Abschied vom Daten-Treuhand-Modell mit der Telekom

Aus für Microsoft Cloud Deutschland

04.09.2018
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Microsoft will künftig seine Cloud-Dienste in Deutschland in eigener Regie hosten. Bislang hatte der Konzern auf eine Kooperation mit der Telekom als Daten-Treuhänder gesetzt, um so einen Datenzugriff der US-Behörden zu verhindern.
Microsoft will seine Cloud-Dienste künftig selbst hosten und verabschiedet sich von der Microsoft Cloud Deutschland.
Microsoft will seine Cloud-Dienste künftig selbst hosten und verabschiedet sich von der Microsoft Cloud Deutschland.
Foto: Virgiliu Obada - shutterstock.com

Während T-Systems-Chef Al-Saleh vor kurzem noch im COMPUTERWOCHE-Interview die Zusammenarbeit mit Microsoft lobte und das Treuhandmodell hervorhob, scheint man dies bei Microsoft anderes zu sehen. Man will die Microsoft Cloud Deutschland nicht mehr für Neukunden zur Verfügung stellen und keine neuen Dienste mehr bereitstellen. In einem Blogbeitrag kündigt Markus Nitschke, Director Microsoft Cloud Services in Deutschland, an, dass Microsoft künftig Azure, Office 365 und Dynamics 365 in vollem Funktionsumfang aus eigenen Rechenzentren in Deutschland offerieren will. Und das auf der Grundlage der Microsoft-Trusted-Cloud-Grundsätze und sowie einem Angebot an Compliance-Zertifikaten und -Testaten.

Im Gespräch ist auch eine Zertifizierung nach dem Anforderungskatalog "Cloud Computing Compliance Controls Catalogue" (C5). Ferner versichert der Konzern, die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) mit seinen Cloud-Diensten einzuhalten und entsprechende Regelungen in vertragliche Verpflichtungen aufzunehmen. Die Speicherung der Kundendaten erfolge in Deutschland, während die Cloud-Dienste an das weltweite Microsoft-Cloud-Netzwerk angebunden sind.

Zwei RZ in Berlin und Frankfurt

Sein Angebot will Microsoft in Rechenzentren in Berlin und Frankfurt hosten. Azure soll dabei im vierten Quartal des Kalenderjahres 2019 allgemein verfügbar sein. Office 365 folge dann im ersten Quartal des Kalenderjahrs 2020. Dynamics 365 ist dann im Laufe des Jahres 2020 an der Reihe.

Abkehr vom Treuhand-Modell

Die Abkehr vom bisherigen Treuhand-Modell in der Kooperation mit der Telekom begründet Microsoft damit, dass sich in den letzten drei Jahren die Kundenanforderungen spürbar geändert hätten. Im Gegensatz zu damals als Regulierungsvorgaben oder Compliance-Richtlinien im Vordergrund standen, verlangen die Anwender jetzt laut Microsoft umfassendere Funktionalitäten und die Konnektivität zur globalen Cloud-Infrastruktur, die die souveräne Microsoft Cloud Deutschland mit ihrer besonderen Isolierung nicht ermögliche.

Schutz für Bestandskunden

Während Microsoft für die Microsoft Cloud Deutschland keine neuen Dienste mehr bereitstellen will, versichert der Konzern für die Services auch künftig die erforderlichen Sicherheits-Updates auszuliefern. So könnten Bestandskunden nach wie vor die derzeit verfügbaren Cloud-Dienste der Microsoft Cloud Deutschland in Anspruch nehmen. Migrationswilligen Bestandskunden will Microsoft nach Möglichkeit noch in diesem Jahr erste Details zu Migrations-Optionen zur Verfügung stellen.