Saleh geht – Mustier übernimmt

Atos verschleißt den nächsten CEO

26.07.2024
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Turbulenzen bei Atos nehmen kein Ende. Mit Jean-Pierre Mustier übernimmt der fünfte Manager in nur zwei Jahren den Chefposten bei dem angeschlagenen IT-Dienstleister.
Die Unruhe bei Atos nimmt kein Ende. Wieder gibt es einen Wechsel auf dem Chefsessel der Franzosen - den fünften innerhalb von nur zwei Jahren.
Die Unruhe bei Atos nimmt kein Ende. Wieder gibt es einen Wechsel auf dem Chefsessel der Franzosen - den fünften innerhalb von nur zwei Jahren.
Foto: T. Schneider - shutterstock.com

Nach einem guten halben Jahr schmeißt Paul Saleh das Handtuch als CEO von Atos. Der Manager habe sich dazu entschlossen, das Unternehmen zu verlassen, und dem Verwaltungsrat seinen Rücktritt angeboten, teilte der französische IT-Dienstleister in einer offiziellen Stellungnahme mit. Das Board habe Salehs Antrag angenommen und den CEO mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden.

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Den Chefposten übernimmt nun Jean-Pierre Mustier. Auf Vorschlag des Nominierungsausschusses habe sich der Verwaltungsrat von Atos einstimmig für die Ernennung des bisherigen Vorsitzenden des Verwaltungsrats zum Chairman und Chief Executive Officer mit sofortiger Wirkung ausgesprochen, hieß es weiter.

Paul Saleh legt nach gut einem halben Jahr sein Amt als Atos-CEO nieder und verlässt den angezählten IT-Dienstleister.
Paul Saleh legt nach gut einem halben Jahr sein Amt als Atos-CEO nieder und verlässt den angezählten IT-Dienstleister.
Foto: Atos

Mit dem erneuten Wechsel an der Spitze kehrt keine Ruhe bei dem angeschlagenen Serviceanbieter ein. Saleh hatte erst im August 2023 als Chief Financial Officer bei Atos angeheuert. Anfang 2024 übernahm der Manager den CEO-Posten bei Atos, nachdem der bisherige Chef Yves Bernaert wegen Meinungsverschiedenheiten über die weitere Strategie dem Unternehmen den Rücken gekehrt hatte. "Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Art und Weise, wie die Strategie angepasst und umgesetzt werden soll, habe ich beschlossen, das Unternehmen zu verlassen", sagte Bernaert, der das CEO-At auch erst im Oktober 2023 angetreten hatte.

Zitterpartie um Atos

Atos kämpft seit vielen Monaten um sein wirtschaftliches Überleben. Nachdem verschiedene Pläne rund um eine Aufspaltung des Dienstleisters, einen möglichen Verkauf und den Einstieg von Investoren gescheitert waren, spitzte sich die Zitterpartie um die Zukunft des angezählten IT-Dienstleisters im ersten Halbjahr weiter zu. Der Kapitalbedarf, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, verdoppelte sich auf rund 1,1 Milliarden Euro.

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Nachdem zuletzt verschiedene Angebote von Investoren und Gläubigern diskutiert wurden, wie der Konzern gerettet werden könnte, sicherte sich Atos kürzlich Finanzmittel in Höhe von knapp 1,7 Milliarden Euro. Darüber hinaus soll eine Zwischenfinanzierung mit 800 Millionen Euro die Liquidität bis zum endgültigen Abschluss eines Restrukturierungsplans sicherstellen.

Schutzschirmverfahren: Gericht entscheidet Mitte Oktober

Aktuell läuft ein beschleunigtes Schutzschirmverfahren vor dem Handelsgericht im französischen Nanterre. Für den 15. Oktober 2024 ist eine Anhörung über die Rechtmäßigkeit des Sanierungsplans angesetzt. "Nach der Genehmigung durch das Gericht wird der Plan durch mehrere Kapitalerhöhungen und die Emission von Schuldtiteln zwischen November 2024 und Januar 2025 umgesetzt", kündigten die Atos-Verantwortlichen an.

Allen Beteiligten dürfte daran gelegen sein, den schlingernden Konzern wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bekommen - gerade für die kommenden Wochen. Schließlich muss sich Atos als Partner und IT-Dienstleister um das Datenmanagement und die Cybersicherheit der Olympischen Sommerspiele in Paris kümmern.