Ziel muss eine langfristige Bindung sein
Die Bedeutung der Kommunikation zwischen Auftraggeber und Dienstleister stellt auch Christian Neuerburg heraus, Director Geschäftsbereichsleitung IT bei der DIS AG: "Der Kunde sollte die Bereitschaft mitbringen, den Personaldienstleister als strategischen Partner zu erachten und mittels offener und transparenter Kommunikation an Bord zu nehmen." So sei das intensive Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden der "zentrale Dreh- und Angelpunkt in der Beziehung zwischen dem Dienstleister und dem Kunden". Dieses Innenverhältnis werde über die Mitarbeiter beider Unternehmen getragen - somit müsse hier eine enge und möglichst langfristige Bindung erreicht werden.
Parallel zum gegenseitigen Vertrauen zählen jedoch auch eher profane Erfolgsfaktoren wie die Geschwindigkeit, berichtet der Manager der DIS AG: "Schließlich senden die Kunden ihre Anfragen an mehrere Dienstleister."
Markus Reefschläger, Geschäftsführer der Geco Deutschland GmbH, verweist an dieser Stelle auf ein Dilemma bei der Beauftragung von Freiberuflern und der dazugehörigen Kommunikation: "In vielen Unternehmen stehen sich IT-Abteilungen, die durch den rapiden technologischen Wandel schnell handeln müssen, und der IT-Einkauf gegenüber, der für eine möglichst kostengünstige und organisierte Beschaffung verantwortlich ist."
Dies berge großes Konfliktpotenzial, da die Zielvorgaben in vielen Unternehmen nicht abteilungsübergreifend verankert seien, warnt Geco-Mann Reefschläger. "Auf der IT-Einkaufsseite erschweren Strategien wie Lieferantenkonsolidierung und Master-Vendoring eine zeitnahe Beschaffung oder schränken zumindest die Beschaffungskanäle ein, während die IT-Abteilung mangels Markterfahrung größere Ausgaben, eine breit gefächerte Lieferantenlandschaft und somit einen hohen administrativen Aufwand stemmen muss." Einkauf und IT-Abteilung sollten sich auf Augenhöhe begegnen, gemeinsam planen und Schnittmengen in den Zielvorgaben festlegen.
Zudem wächst das Interesse an einer direkten Beauftragung von Freiberuflern neben dem Markt der Vermittler, wie aus der Studie der COMPUTERWOCHE hervorgeht. Beliebt bei Auftraggebern und Kandidaten ist der direkte Auftrag, bevorzugt an Freiberufler, die bereits für das Unternehmen gearbeitet und sich empfohlen haben.
Andreas Krawczyk, Chief Operating Officer (COO) von Freelance.de, bestätigt den Trend - auch weil er seiner Online-Plattform in die Karten spielt: "Zunehmend mehr Endkunden schreiben ihre Projekte direkt aus und verzichten auf Dienste der Personaldienstleister." Die Freiberufler würden dieses Vorgehen ebenfalls befürworten und gerne im direkten Dialog mit dem Endkunden stehen: "Kosten und Margen sind hier die ausschlaggebenden Faktoren", betont Krawczyk. Auf seiner Plattform könnten alle Marktteilnehmer wie Endkunden, Systemhäuser, Personaldienstleister und Kandidaten Projekte anbieten und finden.
Jeder sollte die Zwischentöne verstehen
Wenn sich ein Auftraggeber statt für die Online-Plattform für einen klassischen Personalvermittler entscheidet, muss er sich in jedem Fall auf die Besonderheiten der Zusammenarbeit einstellen. Die Chancen für einen Volltreffer steigen, wenn Auftraggeber und Dienstleister in engem Austausch stehen, so das Fazit von Etengo-Vorstand Reuter: "Um ein Projektvorhaben optimal zu besetzen, muss der Auftraggeber dem Personaldienstleister ein möglichst tiefes Verständnis für das jeweilige Projektvorhaben vermitteln."
Es reiche nicht, nur die einzelnen Skills schlagwortartig zu übermitteln - vielmehr gehe es um die Zwischentöne, die bei einem Projektvorhaben mitschwingen: "Je mehr Verständnis wir für das Projekt und den Bedarf des Kunden entwickeln, desto treffsicherer können wir die richtigen Kandidaten auswählen." So bilden IT-Kenntnisse und gezielte Kommunikation auf beiden Seiten die Grundlage für den "Perfect Match". (hk)
Von Alex Jake Freimark, freier Journalist in Bad Aibling
IT-Freiberufler-Studie 2015
Die Studie der COMPUTERWOCHE basiert auf einer strukturierten Online-Befragung von Entscheidern aus den Abteilungen IT und Einkauf in Unternehmen mit bundesweit mehr als 500 Mitarbeitern.
Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich von Dezember 2014 bis zum 5. Februar 2015.
Teilgenommen haben CIOs/IT-Vorstände, IT-Leiter, IT-Projektleiter, Fachbereichsleiter, Einkäufer sowie vergleichbare Funktionen.
Insgesamt haben 460 Personen an der Befragung teilgenommen.
Die IT-Freiberuflerstudie 2015 kann im Online-Shop der COMPUTERWOCHE erworben werden.