Mit den Herausforderungen und Wünschen europäischer Autobesitzer hat sich die Digitalberatung Publicis Sapient beschäftigt. Insgesamt 5.800 Autofahrer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden wurden befragt. Als wichtigstes Ergebnis ist wohl festzuhalten, dass die Autobauer ihre Kunden nicht kennen. Das bedauern zumindest 58 Prozent der Befragten. Zwei Drittel von ihnen sind sogar der Ansicht, dass ihr Autohändler mehr über sie weiß, als der Hersteller.
Die Hälfte der Befragten gibt an, noch nie Kontakt zum Hersteller der eigenen Automarke gehabt zu haben. Und gerade mal neun Prozent erklären, sie würden zumindest gelegentlich die Webseiten des Autobauers ihres Vertrauens besuchen. Noch weniger, nämlich nur sieben Prozent, interagieren über eine App mit dem Anbieter der Marke - wobei die jungen Fahrer per App häufiger bei ihren Anbietern vorbeischauen als die älteren.
Autobauer nutzen ihre Datenbasis zu wenig
Publicis Sapient kommt zu dem Schluss: "Die Automarken wissen theoretisch eine Menge über ihre Kunden, weil sie Daten in den Connected Cars sammeln. Aber sie nutzen diese nicht ausreichend, um proaktiv mit den Fahrzeugbesitzern zu kommunizieren." Hier liege eine große Chance für den gesamten Automotive-Sektor: Während des Lebenszyklus' eines Autos könnten den Kunden viel mehr Dienstleistungen und digitale Produkte angeboten werden.
An Services rund um vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) sind laut Umfrage 34 Prozent aller Konsumenten interessiert, an Connected-Car-Daten immer noch 18 Prozent. Diese Zahlen mögen gering erscheinen, doch da die meisten Fahrerinnen und Fahrer hier noch keine Erfahrung gesammelt haben und folglich gar nicht so genau wissen, wie solche Services aussehen könnten, ist die Zahl doch stattlich.
Features rund um die Fahrzeugsicherheit finden 44 Prozent der Befragten interessant. Sie wünschen sich beispielsweise Funktionen, um ihr abgestelltes Auto aus der Ferne zu überwachen, oder sie möchten neue digitale Möglichkeiten für mehr Fahrsicherheit nutzen. 16 Prozent sähen auch gerne, dass sich Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und all die anderen um mehr und bessere virtuelle Showrooms bemühen. 15 Prozent können sich zudem In-car-Einkäufe vorstellen, nach dem Motto: Warum im Stau nicht mal eben shoppen gehen? Neun Prozent gehen noch weiter: Sie hätten gerne Virtual- und Augmented-Reality-Angebote im Fahrzeug genutzt.
Die Deutschen möchten einen Terminplaner im Auto
Auf die Autobauer kommt einiges zu, zumal sich die Vorlieben in den Ländern erheblich unterscheiden. Während ein Großteil der Briten gerne zusätzliche Sicherheits-Features auf der Basis von Daten hätte, wünschen sich in Deutschland erstaunliche 28 Prozent die Möglichkeit, ihre Geschäftstermine im Auto schnell und elegant planen zu können. Predictive-Maintenance-Services sind allerdings in allen Ländern begehrt: Jeder dritte Fahrer würde sie jeweils in Anspruch nehmen. Viele würden dafür auch Abogebühren zahlen.
Publicis Sapient empfiehlt den Autokonzernen, sich mehr um ihre Bestandskunden zu kümmern und ihnen vor Augen zu führen, welche Features und Dienste heute schon erhältlich sind. Das würde allerdings eine enge Absprache mit den Händlern erfordern. Diese haben oft die Kundenschnittstelle unter Kontrolle, machen aber nicht unbedingt das Beste draus. Um Aufmerksamkeit für neue Angebote zu bekommen, sollten die Autobauer verstärkt den direkten Kontakt zum Endkunden suchen.
Digitale Services wie Predictive Maintenance oder Connetcted-Car-Daten sind längst machbar, aber viele Kunden wissen es nicht. Ansonsten zeigt die Umfrage einmal mehr, dass Funktionen rund um die Fahrzeugsicherheit über alle Altersgruppen hinweg begehrt sind. Autobauer können Connected-Car-Daten und Personalisierungs-Features nutzen, um Kunden glücklich zu machen und neue Kunden mit einem hohen Sicherheitsbewusstsein hinzuzugewinnen. (hv)