IDG Studie Sourcing 2017

Aufbruch in die Wolken

02.06.2017
Von 


Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.
Alle glauben an die Cloud, das ist das wichtigste Ergebnis der diesjährigen IDG-Studie zum Thema Sourcing. Und: Full-IT-Outsourcing wird in Zukunft eher seltener genutzt als bisher.
  • Digitalisierung, Cloud Computing und Security sind die wichtigsten Auslagerungsthemen.
  • Onshoring sorgt für die größte Zufriedenheit, aber auch Offshoring macht nicht unglücklich.
  • Software-as-a-Service nutzt heute schon mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen.

Eine Frage am Ende der Studie lautete, wie sich die Befragten die Outsourcing-Realitäten in zehn Jahren vorstellen - zu beantworten nicht durch Multiple Choice, sondern in eigenen Worten. Die Antworten reichten von "die outgesourcten Arbeitsbereiche werden zum großen Teil wieder in die Unternehmen zurückverlagert. IT wird dann wieder 'von Innen' betrieben", über "alles wird aus der Cloud kommen, ultraflexibel und megaskalierbar sein" bis hin zu "alles wird in Asien stattfinden."

Natürlich ist es nicht überraschend, dass niemand die Zukunft des Outsourcings exakt voraussagen kann. Was aber schon verwundert, ist, wie unterschiedlich, die Prognosen von IT-Managern ausfallen, die sich alle - und zum Teil seit vielen Jahren - auf Unternehmensseite mit dem Thema beschäftigen.

Outsourcing wird vielschichtiger

Das Thema ist (noch) vielschichtiger und komplexer geworden. Grund genug, es im Rahmen der diesjährigen Outsourcing-Studie so umfangreich wie noch nie abzubilden. Und natürlich lassen sich daraus - jenseits der genannten Zitate - auch ein paar belastbare Zukunftstrends ableiten. Zunächst zur Outsourcing-Gegenwart. Drei Themen bewegen Unternehmen am meisten - und nahezu gleichermaßen: Digitalisierung, Cloud Computing und Security. Auffällig dabei: Je größer ein Unternehmen ist, desto wichtiger ist aus Sicht seiner Verantwortlichen Digitalisierung.

Das eine oder andere Trendthema vergangener Jahre hat dagegen stark an Bedeutung verloren. Erstes Beispiel: DevOps. Vor zwei bis drei Jahren noch ein Lieblingsthema von Tagungen und Veröffentlichungen aller Art, halten es heuer nur noch 10,7 Prozent der Befragten für relevant.

Zweites Beispiel: Real-Time-Enterprise (9,5 Prozent). Hier stellt sich die Frage, ob wirklich das Thema oder vor allem seine Bezeichnung aus der Mode gekommen ist. Bei Real-Time-Enterprise handelt es sich laut 'Technopedia' um "Technologien, mit deren Hilfe sich Prozesse über unterschiedliche Medien, Systeme, und Unternehmensgrenzen hinweg automatisieren lassen". Solche Technologien spielen aktuell eine größere Rolle als je zuvor. Nur dass wir dabei heute von Digitalisierung sprechen…

Vorteil Onshore

Die Zufriedenheit mit Outsourcing-Projekt ist insgesamt- genau wie vor einem Jahr - sehr hoch. Das gilt sowohl bei der Betrachtung der verschiedenen Regionen als auch bei der von Outsourcing-Arten. Hier macht Full-IT-Outsourcing die Beteiligten am glücklichsten. Zwei Drittel der Befragten (66,7 Prozent) zeigen sich damit "sehr zufrieden" oder "zufrieden". Bezüglich der Outsourcing-Regionen ist die Zufriedenheit beim Onshoring am höchsten, wobei auch Offshoring oft genug genützt wird. Wenn es hier Probleme gibt, dann bei der Kommunikation.

Von externen Experten kaufen Unternehmen erwartungsgemäß vor allem Beratungs- und Entwicklungsleistungen, beide Punkte nannte mehr als die Hälfte der Befragten. Einfacher Grund: Consulting macht (meistens) nur durch Externe Sinn. Und in der Softwareentwicklung ist es zu teuer, alle benötigten Kapazitäten dauerhaft selbst vorzuhalten.

Abgesehen von diesen beiden Punkten spiegelt die Art des Bedarfs an Externen recht gut die Antworten auf die Frage wieder, welche ITler Unternehmen gerne noch anheuern würden - wenn sie sie fänden. Auf den ersten vier Plätzen liegen Projektmanager, Security-, Netzwerk- und IT-Architektur-Spezialisten. Aber auch die meisten anderen Skills sind nachgefragt. Lediglich 19,2 Prozent der Befragten sagen, sie hätten keine Probleme, geeignete IT-Fachkräfte zu finden.

En inhaltlicher Schwerpunkt der Studie lag in diesem Jahr auf dem Thema Cloud Sourcing. Erste Erkenntnis daraus: Je größer der Umsatz und/oder die Mitarbeiterzahl, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Unternehmen Cloud-Lösungen nutzt.

Am mit Abstand häufigsten dreht es sich dabei um Software-as-a-Service (SaaS), das heute bereits 57,6 Prozent der befragten Unternehmen einsetzen. An zweiter Stelle mit 34,7 Prozent liegt Infrastructure- und an dritter Platform-as-a-Service. Wobei letzteres sogar zur Nummer zwei wird, wenn man die Zahlen für "bereits jetzt Nutzung" und "Nutzung geplant" addiert.

Die Zukunft: Cloud und Offshoring gewinnen

Wagen wir auf Basis der Studienergebnisse eine Zukunftsprognose, dann ist zunächst feststellen, dass Outsourcing insgesamt in fünf Jahren deutlich zugenommen haben dürfte.

Offshoring wird beliebter werden, es soll über alle Themen hinweg wachsen. Besonders groß ist der erwartete Anstieg bei Finance/Accounting und beim Application Maintenance. Hier wollen jeweils fünfzig Prozent mehr Unternehmen als heute Dienstleister aus fernen Ländern in Anspruch nehmen.

Betrachten wir die Beliebtheit der unterschiedlichen Bereiche, dann fällt auf, dass sich die Präferenzen nicht allzu sehr verändern. Infrastruktur bleibt auch in Zukunft ein beliebtes Outsourcing-Thema, in fünf Jahren allerdings sollen Anwendungsentwicklung und -betrieb ebenso oft ausgelagert werden - glauben die Teilnehmer der Studie.

Die Antwort auf die Frage nach zukünftigen Strategien ist vielschichtiger. Full-IT-Oursourcing praktizieren heute lediglich 13,2 Prozent der Befragten, in fünf Jahren wollen sogar nur 11,9 Prozent diesen Weg gehen. Dieser Trend ist insofern bemerkenswert, als diese Art des Outsourcings Nutzer bisher am glücklichsten macht. Die Beliebtheit von Teil-Outsourcing bleibt ähnlich wie heute, allerdings wird innerhalb dieser Kategorie selektives ("in einigen Teilen") Auslagern zunehmen und umfangreicheres ("zu großen Teilen") abnehmen.

Über diese drei Antworten hinaus setzen alle Befragten große Hoffnungen auf Cloud-Sourcing, auf das Beziehen von IT-Services aus dem Netz. Heute nehmen 22,3 Prozent der Unternehmen solche Dienste in Anspruch, in fünf Jahren werden es nach eigener Einschätzung 39,9 Prozent sein.

Auch hier ist es aufschlussreich, zwischen selektivem ("in einigen Teilen") und umfangreichem ("zu großen Teilen") Cloud Sourcing zu unterscheiden: Selektives ist längst Realität, wird sogar unter den Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern von jedem Sechsten (16,3 Prozent) praktiziert. Dagegen ist umfangreiches Cloud-Sourcing in dieser Gruppe die Ausnahme, lediglich 4,3 Prozent der Befragten beziehen schon heute "große Teile" ihrer IT-Anwendungen aus dem Netz. In fünf Jahren soll dieser Anteil laut Selbsteinschätzung bei 17,7 Prozent liegen. Der (erwartete) Anstieg dieses Werts ist bei Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern ähnlich eindrucksvoll: 7,4 Prozent heute, 18,4 in fünf Jahren.

Die aktuelle Sourcing-Studie kann in unserem Shop als PDF heruntergeladen werden.