Als Andreas Schumann vor zwei Jahren bei Aurubis begann, erkannte der CIO schnell: "Die IT wird in einer Flut von IT-Projekten ohne einen strategischen Unterbau aufgerieben. Die rein taktische Steuerung des IT-Portofolios, wie sie bisher praktiziert wurde, ist nicht geeignet, die IT zukunftsorientiert auszurichten."
Die Lösung war ein "IT-Business-Alignment". Zunächst wurden gemeinsam mit dem oberen Management die strategischen Erfolgsfaktoren der jeweiligen Bereiche herausgearbeitet. Im zweiten Schritt wurden auf Expertenebene die Schlüsselprozesse durchgearbeitet und die angestrebten Prozessverbesserungen und IT-Anforderungen aufgenommen. Auf dieser Grundlage entstand eine Liste von IT-Projektkandidaten mit einem geschätzten Budget von rund 50 Millionen Euro. Damit konfrontiert, wurde dem Management deutlich, wie groß die Lücke zum angestrebten Idealzustand war und welche entscheidende Rolle die IT für das Business spielt.
Vor diesem Hintergrund war für Schumann der dritte Schritt der entscheidende. Es galt, aus der Vielzahl der Projektkandidaten diejenigen herauszufiltern, die das Unternehmen langfristig strategisch voranbringen würden. Hierbei zeigte sich, dass der größte Wertbeitrag nicht aus funktionalen Optimierungen oder zusätzlichen neuen Systemen zu erwarten war, sondern dort, wo Prozesse uneinheitlich und ohne funktionsübergreifende Abstimmung abliefen.
Dies war dann auch das Leitmotiv für die Aurubis IT Roadmap (AIR), in der 18 von ursprünglich 48 Projektkandidaten übrig blieben. "Für alle Kernsysteme entwickeln wir zentrale Templates, die auf standardisierten Begriffen, Datendefinitionen und Prozessen aufbauen. Diese werden in alle Werke ausgerollt", sagt Schumann. "Sie werden Prozesseffizienz, Transparenz und werksübergreifende Zusammenarbeit entscheidend verbessern und eine konsistente Informationsbasis für künftige Digitalisierungsinitiativen schaffen."
AIR wurde zum Markenzeichen für ein IT-Rahmenprogramm, das es in diesem Umfang im Unternehmen noch nie gab. Um die Umsetzung zu sichern, sorgte der CIO dafür, dass dem Vorstand und dem Business Kosten und Ressourcenbedarf nicht nur auf Seiten der IT, sondern auch auf Seiten der Fachbereiche klar aufgezeigt wurden und dass die Pflicht zur Mitwirkung Teil des Deals zwischen IT und Business wurde.
Entscheidend für die Umsetzung der Roadmap sind aber die IT-Mitarbeiter: "Wir haben exzellente Experten, die ihre Projekte auch selbst abwickeln. Wenn man jedoch Projekte realisieren will, die ein Vielfaches der IT-Kapazität erfordern, müssen in viel stärkerem Maß externe Partner eingesetzt werden", meint Schumann. "Zu deren Steuerung brauchen wir zusätzlich Projekt-Manager, die sich in eine komplexe und vielfach interdisziplinäre Aufgabe hineindenken wollen, den richtigen Partner fürs Projekt auswählen und mit den Fachabteilungen die Projekte umsetzen können." Diese Leute will Schumann bevorzugt aus eigenen Reihen aufbauen, aber zusätzlich auch durch deutliche Aufstockung des IT-Personals gewinnen.