Group erhalten Entwickler von Fahrzeuganwendungen, Fuhrparkmanager sowie Data Scientists per Self-Service Zugriff auf den Datenpool, der laufend um Realtime-Fahrzeugdaten erweitert wird. Darüber hinaus sollen sich auch neue Datenquellen einfach hinzufügen lassen. Diese Daten lassen sich dann mit AWS-Services bearbeiten. Dazu zählen beispielsweise Werkzeuge für Analytics, Business Intelligence, maschinelles Lernen, außerdem Datenbanken und Storage-Tools. Damit sollen BMW-Ingenieure in die Lage versetzt werden, neue Fahrzeugfunktionen und -anwendungen zu entwickeln.

Es sei sichergestellt, dass Kundendaten in Übereinstimmung mit den Datenschutzgesetzen und auch mit den Kundenpräferenzen verarbeitet würden, versichern die BMW-Verantwortlichen. Der Zugriff auf die Daten lasse sich gemäß zuvor definierten Governance-Richtlinien konfigurieren. Außerdem würden Qualität und Zustand der Streaming-Quellen laufend überwacht.

Volumen an Fahrzeugdaten verdreifacht sich

"Wir haben heute 20 Millionen vernetzte Fahrzeuge auf der Straße", sagte Nicolai Krämer, Vice President Vehicle Connectivity Platforms bei der BMW Group. Mit der Einführung der nächsten Fahrzeuggeneration werde die von AWS betriebene Offboard-Cloud-Plattform etwa das dreifache Volumen an Fahrzeugdaten im Vergleich zur aktuellen Generation von BMW-Modellen verarbeiten. Krämers Ziel ist es, Lösungen zu schaffen, die es BMW ermöglichen, neue datengesteuerte Funktionen zu entwickeln und diese den Kunden weltweit schnell zur Verfügung zu stellen.

Doch die Ambitionen der BMW- und AWS-Verantwortlichen reichen noch weiter. Die gemeinsam entwickelten Lösungen sollen Teil der Branchen-Cloud AWS for Automotive werden. Dieses Angebot soll später auch anderen Automobilherstellern zur Verfügung stehen. Die Auto-Cloud werde Technologien bereitstellen, die OEMs benötigten, um die nächste Generation von softwarezentrierten Plattformen zu entwickeln, verspricht der Cloud-Anbieter. Mithilfe der Software könnten sie Fahrzeug-Datenquellen einfach integrieren, die Entwicklung von Fahrzeug- und Flottenanwendungen beschleunigen und das Lifecycle Management verbessern. BMW werde der erste Automobilhersteller sein, der die Software als Grundlage seiner Cloud-basierten Fahrzeug-Datenplattform nutzt.

BMW packt IT für Vertrieb und Produktion in die AWS-Cloud

BMW arbeitet bereits seit Ende 2020 mit AWS zusammen. Der Autobauer kündigte damals an, in mehr als 100 Ländern Daten und Anwendungen in die AWS-Cloud zu migrieren - in erster Linie IT-Systeme und Datenbanken aus den Bereichen Vertrieb, Produktion und Wartung. Die BMW-Verantwortlichen nahmen sich vor, ihren Cloud Data Hub als zentrale Plattform für das Management von Daten in der Cloud weiterzuentwickeln. Mitarbeitern sollte es erleichtert werden, analytische und datengetriebene Anwendungen zu implementieren.

Ebenso ging es darum, die Transparenz in der Lieferkette zu verbessern. So sollen Bauteile exakt einem Fahrzeug zugeordnet werden können, um Defekte schneller zu beheben oder die Herkunft des Materials zu tracken. Mit Hilfe von Fahrzeugdaten will BMW auch tiefere Einblicke gewinnen, um die Betriebseigenschaften von Teilen vorherzusagen, Wartungsempfehlungen zu geben und Lieferanten über potenzielle Probleme in ihren Fertigungsprozessen zu informieren.