Wie ursprünglich von der New York Times berichtet, haben zwei Forscherteams aus der Schweiz und Frankreich die digitalen Äußerungen von "Q", dem vermeintlichen Urheber der QAnon-Bewegung unter die Lupe genommen. QAnon ist nicht nur als eine der größten Verschwörungstheorie-Bewegungen bekannt, sondern deren Anhänger waren nachweislich auch am Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 beteiligt.
Der Ursprung der Bewegung wird einem unbekannten Nutzer zugeschrieben, der im Oktober 2017 auf der für ihre Internettrollkultur bekannten Online-Plattform 4chan vermeldete, Mitglied des engsten Regierungskreises um Donald Trump zu sein und Zugang zu streng geheimen Regierungsinformationen hätte. Sein Pseudonym: "Q". Seine rasch zunehmende Anhängerschaft stört dabei nicht, dass seine kruden Verschwörungstheorien keinerlei nachweisbaren Wahrheitsgehalt aufweisen.
Computerlinguisten vergleichen Sprachmuster
Wer genau hinter "Q" steckt, ist bisher ein Rätsel. Nun wollen Forscher mit Hilfe des digitalen Verfahrens der Stilometrie dem Geheimnis einen Schritt näher gekommen sein. Stilometrie vergleicht charakteristische Merkmale und den Stil eines Autoren in seinen Werken, die dem normalen Leser nicht auffallen würden. Für den Test wurden Beiträge mehrerer Personen verglichen, die im Verdacht stehen, als "Q" immer wieder online Verschwörungstheorien zu publizieren.
Das Team um Claude-Alain Roten und Lionel Pousaz von OrphAnalytics und die französischen Computer-Linguisten Florian Cafiero und Jean-Baptiste Camps wollen durch ihre Analysen herausgefunden haben, dass der Softwareentwickler Paul Furber als einer der Ersten im Jahr 2017 entsprechende Texte verfasst hat. Später habe Ron Watkinson, der eine Website betreibt, auf der weitere Q-Botschaften ab 2018 erschienen, die Leitung von Furber übernommen, so die Wissenschaftler.
"Wir fingen alle an, wie er zu reden"
Wie die New York Times berichtet, bestreiten beide Männer, unter dem Pseudonym "Q" zu schreiben. Sowohl Watkins als auch Furber stritten demnach im Rahmen eines Telefoninterviews ab, Q zu sein. Furber räumte allerdings ein, dass die Q-Texte den seinen sehr ähnlich seien: "Q's Nachrichten übernahmen buchstäblich unser Leben und wir fingen alle an, wie er zu reden."
Laut dem Forscherteam aus der Schweiz liegt die eigene Trefferquote bei etwa 93 Prozent. Die französischen Forschenden um Cafiero und Campsas geben an, dass ihre Systeme den Schreibstil von Watkins in 99 Prozent der Tests und die von Furber in 98 Prozent der Tests identifiziert haben. (bw)